Liebe Barbara,
das ist ja schade, dass es Dir nicht so ganz gefällt/liegt. Aber an so etwas kann man nichts machen. Manchmal ist es der falsche Zeitpunkt oder einfach eine Thematik, die einen nicht so interessiert/packt...
Barbara hat geschrieben:Das ist vielleicht etwas zu viel "Romantik" und "Seichtes".
Klar, Romantik kann man Jane Austen nicht absprechen. Für mich persönlich waren diese romantischen Aspekte jedoch beim lesen damals nur Beiwerk (eigentlich ist mir sowas ganz schnell zu viel oder zu süßlich - hier mochte ich die Romantik aber, was sicher auch dazu BEIGETRAGEN hat, dass mir der Roman so AUßERORDENTLICH gut gefallen hat). Was mich letztendlich so sehr an diesem Roman fasziniert war, dass Jane Austen die Gesellschaft, in der sie lebte, so genau beobachtet und uns geschildert hat! Es hat mir einen Blick und ein Verständnis für die Themen damals vermittelt. Auch wenn mir das mit meinem modernen Verstand auch zu viel um Männer kreist, um Heirat, um eine gute Partie, so weiß ich durch sie doch, wie verdammt wichtig es für die Frauen damals war! Sie konnten verarmen (sogar ihre Familien mit in die Armut treiben - das ging auch in dem Film "Miss Austen regrets" letztens noch so schön für mich hervor! Jane Austens Mutter wirft Jane vor, dass sie die ganze Familie in die Armut droht zu reißen, nur weil sie damals so stolz war und nicht geheiratet hat, nur weil sie den Mann, der um ihre Hand angehalten hatte, nicht geliebt hat. Jane Austen hat sich gegen eine Heirat ohne Liebe entschieden) und sogar die ganze Familie konnte wegen so etwas verarmen. Kein Wunder also, wie sich in Jane Austens Romanen alles ums heiraten dreht und die Mütter ganz wild darauf sind, dass ihre Kinder eine gute Partie machen. Es bedeutete ein gesichertes Leben (für Tochter und je nachdem auch einen Teil ihrer Familie) oder eben Armut und zudem gesellschaftliche Verachtung.
Ich fand diese Themen hochgradig interessant! Und möchte gern mehr davon. Besonders, da - hier komme ich auf eine weitere Frage von Dir - sie das in verschiedene Facetten getan hat. So freue ich mich als nächstes auf "Verführung". Dort geht es einmal anders herum. Heldin verliebt sich in einen mittellosen Mann und heiratet ihn deshalb nicht. Später kommt dieser aber zu Geld. Damit die beiden zusammen kommen können, müssen - so stelle ich mir den Inhalt jedenfalls vor - Missverständnisse ausgeräumt werden. Denn es sieht ja jetzt so aus, als würde sie ihn nur MIT Geld wollen...
Beim schauen des Films "Miss Austen regrets" wurde mir auch nochmal eindringlich bewusst, wie kompliziert und schmerzvoll die Liebe damals gewesen sein muss. In den meisten Fällen wird es wohl so gewesen sein, dass man aus Vernunftsgründen geheiratet hat, das Herz aber (früher oder später) für jemand anderen schlug. Es ist in der modernen Zeit ja schon kompliziert und schwer genug, einen Menschen zu finden, den man aufrichtig liebt und der diese Gefühle erwidert. Aber was die Menschen durch ihren Standesdünkel und die (nicht vorhandene) Absicherung der Frauen damals noch für Keile zwischen Liebende getrieben haben, das stelle ich mir ganz furchtbar vor!
Und meistens ging es gewiss anders aus als in Jane Austens Romanen. Aber sie hat dieses Thema damit sehr gut bearbeitet und durchleuchtet.
Wie gesagt, ich habe bisher nur ein Buch gelesen (aber auch noch Filme von "Sinn und Sinnlichkeit" und "Emma" gesehen), aber soweit ich weiß, ist z. B. auch "Northanger Abbey" wieder etwas anderes. Dort nimmt m. W. Jane Austen die damals so angesagten Schauerromane aufs Korn. Ich stelle mir das äußerst interessant und natürlich auch amüsant vor!
Noch etwas zur Ironie. Ich denke für damalige Zeiten war sie schon sehr direkt und unerhört (besonders da sie ja Menschen der oberen Gesellschaftsschicht damit angreift - da musste man gewiss vorsichtig sein. So frei reden wie heute durfte man ja nicht. Zudem schickte es sich natürlich nicht). Ich glaube wir dürfen sie nicht mit unserem modernen Auge und Verstand beurteilen. Sondern müssen uns auf sie und ihre Zeit einlassen. Ich kann aber verstehen, wenn ihre Romane trotzdem nicht zünden. Denn es ist ja immer eine Frage, ob man sich mit den Themen gerade befassen möchte oder nicht. Wie anfangs schon gesagt: Vielleicht der falsche Zeitpunkt oder aber die Thematik interessiert den einen halt mehr und den anderen weniger. Und je weniger einen die Thematik interessiert, umso mehr Raum nimmt natürlich der romantische Aspekt in dem Roman ein.