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Rezension

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Inhalt / Meine Meinung:

Erotisches Treiben steht auch im Gedichtband II von André Pfoertner im Mittelpunkt. Aber der Dichter streift diesmal auch andere Themen, in denen man jedoch schnell einen Bezug zur Erotik findet. Sei es durch Verbindungen zu germanischen oder griechischen Sagen oder auch im entfernten Sinne, wie z. B. in den Gedichten zu Anfang, in denen die Naturgewalten im Vordergrund stehen. Denn die körperliche Liebe ist im Grunde doch nichts anderes als ein gewaltiges Naturereignis.

So möchte ich zunächst auf Gedichte wie "Sonnenaufgang" eingehen, in dem deutlich wird, wie gewaltig das Firmament ist, dass selbst imposante Bauten - die wir Menschen als Wunderwerke bestaunen - dagegen nichtig sind. Oder "Der Kosmos" - hier beschreibt André Pfoertner voller Poesie, wie klein ein Menschendasein ist im großen Kosmos. Und dass es doch in diesem gewaltigen Gefüge mit wogt.

Sehr gefallen hat mir u. a. auch das Gedicht "Barockgarten", in dem ich mich in einen duftig-leichten Warmwettertag versetzt fühlte, und mich in einem "Park" umsah. Und wie es an solchen Tagen und Orten nun mal ist, sind die Gedanken so flüchtig wie das Wasser einer sich aufbauenden und dann zerstäubenden Fontäne - und letztendlich so flüchtig wie alles im großen Ganzen.

Ist Pfoertner nun ein großer Poet? Nein, ein kleiner wohl eher. Und ebenso schreibt er auch von sich in "Meine Sonne": "ein unbekannt' Poet". Aber wie so oft im Leben, sollte man beim Kleinen, scheinbar Unbedeutendem, näher hinschauen. Gönnt man Pfoertner diesen Blick, so wird man belohnt. Denn André Pfoertner gelingt in seinen Gedichten stets eins: er bringt etwas nahe. Und das ist sehr viel! Und in einigen Versen überrascht er zudem mit wunderbaren Wortarrangements!

Erfreulich ist zudem, dass André Pfoertner mit Fußnoten Hintergründe offenbart, die für das bessere Verständnis seiner Texte nötig sind. Man muss sie sich nicht mühsam erarbeiten; Pfoertner macht kein Geheimnis daraus, was er sich genau zu der jeweiligen Stelle gedacht hat. Das macht das Lesen umso lehrreicher und intensiver. Lehrreich z. B. wenn es um die alten Sagen geht, so in "Gott Somnus" - ich hatte keine Ahnung, wie alt der Ursprung der Redewendung "Der Schlaf ist der kleine Bruder vom Tod" sein muss. Sie führt mindestens zurück zu dem römischen Gott Somnus, weiß ich durch dieses Gedicht. Intensiv, weil ich z. B. "Pfingstweihe" nicht vollends verstanden hätte. Die Fußnoten erst verraten einer Unwissenden wie mir, wie deutlich und wie deftig (aber sehr erotisch!) das Gedicht ist. Denn hier bedient sich der Dichter der griechischen Mythologie. Die Deftigkeit dahinter zu verstecken, finde ich äußerst gelungen, denn das macht das Leseerlebnis umso intensiver. Nicht pornographisch und doch nichts aussparend. Aber auf sinnliche Art.

Eine sehr schöne Sprache findet André Pfoertner auch in Gedichten wie "Das Mondauge" (ein wahrlich erotischer Traum!) oder "Champagnerfrische". By the way: Was bitte ist Champagnerfrische? Mag es nicht geben, sollte es aber - und wenn, dann sollte sie sich genauso anfühlen wie in diesem Gedicht beschrieben. Sehr schön, auch das! Nahe bringen und beschreiben kann er: Sei es dieses Gefühl von "Champagnerfrische" oder ein Gesicht - so in "Innere und äußere Schönheit". Ganz eigene Worte, ganz eigene Bilder. Mein Kompliment!

Da möchte ich nur hoffen, dass André Pfoertner mit "Der Tod des Dichters" nicht das absterben seiner dichterischen Fähigkeit gemeint hat, sondern lediglich das (allerdings vortrefflich) geschilderte Gefühl des Versiegens der Dichtkunst, wenn der Dichter ausgelaugt ist. Möge er sich rasch erholen und uns aufs Neue mit seinen (erotischen) Gedichten berühren. (Petra)

geht es zur Rezension von "Cogitative Erotik I".

Bewertung: ***

( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Infos: 75 Seiten, Taschenbuch-Ausgabe, Cornelia Goethe Literaturverlag, 7,40 €

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© 1998 Buecher4um, erstellt am 04.01.2006, letzte Änderung am 27.02.2006, Layout by abrakan