Tana French: Totengleich

Plattform zum Austausch über Bücher und Themen rund ums Buch.
Forumsregeln
Kommerzielle Einträge werden ohne Kommentar gelöscht!

Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Binchen » Do 17. Sep 2009, 12:44

ja ja - liebe Petra,

das wirst Du müssen - weiterlesen.

Liebe Rachel,

Spoilerschrift:
klar doch hat mir das Ende für Sam und Cassie gefallen *strahl*

Liebe Petra, in ein paar Punkten muss ich ein paar Einwände erheben .
Spoilerschrift, weil einiges es erst später herauskommt
Daniel empfinde ich als äußerst manipulativ. Vielleicht unbewußt, versucht er sich daran, dass sich alle nach seinem Lebenswunsch verhalten. Er hat sie eingekauft.
und es ist mehr als nur ' (Petra schrieb: - noch ein Weilchen mit veräppelt) es ist ein hochhalten seines Wunsches - mehr noch als Cassies Wunsch.

Cassie weiß in diesem Buch ganz häufig nicht was sie will. Sie fühlt sich hin und hergerissen, zwischen der wunderbaren (Schein-)Freunschaft und ihrem Job. Die Zerrissenheit ist es, die sie oftmals irrational oder kindlich wirken lässt. Dass sie so schnell umschwenkt finde ich verständlich, weil sie merkt, dass sie sonst abgezogen wird und sonst gar nichts vorweisen kann. Ihre Identifikation mit Lexie geht nun mal sehr weit. Diese Identifikation mit ihr macht die Geschichte manchmal nicht sooo nachvollziehbar für mich.

Wie fandet Ihr den versuchten Anruf bei Rob?

Ich finde das Ende Klasse, weil sich die meisten Fäden verknüpfen und sich die Autorin auch dafür die Zeit genommen hat. Die langsame Entwicklung der Geschichte, machte für mich ein schnelles Ende unmöglich.


Ein ungeschicktes Bild finde ich auch in diesem Buch wieder: (vielleicht ist es ja wieder die Übersetzung?) als die Hausbewohner irgendwann mal so irre durchs Haus tanzen werden die Teletubbies von Abby als Vergleich herangezogen. Kurz vorher hatte Daniel nochmals (ganz am Anfang wird es auch einmal gesagt) betont, dass der Fernseher abgeschafft wurde, weil die Sendungen so blöd seien .

Da hätte man irgendwie ein anderes Bild nehmen könnne, das nicht gerade eine der furchtbarsten Sendungen aus dem TV heranzieht.

Nein - das ist nicht wirklich schlimm, mir ist es nur als für mich unpassendes Bild aufgefallen.

Insgesamt war ich mit Band 1 glücklicher, vielleicht war dort der Überraschungseffekt größer? Aber klar ist auch, dass mir dieses Buch gefallen hat.
Winke Binchen
____________________________________________________
Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
Benutzeravatar
Binchen
 
Beiträge: 2451
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 14:49

Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Rachel » Do 17. Sep 2009, 14:05

Hallo Ihr Beiden,

Petra, zu deinem Beitrag muss ich auch in Spoilerschrift antworten, bitte erst lesen, wenn Du fertig bist:

Spoiler:
Binchen, habe ich mir doch gedacht, dass Dir das Ende mit Sam gefallen hat. :) Ich habe mich ja zugegebenermaßen auch sehr für Sam gefreut, wenn ich mich auch, mal wieder, über Cassie gewundert habe.

Ich fand Daniels Verhalten auch nicht unglaubwürdig, wobei ich ihn nicht ganz so negativ sehe wie Du, Binchen. Ich glaube durchaus, dass er an seine Vision glaubt und für die anderen nur das Beste will. Am Ende opfert er sich ja auch für sie, schützt Justin und möchte wohl auch seinen Traum schützen. Seine Vision von einem besseren Leben scheitert am Ende in jeder Beziehung, war schon lange nur noch eine mühsam aufrecht erhaltene Illusion. Aber Daniel glaubt daran und möchte seinen Traum nicht einfach so aufgeben. Das empfinde ich nicht als rein negativ. Klar, die Folgen davon sind es, aber daran sind die anderen auch mit Schuld. Und er riskiert ja auch viel, indem er den anderen jeweils einen Anteil an dem Haus überschreibt, wie man an Lexie sieht. Von daher sehe ich das auch nicht nur als "einkaufen", sondern er glaubt an seinen Traum.

