Zurück zu neuere Bücher Zurück zu Buchbesprechungen Juni 2002
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Picoult, Jodi
Auf den zweiten Blick:
Inhalt:
Eine völlig verstörte Frau, die nicht weiß, wer sie ist, wird von dem indianisch-stämmigen Polizisten Will Flying Horse aufgegriffen. Nach Tagen meldet sich der Ehemann. Es ist der gefeierte Filmschauspieler Alex Rivers. Liebevoll nimmt er sich Cassies an, versucht, ihre Erinnerung zu wecken: an ihre erste Begegnung, das harmonische Zusammenleben im Rampenlicht von Hollywood, ihre Arbeit als renommierte Anthropologin. Aber Cassie sperrt sich, gespenstische Bilder ängstigen sie. Als sie schließlich hinter das Geheimnis ihrer Ehe kommt, bleibt ihr nur die Flucht zurück zu Will, der sie bei seiner Familie im Indianerreservat versteckt. Doch noch kann sich Cassie nicht von ihrer großen Liebe lösen.
Meine Meinung:
Obwohl dieser Roman inhaltlich nicht viel mit dem tollen Thriller "Die einzige
Wahrheit" zu tun hat, bemerkt man doch den wundervollen Stil der Autorin auch in
diesem Werk. Die Geschichte entwickelt sich fließend und obwohl sich mehr auf der
zwischenmenschlichen Ebene abspielt, als in der eigentlichen Handlung, hat mich das Buch
keine Sekunde gelangweilt. Es hat eine wundervolle Intensität in der Zeichnung der
Charaktere von Cassie und Alex. Die Personen haben eine Tiefe und Vielschichtigkeit, die
einem manchmal Angst machen, weil sie zu real und nahvollziehbar sind. Erwartet man nach
der Inhaltsangabe eine Art Psychothriller, gespickt mit einem Ehedrama, wird man
enttäuscht, allerdings positiv. Dieses Werk hat viel mehr zu bieten. Es ist eine
Liebesgeschichte, ein Drama, eine Geschichte über Zerstörung, Liebe und Neuanfang.
Wieder einmal war ich von dem Können der Autorin begeistert, scheinbar alltägliche
Themen in einer fesselnden Art und Weise zu beschreiben,
die den Leser auch lange nach Beendigung nicht los läßt und in Gedanken weiter
beschäftigt. Ich hatte den Eindruck, daß Jodi Picoult ein unheimliche gutes Gespür für
die zwischenmenschlichen Beziehungen hat. Den inneren Selbstzweifel und die Selbstaufgabe,
die zur Hörigkeit führt.
Wenn mir etwas negativ an diesem Buch aufgefallen ist, dann vielleicht, daß die
Geschichte um Will, seine Identitätskrise als Indianer, etwas abgedroschen wirkte und
etwas überzogen war. Für meinen Geschmack dann doch etwas zuviel.
Besonders zu erwähnen sind aber noch die kurzen Sagen und Geschichte verschiedener
Naturstämme, die die Autorin zu beginn der Kapitel aufführt.
Fazit: Schwer zu beschreiben, aber eine Autorin mit echtem Potential! (Tara)
Bewertung: * * *
( * schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)
Infos zum Buch:
TB; Piper Verlag; 448 Seiten; 8,90 EUR