Melrose Plant möchte - zum Entsetzen
seines trinkfesten Freundeskreises aus dem "Jack & Hammer"
- Long Piddleton den Rücken kehren, für eine Weile zumindest.
Ein Küstenort in Cornwall erscheint ihm dafür genau richtig, und
so mietet er "Seabourne"
an, das verlassene Haus der Familie Bletchley, dessen Aura einem
alten Schwarz-Weiß-Thriller entsprungen zu sein scheint. Vier
Jahre zuvor ertranken hier die zwei kleinen Kinder der Vermieter
unter nie geklärten Umständen.
Kurz nach Melroses Einzug überstürzen
sich die Ereignisse. Chris Wells, Mitinhaberin des "Woodbine"
Teesalons, verschwindet spurlos. Ihr Neffe John, mit dem sich
Melrose angefreundet hat, ist verzweifelt und hat dafür keine
Erklärung. Zur gleichen Zeit wird in der Nähe eine weibliche
Leiche gefunden. Commander Macalvie, dem der Tod der Kinder, zu
dem es eine Verbindung zu geben scheint, keine Ruhe lässt, nimmt
sich der Sache an.
Meine Meinung:
Das Aufschlagen des inzwischen 16. Bandes
der Inspector Jury-Reihe ist, wie so oft bei Krimiserien, ein
Wiedersehen mit guten, alten Freunden, die man eine Weile
entbehren musste. Und doch wird es für LeserInnen, die die Reihe
gut kennen und lieben, nicht langweilig. Über die längst
vertrauten Romanfiguren erfährt man wieder etwas Neues, der Humor
ist auf wohltuende Weise etwas leiser, die altbekannten 'running
gags' (Agatha, Vivians Nicht-Hochzeit) verhaltener geworden. Die
melancholische Stimmung und die Einsamkeit der Protagonisten
scheinen sich von Roman zu Roman zu steigern und werden durch den
tragischen Verlauf der Ermittlungen noch unterstrichen. Im
vorliegenden Band steht zum ersten Mal Melrose Plant im
Mittelpunkt der vielschichtigen Handlung. (Aber keine Sorge, auch
Jury schaut vorbei.) (© Fevvers 2003)