Gegen Ende sagt Rafe, dass sie alle auch ohne das Haus und ihre Freundschaft ein normales Leben führen würden, nur Daniel nicht. Er braucht die Vier mehr, als sie ihn brauchen und ich denke, das weiß er auch. Trotzdem glaube ich, dass ihm ehrlich an den anderen liegt und er wirklich glaubt, das Beste für die anderen zu tun.

Insgesamt war für mich Cassie ganz klar der größte Schwachpunkt der Geschichte. Ich konnte ihre Fehler nicht immer nachvollziehen, so wie ich es bei Rob zum Beispiel immer konnte. Dass sie auch nach Daniels Enthüllung im Haus bleiben möchte, kann ich verstehen, da möchte sie den Fall einfach aufklären. Aber diesen plötzlichen Sinneswandel, den kann ich nicht nachvollziehen. Schließlich weiß sie ja inzwischen auch, dass der Mord an Lexie eben kein kaltblütiger Mord war, sondern eine Handlung im Affekt. Man wollte sie wohl nicht töten, aber als herauskam, dass Lexie die Vier verraten und ihren Teil des Hauses verkaufen wollte, ist bei irgendwem im Streit eine Sicherung durchgebrannt. Dass Cassie da, nach ihrem Verhalten der vorigen Wochen, so gar kein Problem damit hatte, denjenigen ins Gefängnis zu bekommen und das Leben ihrer "Freunde" zu zerstören, konnte ich nicht nachvollziehen. Da hätte ich mir Cassie eben etwas zerrissener gewünscht, auch wenn sie letztendlich im Haus bleibt. So konnte ich die Gründe für ihr Verhalten einfach nicht ausreichend nachvollziehen, was aber gerade bei der Ich-Perspektive eigentlich kein Problem sein sollte. Dass sie das mit der Waffe zurück hält verstehe ich ja, sie möchte im Haus bleiben, aber warum das Tagebuch, schon nach so kurzer Zeit? Und warum das Treffen mit Ned, wenn Frank doch ohnehin mithört?

Dass Frank im Grunde weiß, dass Cassie durch Daniel enttarnt wurde und Daniel nicht der richtige Mörder ist, es aber dabei belässt, fand ich übrigens auch gelungen. Ebenso, dass wir noch mehr über Lexie erfahren.

Die Sache mit dem Anruf bei Rob, hat mir gefallen, schließlich fand ich es ziemlich klar, dass Cassie die Freundschaft der Vier an ihre Freundschaft zu Rob erinnert, dass sie da an Rob denkt, klar. Und Robs Miniauftritt hat mich natürlich gefreut, hoffentlich treffen wir ihn irgendwann wieder.

Insgesamt hat mir das Buch schon sehr gefallen. Tana French kann einfach erzählen und das Ende fand ich auch ungewöhnlich und sehr gelungen, aber einige logische Schwachstellen hatte das Buch für mich doch und ich bin mit Cassie als Hauptfigur einfach nicht so warm geworden, wie mit Rob. Von daher, ist Band 1 mein Favorit, aber auch Band 2 hat mir viel Spaß gemacht. Und jetzt freue ich mich auf Frank in Band 3. :)


Binchen, an die Stelle mit den Teletubbies kann ich mich nicht erinnern, ich kann also nicht sagen, ob das an der Übersetzung liegt, oder nicht.

Was mich noch gestört hat, dass Tana French ein bisschen zu oft dunkle Andeutungen einfließen lässt, so a la „Hätte ich das damals schon gewusst…“, „Damals konnte ich noch nicht ahnen, welche Folgen mein Verhalten haben sollte…“. Ist aber ein Stilmittel, das ich generell eher plump finde.

