von Petra » Sa 17. Mär 2018, 15:15
Hallo zusammen,
John Updike begeistert mich immer wieder, so auch dieses Mal! Der scharfe kritische Blick, mit dem er auf seine Figuren schaut, ist brillant. Er liebt sie alle, aber kann (will) es nicht zeigen. Denn genauso sind seine Figuren auch. Viel zu sehr sind sie ausgefüllt von den eigenen Unzulänglichkeiten, die sie selbst nicht erkennen, und mit denen sie sich selbst im Weg stehen. Und werden ihnen ihre Schwächen zum Vorwurf gemacht, sind sie vollauf damit beschäftigt, die Vorwürfe abzuwehren. Erkenntnis ist da nicht zu erreichen. John Updike übersieht ihre Schwächen nie. Er hat sie stetig im Blick, und hört nicht auf daran herumzurühren.
Ich genieße jede Zeile!
Ihr habt auch ganz tolle Bücher zur Hand:
@Steffi: Du liest „Das Leben des Vernon Subutex“, wie toll! Ich bin so gespannt auf das Buch. Deinen Eindrücken werde ich mit großem Interesse lauschen. Der moderne Stil war auch etwas, das mich angesprochen hatte beim reinlesen. Bitte berichte weiter.
@Yvonne: Dein Wiener Krimi klingt schön. Manchmal braucht es gar keine spektakuläre Krimihandlung, wenn die Figuren und die Atmosphäre stimmen. Und die von dir zitierten Sätze aus „Ich treffe dich zwischen den Zeilen“ fand ich sehr ansprechend. Bestimmt ein schönes Buch.
Im Hörbuch „Der Frauenchor von Chilbury“ wird tatsächlich mit verteilten Rollen gesprochen. Bekommt der Art, in der das Buch erzählt wird (Tagebucheinträge verschiedener Personen) bestimmt gut, das glaube ich auch.
@Maria: Roberto Bolaño liest du ja gern, ich wünsche dir viel Lesefreude mit den Erzählungen!
@Sonja: Dass ich dich gleich ein wenig beruhigen konnte bezüglich der Gespräche zwischen Settembrini und Naphta, freut mich. Ich bin schon gespannt wenn du dich zu uns gesellst.
An das Gespräch über die Zigarren kann ich mich noch gut erinnern. Ich glaube das ist die Stelle, wo Hans Castorp die Gelegenheit am Schopfe packt, sich bei Hofrat Behrens das Porträt Clawdias anszuschauen. Auch köstlich, die Szene. Der ist schon einer!
Jetzt hast du mich auf „In Frühlingsnächten“ neugierig gemacht, liebe Sonja!
Dass darin das Stück „Clair de lune“ von Debussy solch eine große Rolle spielt, ist reizvoll! Aber ein näherer Blick auf das Buch und die Autorin, macht es noch reizvoller. Und bringt mich auf „Wenn die Mondblumen blühen“, das offenbar ein im Jahr 2009 wiederentdeckter Roman aus dem Jahr 1962 der Autorin ist. So kommt man wieder von einem aufs andere, nicht wahr? Kennst du auch „Wenn die Mondblumen blühen“?
Deine Gedanken zum Bücher erst noch mal in der Buchhandlung liegen lassen finde ich sehr gut! Und ich halte es seit ein paar Jahren (diese Woche ausgenommen – siehe Buchkauf-Thread) auch so. Aus verschiedenen Gründen. Mich erdrücken zu viele Sachen (auch Bücher) mittlerweile mehr, als das sie mir Freude schenken. Und ein Buch, das mit darf, muss inzwischen eines sein, das ich wirklich dringlich haben und lesen möchte. Weil ich weiß, dass es sonst eines ist, das liegen bleibt. Und womöglich irgendwann gar nicht mehr interessant für mich ist. Lieber liegen lassen, und irgendwann holen, wenn es dringlich wird. Dringlich muss nicht zwingend heißen, dass ich es sofort lesen will. Aber es muss heißen, dass es gegen die Bücher, die ich dringlich lesen möchte. Konkurrieren kann. Sonst käme es auf immer zu kurz, und raubt mir nur Platz und ist Ballast. Allerdings kenne ich auch das Gefühl, ein Buch liegen gelassen zu haben, und abends zu denken, warum hast du es denn nicht mitgenommen. Und wenn mich dann in der nächsten Zeit mein Weg nicht wieder an der Buchhandlung vorbei führt, bestelle ich es, was ich im Grunde schade finde. Viel lieber würde ich es persönlich kaufen. Dass unsere schöne Bahnhofsbuchhandlung mir auch demnächst die Gelegenheit gibt, ganz bald zurückzukehren, um das gewünscht Buch mitzunehmen, ist ein wundervoller Gedanke!
Dass du „Unter dem Netz“ abgebrochen hast, hast du richtig gemacht, Sonja. Je älter ich werde (und auch im Hinblick darauf, dass wegen meiner Erkrankung lange gar nicht klar war, ob ich überhaupt noch mal ein Buch lesen kann), umso kostbarer ist mir meine Lesezeit. Dass es hier im Forum gleich zwei Abbrüche von Büchern von Iris Murdoch gab, beunruhigt mich. Aber beide scheinen Überzeichnungen zu haben, die – so hoffe ich – dem Roman „Das Meer, Das Meer“ fehlen. Aber gut zu wissen, dass diese Überzeichnungen auch in „Unter dem Netz“ zu finden sind. Mir liegt sowas meistens nicht.