Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

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Re: Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

Beitragvon Petra » Mi 19. Jan 2011, 15:11

Hallo zusammen,

ich befinde mich gerade auf einem Bauernhof in den Niederlanden, in einem Dorf namens Waterland. Dort ist es sehr karg. Keine Abwechslung. Jeden Tag das gleiche. Helmer führt den Hof, seit sein Vater zu alt und zu krank dafür geworden ist. Helmer möchte Neues in sein Leben lassen, frischen Wind auf den Hof bringen. Und es gelingt ihm. Aber so einschneidend die Veränderungen für jemanden wie ihn sein mögen, so kümmerlich sind sie für jemanden, der es von außen betrachtet. Ja, so ist es. Wir Menschen können uns ändern, aber das geht nur sehr langsam. Und wer ein Leben wie Helmer hinter sich hat, der kann da auch nur ganz kleine Schritt tun. Und froh sein, wenn er seinem Leben überhaupt noch in irgendeiner Form eine andere Richtung geben kann. Die stupide Eintönigkeit und Fremdbestimmtheit seines Lebens hat ihn abgestumpft.

Ich leiste ihm sehr gern Gesellschaft. Eine sehr schöne und karge Geschichte, die mich berührt. Auf seine ganz leise Art vielleicht sogar eindringlicher, als laute Töne es könnten. Und die Sprache ist ebenfalls angemessen karg. Keine Wendung zu viel, keine überflüssige Bewegung darin.

@Didonia: Die Zeit im ersten Weltkrieg ist sicher aufregend. Ja, die Begeisterung, mit der so manch ein Mensch in den Krieg zieht, erschreckt mich. Da darf man ja mal gespannt sein, wem dieser Krieg Gutes bringt. Sicher den wenigsten!

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Liebe Grüße,
Petra


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Re: Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

Beitragvon Trixie » Mi 19. Jan 2011, 15:14

Hallo alle,

ich verfolge gespannt die Entwicklungen in Kenia im Juli des Jahres 1920: Es ist noch nicht offiziell, doch demnächst wird das britische Protektorat Ost-Afrika zur Kronkolonie Kenia werden. Aber das beschäftigt Jade del Cameron, die Protagonistin meines aktuellen Lesetoffes (Suzanne Arruda: The Leopard's Prey), im Moment herzlich wenig. Denn zum einen arbeitet sie gerade für einige Amerikaner, die Tiere für amerikanische Zoos einfangen, zum anderen steckt sie tief in den Ermittlungen zu einem kuriosen Mordfall, in welchem die Polizei sie und vor allem Sam Featherstone als Hauptverdächtige sieht.

@Didonia: Jade und Sam haben den Ersten Weltkrieg übrigens hinter sich, aber in verschiedener Weise wirkt er in ihrer beider Leben immer noch nach.

Gruß,
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Re: Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

Beitragvon Didonia » Mi 19. Jan 2011, 15:27

Hallo Petra,
so sehr viele Auswirkungen hat der Krieg auf Riverton Manor noch nicht, bis auf dass Grace nun mehr Arbeiten zu verrichten hat.

Hallo Trixie;
die Namen sind mir gerade nicht geläufig. Tauchen die vielleicht später in dem Buch auf?


Ich bin ja noch ziemlich am Anfang.
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Re: Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

Beitragvon Trixie » Mi 19. Jan 2011, 16:37

Hallo Didonia,

oh, da habe ich mich mißverständlich ausgedrückt: Jade und Sam sind Figuren aus meiner Lektüre. Ich habe sie nur erwähnt, weil dein Buch ja zu Beginn des Ersten Weltkriegs handelt. Jade und Sam waren beide in diesem Krieg aktiv: Jade als Fahrerin eines Ambulanzwagens und Sam als Pilot. Die Erlebnisse und Verluste, die sie in diesem Krieg erfuhren, wirken sich auch noch zwei Jahre nach seinem Ende auf sie aus und spielen immer wieder eine Rolle für die Handlung dieser Romanreihe.

Gruß,
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Re: Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

Beitragvon Didonia » Mi 19. Jan 2011, 16:42

Hallo Trixie,

und ich dachte schon... :D

So ein Krieg wird einem Menschen wohl ewig im Gedächtnis haften bleiben. Ich mag mir das gar nicht vorstellen müssen.
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Re: Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

Beitragvon YvonneS » Mi 19. Jan 2011, 16:52

Petra hat geschrieben:
Ich leiste ihm sehr gern Gesellschaft. Eine sehr schöne und karge Geschichte, die mich berührt. Auf seine ganz leise Art vielleicht sogar eindringlicher, als laute Töne es könnten. Und die Sprache ist ebenfalls angemessen karg. Keine Wendung zu viel, keine überflüssige Bewegung