Aber ich will nicht zu mäkelig klingen, insgesamt hat mir das Buch wieder sehr gefallen, trotz meiner, ja eher kleinen, Kritikpunkte. :)
Liebe Grüße,
Rachel

Aktuelles Buch: Ian Rankin: The Hanging Garden
Neil MacGregor: A History of the World in 100 Objects
Aktuelles Hörbuch: C. W. Ceram: Götter, Gräber und Gelehrte
Rachel
 
Beiträge: 1753
Registriert: So 6. Apr 2008, 11:15

Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Fr 18. Sep 2009, 09:18

Guten Morgen Binchen und Rachel,

ach man, ist das gemein! Ich will so gern wissen was in Euren Spoilern steht!! :mrgreen:

Ich bin nun auf Seite 685 angekommen. Also noch knappe 100 Seiten, dann weiß ich auch bescheid! Gerade ist Cassie mit den Dreien zusammen zu Hause, nach dem Verhör. Ohne Daniel. Und sie hat den Dreien die Geschichte entlockt. Das wirft natürlich wieder neue Fragen auf.

Eine davon ist: Hat Daniel Lexie vielleicht erst getötet, als sie - vielleicht bewusstlos - angelehnt am Cottage gesessen hatte? Hat er ihr den Rest gegeben nachdem er Justin zum Haus zurück geschickt hat? Irgendwas war da... Justin meinte, Daniel hätte sich mit etwas Abstand von Lexie gehockt, wohl um nicht in Blut zu treten. Dabei wäre da keines gewesen. Aber Sam und Frank hatten doch anfangs draußen das Blut gefunden, wenn ich mich recht erinnere?

Man ist wirklich hin- und hergerissen. Und ich merke, ich werde langsamer beim lesen, einfach weil es so spannend ist! Das geht mir oft so... vor lauter Aufregung komme ich dann nicht vorwärts, weil das so unerträglich ist! :mrgreen:

Egal ob Daniel es jetzt nun war oder nicht. Seine Figur fasziniert mich inzwischen sehr! Wie der das Alibi festigt, indem er mit den Dreien den Abend einfach so gestaltet, dass er wirklich passiert ist. Obwohl alle mit den Nerven so runter sind... das ist schon irre! Und ich finde das alles so schön plastisch beschrieben! Dafür liebe ich Tana French! Ich kann mir Daniel so richtig gut vorstellen, wie er mit dem Ast fegend im Cottage rückwärts den Raum verlässt. Wie er vor dem Haus steht und Justin befiehlt sich auszuziehen und Rafe anpfeift, als dieser Daniel berühren wollte. Und wie sie alle anschließend pokernd um den Tisch sitzen, eine imaginäre Lexie abzocken und ihr Wein nachschenken... das muss man schon schreiben können, finde ich!

Wenn Daniel nach Hause kommt - er ist ja schon auf dem Weg, wie es scheint - wird es wiederum spannend! Oh man...

Binchen, Deine Einschätzung, dass Dir beide Bände Spaß gemacht haben, Du aber mit Band eins insgesamt glücklicher warst, kann ich - glaube ich - jetzt schon verstehen. Ich fand bis dreiviertel vor Ende "Totengleich" noch einen Tick besser als "Grabesgrün", was ja schon kaum möglich war, da ich den ja schon so genial fand! Aber jetzt im letzten Viertel kommen doch so einige Schwächen zum Vorschein - die ich mit Rachel ja schon hier ein wenig erörtert habe - die ich in Band eins so nicht gefunden habe. Deshalb tendiere ich im Moment doch dazu, dass "Grabesgrün" um eine Haaresbreite vorne liegt in meiner Gunst. Aber "Totengleich" habe ich vielleicht dennoch einen Tick lieber gelesen. Aber eigentlich gefallen sie mir bisher beide einfach gut - jeder auf seine Art.

