Hallo zusammen,
Fevvers hatte letztes Jahr die geniale Idee sich mit Petra, Steffi und mir am Bloomsday zu treffen. Was für ein toller Einfall war das zum damaligem Zeitpunkt. Letztes Jahr im August (wir trafen uns in Meersburg) war alles noch so fern. Doch wie schnell verging die Zeit und an diesem Wochenende war es dann tatsächlich soweit. Wir trafen uns am Wochenende in Zürich! Nach Dublin wohl die schönste und naheliegendste Örtlichkeit diesen Tag bzw. das Wochenende dort zu erleben, wo James Joyce begraben liegt. Was wir nicht wußten war, daß Elias Canetti ganz in Joyces Nähe liegt. Aber nicht nur James Joyce und Elias Canetti haben ihre letzte Ruhe in Zürich gefunden, sondern auch Thomas Mann, der auf der anderen Seite des Zürcher Sees in Kilchberg begraben ist, nebst Frau und Kinder. Und ganz in der Nähe ist das Grab von Gert Westphal, der uns unvergessene schöne Hörstunden aus Thomas Manns Werk bescherte.
Mich haben die Erlebnisse berührt. Da lagen die großen Männer der Literatur, deren Werk unvergessen ist und auch die Personen selbst, was die kleinen und größeren Steine auf den Gräbern, die Besucher mitbrachten, bewiesen.
Denn Thomas Mann hatte ja auf seinem Schreibtisch ebenfalls einen Stein liegen, der für Inspiration so mancher Metapher diente; als nährender Stein, als Erd-Brust, da sein Stein einen Einschluß oder Erhebung hatte, das an eine Brust erinnert usw..
Beide Gräber, Thomas Manns wie auch James Joyces, sind schlicht und einfach gehalten. Bei Thomas Mann ziert ein Steinquader das Grab und seine Daten sind in Römischen Zahlen geschrieben, wobei wir uns fragten, ob das einen bestimmten Grund hat. Zumindest sind wir uns einig, daß es zu der Persönlichkeit Thomas Manns passt.
Bepflanzt war das Grab am Fuße des Quaders mit gelben zarten Blüten, eine Bodendeckerpflanze, die viele Bienen anlockt, ein leises Gesumm konnte man wahrnehmen neben der umfassenden Stille.
James Joyce Grab hingegen besticht neben seiner Schlichtheit, nämlich eine liegende Steinplatte mit seinen Daten und den Daten seiner Familie (ausgenommen Lucia) mit einer niedrigen Buchsumrandung, noch die dahinter aufragende Bronzestatue: James Joyce lässig in sitzender Haltung, den obligatorischen Stock an sein Bein gelehnt, in einer Hand ein Buch, sicherlich sein Ulysses, doch mit seinen bebrillten Augen schaut er nachdenklich in die Ferne. Als ob er an Ulysses denkt oder vielleicht an sich selbst als Künstler in jungen Jahren.
Dieser Friedhof in Fluntern war zwar nicht so hell beschienen wie der auf dem Kilchberg, doch es hatte die Atmosphäre eines Waldfriedhofes und in der Nähe durchbrachen die Schreie eines Pfaus die sakrale Ruhe. Das hatte schon etwas aus der griech. Mythologie und vielleicht wachen ja Argosaugen über James Joyce Grab.
Erholungspausen verschafften wir uns am Zürcher See mit erfrischenden Getränken, einen Besuch bei Schwarzenbach mit leckeren Kaffee, oder einem Eis ( wobei man in der Schweiz Glace sagt, gell Fevvers?), in den Kirchen die mit imposanten Fenstern aus Achatscheiben aufwarten. Wir haben viel erlebt, gelacht und geschwiegen. Das Wetter war wie bestellt, sogar das Gewitter zog vorbei, zumindest kam es nicht dort an wo wir uns befanden.
Es waren unvergessliche Tage!
Danke!