Nach einem Vorwort von Patricia
Highsmith über ihre Zeichnungen folgen rd. 100 von Daniel Keel
ausgewählte Bilder von Patricia Highsmith. Im Anhang sind nähere
Angaben zu den Bildern (Entstehungsdatum, Titel des Bildes falls
vorhanden, kurze Erläuterungen zum jeweiligen Motiv)
abgedruckt.
Meine Meinung:
Unter den vorliegenden
Zeichnungen und Malereien finden sich u. a. Kohle- und
Tusche-Zeichnungen, Aquarelle und gar mit Kuli ins Notizbuch
flüchtig gesetzte Zeichnungen. Eines jedoch haben sie alle
gemeinsam: sie sind persönlich. Patricia Highsmith malte was sie
liebte, was sie faszinierte und inspirierte. Hierzu gehören
Menschen, besonders wenn sie sich alleine glaubten. Es sind intime
Zeichnungen, die den Menschen so zeigen, wie er ist, wenn er keine
Rolle zu besetzen hat. Aber auch Katzen und Schnecken, die sie so
liebte, hat sie viele Bilder gewidmet. Weiter sind Szenen und Orte
skizziert und gemalt, die den Betrachter für einen kurzen Moment
mit Patricia Highsmiths Augen sehen lassen, worauf sie einst
bewundernd blickte, wie z. B. der Blick aus dem Fenster eines
Hotels oder einer Pension, der sie zu der einen oder anderen ihrer
Krimihandlungen inspirierte.
Die in diesem Band
veröffentlichte Auswahl zeigt auch ein wenig biographisch
Patricia Highsmiths Leben in Bildern, zumal sie chronologisch nach
Entstehungsdatum angeordnet sind. Des Weiteren erwartet den
Betrachter im Anhang ein kleiner, auf die Bilder abgestimmter
Lebenslauf, der hilft, auf den Spuren von Highsmith zu wandeln. Wo
stand sie im Leben, als das jeweilige Bild entstand? Darüber gibt
XXX in dieser kurzen biographischen Notiz Auskunft.
Am meisten haben mich ihre Bilder
mit sparsamer Strichführung beeindruckt. Mit wenigen Strichen
erzeugt sie Stimmungen, aber auch präzise Abbildungen von Mensch
und Tier. Die Präzision liegt hier jedoch weniger in der
Darstellung des Körpers, als vielmehr in der Ausstrahlung des
Charakters des Portraitierten. Was das Körperliche anbelangt,
bleibt sie sogar eher ungenau. Hier ähneln sich ihre Bilder und
ihre Bücher. In ihren Büchern spürt sie die Seele in allem auf:
in Mensch, in Tier, ja, gar in Orten und Räumlichkeiten. In ihren
Bildern tut sie m. E. nichts anderes. Und es gelingt ihr ebenso
erstaunlich und meisterlich wie in ihren Büchern, durch die sie
Weltruhm erlangte.
Dieser Ruhm war ihr stets
unwichtig. Das wird deutlich wenn man sich etwas näher mit dem
Menschen Highsmith befasst. Patricia Highsmith bleibt, auch Jahre
nach ihrem Tod, eine faszinierende und unergründliche
Persönlichkeit. Sie lebte zurückgezogen und ließ ungern die
Außenwelt Einblick in ihr Leben nehmen. Ihre Künstlerische Ader
war das einzige, was mit aller Gewalt an die Öffentlichkeit
drängte, spätestens nach der Veröffentlichung von „Zwei
Fremde im Zug“; Alfred Hitchcock erwarb die Filmrechte eine
Woche nach Erstveröffentlichung des Buches.
Der andere Bereich, in dem sie
künstlerisch tätig war, die Malerei, blieb weitestgehend
unbekannt. Sie wollte nicht, dass ihre Bilder in Ausstellungen
oder einem Band wie diesem veröffentlicht werden. Erst spät,
kurz vor ihrem Tod, gab sie Daniel Keel, Verleger des Diogenes
Verlages, die Einwilligung, dass er ihre Zeichnungen nach ihrem
Tode veröffentlichen dürfe. Die Umsetzung in Form des
vorliegenden Buches ist ein Geschenk. An jeden Menschen der sich
gern durch Bilder verführen und inspirieren lässt. Darüber
hinaus jedoch auch an jeden, der mehr von der außergewöhnlichen
Patricia Highsmith erfahren möchte. Denn über sie und ihre Leben
geben ihre Bilder, die stets persönlich und nie allgemein
gehalten sind, visuell Auskunft.
Seit Jahren bin ich faszinierte
Patricia Highsmith-Leserin. Ihre Bücher sind ebenso
unergründlich wie die Autorin selbst es wohl war. Ihre Bilder
sind es ebenfalls. Sie laden ein zum schauen, zum versinken - ganz
sicher wird jeder etwas darin sehen, vor allem aber etwas fühlen.
Denn es sind beseelte Zeichnungen und Malereien, die auf mich eine
ebenso unerklärliche Faszination ausüben wie ihre Bücher.
Einen großen Dank an den
Diogenes Verlag für diese Offenbarung. Zudem so wunderbar
kommentiert und in wunderschöner Ausstattung und einladendem
Format gehalten. (Petra)
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