Rachel, das Stilmittel mit Einschüben wie "wenn ich damals gewusst hätte..." ist zwar wirklich ein bisschen platt/billig, aber ich mag es trotzdem. Nur verwendet es Tana French wirklich ein bisschen zu sehr, so dass es dann auffällt/aufstößt. Geht mir also ein bisschen genauso. Ich kann es nur besser verzeihen, weil ich es eigentlich trotz der Abgedroschenheit mag. Manchmal frage ich mich aber - ging mir auch schon so in "Grabesgrün" - ob diese Einschübe im Nachhinein überhaupt so absoluten Sinn ergeben. Ich wollte das bei "Grabesgrün" immer mal nachprüfen; habe ich aber dann doch nie gemacht. Wenn sie sich in Kenntnis des Ausgangs der Geschichte dann nicht wirklich logisch anhören, dann wäre dieses Stilmittel ja auch deplatziert und ein wenig zu sehr gewollt/erzwungen. Hat das jemand mal rekonstruiert? Also ob diese Einschübe im Nachhinein wirklich passen bzw. Sinn ergeben? Oder gab es da Schwachstellen?
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Michiko Aoyama - Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen (HC)
-

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
Francis Iles - Verdacht (ungekürzte Lesung)

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14463
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Binchen » Fr 18. Sep 2009, 21:11

Huhu liebe Petra,

bald ist es ja soweit, und Du kannst Spoiler über Spoiler lesen.

Deine Bemerkung:
Egal ob Daniel es jetzt nun war oder nicht. Seine Figur fasziniert mich inzwischen sehr! Wie der das Alibi festigt, indem er mit den Dreien den Abend einfach so gestaltet, dass er wirklich passiert ist.
...
ICh finde Daniel trotzdem sehr ich-bezogen. Er macht das ganze ja, um seinen Traum zu retten ...

Die Einschübe mit ... - wenn ich das schon gewusst hätte, mag ich. Sie sind mir weder zu plump, noch zu häufig ... bei mir wirken sie.
Winke Binchen
____________________________________________________
Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
Benutzeravatar
Binchen
 
Beiträge: 2451
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 14:49

Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Fr 18. Sep 2009, 21:24

Hallo Binchen,

ja, bald weiß ich es! :mrgreen:

Ich bin auf Seite 709, aber vor Dienstag komme ich nicht mehr zum lesen, da wir morgen ja ganz früh an die Ostsee fahren um Britti beim Umzug zu helfen.

Aber ich kann es kaum abwarten, wie denn nun "Totengleich" ausgeht! Ich bin hin- und hergerissen. Zumal Rafe nun auch hineininterpretiert, dass Daniel ja Zeit gehabt hätte ihr den Rest zu geben... und weil er ja auch so geschockt war, dass Lexie noch lebt... aber wir Leser wissen ja eine Alternative. Er war geschockt, weil er sich sicher war dass sie tot war, weil er ihren Puls gefühlt hat. Und er hatte die ganze Zeit ja in Verdacht, dass Lexie nicht Lexie ist...

Mal sehen... es ist jedenfalls total spannend! ;-)

ICH SCHRIEB: Egal ob Daniel es jetzt nun war oder nicht. Seine Figur fasziniert mich inzwischen sehr! Wie der das Alibi festigt, indem er mit den Dreien den Abend einfach so gestaltet, dass er wirklich passiert ist.

BINCHEN SCHRIEB: ICh finde Daniel trotzdem sehr ich-bezogen. Er macht das ganze ja, um seinen Traum zu retten ...

Wobei ich Deine Aussage nicht ganz im Zusammenhang mit meiner Bemerkung verstehe. Denn dass Daniel mich fasziniert mit seinem ausgeklügeltem Vorgehen beim Alibi heißt ja nicht, dass ich das gut finde. Im Gegenteil - egal ob er es war oder nicht, ich finde es zwar clever, aber menschlich sammelt er damit keine Pluspunkte bei mir, denn es ist ja in jedem Fall berechnend. Entweder, weil er Lexie wirklich umgebracht hat oder aber weil er seinen Traum retten will. So oder so, es IST ICH-bezogen. Meine Aussage sehe ich somit überhaupt nicht im Widerspruch zu Deiner. Also nicht falsch verstehen: Mich fasziniert dieses clevere Vorgehen, heiße es aber keinesfalls gut. Anders wäre es, wenn ich gesagt hätte, ich bewundere Daniel dafür. Faszinieren meine ich somit wirklich nur im Sinne von staunen, nicht bewundern.