Das hast Du sehr gut auf den Punkt gebracht, Petra. Als ich das Buch vor 2 Jahren las, waren meine Empfindungen dieselben. Die karge, teilweise wie erstarrt wirkende Erzählweise machte einem die innere Leere von Helmar und sein in starre Eintönigkeit versunkenes Leben richtig bewusst. Das schwierige Vater-Sohn-Verhältnis und dann Helmars behutsamer, nur in kleinsten Schritten vollzogener Ausbruch aus seinem Leben voller verpasster Chancen. Ein sehr leises Buch, das bei mir einen langen Nachhall hinterlassen hat und eines meiner Lesehighlights 2009 war.
Liebe Grüße
Yvonne



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Re: Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

Beitragvon Petra » Mi 19. Jan 2011, 17:08

Hallo Yvonne,

vielen Dank - Deine Resonanz hat mir richtig gut getan! Dieses Buch bedrückt mich in meinem innersten. Ich liebe Bücher, die das schaffen! Mit Helmer dürfen wir Leser einen Menschen begleiten, der - das hast Du sehr schön beschrieben, Yvonne - in der Starre seines Lebens gefangen ist. Seine kleinen (für ihn sicher sehr großen) Ausbruchversuche führen uns vor Augen, wie wenig es einem Menschen gelingen kann, wer so festgefahren ist. Und das schlimme ist, es gibt sie, diese tragischen Menschen, die gehemmt wurden durch einen Elternteil. Und Helmer hat sich noch gegen etwas anderes zur Wehr zur setzen: Sein zweites, besseres Ich. Seinen Zwillingsbruder. Wie eindringlich solche Szenen, wie die, wo der Knecht vom Vater getadelt wird und er Helmer anschaut. Und Helmer als erwachsener Mensch erkennt, dass der Knecht ihn nur angeschaut hat, weil er alleine (also ohne Henk) dort stand. Ebenso Riet. Ja, verpasste Chancen, ein Schattendasein, im Dienste der Erwartungen des Vaters, die er nie erfüllen konnte (alles was er in der Schule geleistet hatte, war ja auch nicht nennenswert und wurde verhöhnt). Und dann auch noch das Leben des Bruders führen zu müssen (aber zusätzlich allein, ohne Frau und mögliche Kinder).

Wie kaputt ihn das alles gemacht hat, zeigen die Szenen, wo sein Vater auf Toilette muss. Und er ihm einfach sagt: "später"
Und Szenen, in denen deutlich wird, dass er ihn einfach am liebsten endlich los wäre. Das hört sich unmenschlich an. Aber der Vater hat es sich selbst zuzuschreiben. Auch das wird ganz leise erzählt. Aber Helmers Reaktion zeigt bedrückender als Worte es könnten, wie kaputt der Vater ihn gemacht hat.

Was für ein Buch! Ich kann es gut verstehen, dass es eines Deiner Highlights 2009 war!

Ich habe übrigens eben erst Deinen Blog entdeckt! Der ist ja toll... da schaue ich mich die nächsten Tage mal ausgiebiger um! Lesen und Wolle... wenn das mal nicht meine Themen sind! :mrgreen:
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

Beitragvon Lexa » Do 20. Jan 2011, 20:40

Hallo,

das ist eine echt gute Idee, einen solchen thread zu eröffnen. Also ich binefinde mich gerade tatsächlich ausmahmsweise einmal in Deutschland im Taunus. :) Auch deutsche Literatur kann durchaus ihren Reiz haben, wie ich an diesem Buch erkennen musste. :)
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Re: Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

Beitragvon Binchen » Do 20. Jan 2011, 21:56

Hallo Lexa,

bist Du mit Nele Neuhaus unterwegs? Oder wer schreibt Dich in den Taunus - und womit?
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Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
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Re: Literarische Weltkarte - wo befindet ihr euch?

Beitragvon steffi » Fr 21. Jan 2011, 10:48

Ich bin mal wieder in Arizona, oder besser New Mexico an der Grenze, ein bißchen Heimweh tanken, die Landschaftsbeschreibungen der Wüste sind so schöööön ... mein letzter Hillerman-Krimi von meinem SUB, d.h. ich brauche bald Nachschub :D

Joe Leaphorn ermittelt mal wieder, ein Zuni-Junge ist tot, sein Freund, ein Navajo ist verschwunden, auf der Flucht gewissermassen. Das Wetter Anfang Dezember wird kälter und scheinbar ist soeben ein neuer Mord passiert. Ob das alles irgendwie mit den Zuni-Ritualen zu tun hat ? Und was hat das alles mit der archäologischen Ausgrabung zu tun ? Leaphorn, selbst ein Navajo, hat davon keine Ahnung, denn die Zuni unterscheiden sich sehr von den Navajo.
(Tony Hillerman - Dance Hall of the Dead)
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
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