Für mich muss ja eine Figur nicht sympathisch sein in dem was sie tut, um mich zu beeindrucken. Vielleicht liegt dieses kleine Missverständnis hierin begründet, weil Du das vielleicht etwas anders siehst, bzw. dann auch auf meine Aussage überträgst.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Michiko Aoyama - Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen (HC)
-

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
Francis Iles - Verdacht (ungekürzte Lesung)

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14463
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Binchen » Fr 18. Sep 2009, 21:32

Petra schrieb:

...um mich zu beeindrucken. Vielleicht liegt dieses kleine Missverständnis hierin begründet, weil Du das vielleicht etwas anders siehst, bzw. dann auch auf meine Aussage überträgst.

... jajaja - Du hast ja recht - beeindruckt ist für mich viel näher an gut, als bei Dir ....

Aber strategisch ist er brilliant - ja das muss ich ihm auch lassen. Das 'trotzdem' war ungeschickt gewählt. Ich meinte eher - beeindruckend aber trotzdem egoistisch und manipulativ - also eher negativ besetzt und würde da nicht selbst von beeindruckend redend, weil es mir zu negativ ist. ...

Wie gemein, dass Du jetzt doch noch etwas warten musst. Aber das Buch nimmt es Dir nicht übel ... *g* :evil:
Winke Binchen
____________________________________________________
Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält.” William Somerset Maugham (1874-1965)
Benutzeravatar
Binchen
 
Beiträge: 2451
Registriert: Mo 31. Mär 2008, 14:49

Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Di 22. Sep 2009, 10:59

Hallo zusammen,
Hallo Binchen,

ja, das Wörtchen "beeindruckt" hat bei uns beiden wirklich eine etwas unterschiedliche Bedeutung. Aber so konnten wir das noch mal richtigstellen, so dass klar ist, wie es jeweils gemeint/empfunden ist.

Ich bin jetzt auf Seite 730. Also kurz vor dem Ende. Wer noch nicht so weit ist, sollte hier jetzt auf keinen Fall weiterlesen!

Das hat Daniel ja raffiniert eingefädelt. Er hat Justin also geschützt. Justin hat Lexie im Handgemenge ein Messer in die Seite gestoßen, weil er vom spülen gerade eines in der Hand hatte. Und Daniel hat es auf sich genommen, da er alle in diese Verschleierungsaktion mit hineingezogen hat. Das ist ja ein Ding!

Mal sehen ob sich das Blatt noch mal wendet. Oder ob das die endgültige Lösung ist. Ich denke schon, dass es so war.

Nun bleibt noch zu erfahren warum Lexie Cassie so ähnlich gesehen hat. Bzw. wer Lexie überhaupt wirklich war. Mal sehen ob Tana French mich da im Dunkeln lässt. Ich hoffe nicht.

Und was aus Cassie und Sam wird, darauf bin ich auch noch gespannt. Auf den letzten Seiten kam immer mehr durch, dass Cassie sich langsam doch bewusst wird, dass Sam ihr viel bedeutet. Mal sehen ob da noch was zu retten ist. Falls ja, fände ich es gut. Zwar hätte ich mit anderem gerechnet. Aber so fände ich es auch glaubhaft und vorstellbar. Ich bin gespannt.

Das schlimme ist, dass ich nun noch langsamer lese als sonst. Vor lauter Spannung und Aufregung komme ich einfach nicht schnell durch die Zeilen. Habe ich schon mal - hatte ich ja letztens auch mal in einem anderen Thread mit Doris einen Austausch drüber. :mrgreen:
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Michiko Aoyama - Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen (HC)
-

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
Francis Iles - Verdacht (ungekürzte Lesung)

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14463
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Mi 23. Sep 2009, 11:52

Hallo zusammen,

ich habe das Buch gestern noch zu Ende gelesen. Und nun brennt mir so einiges unter den Nägeln. Auf Eure Spoiler kann ich auch endlich eingehen. Für alle, die das Buch noch nicht beendet haben, bitte jetzt nicht weiterlesen - der ganze Beitrag ist voller Spoiler!

Ich glaube dass Cassie oft nicht ganz nachvollziehbar ist, liegt eigentlich nicht an Cassie (in kursiver Schrift, da natürlich eh klar ist, dass Cassie ja nur eine Romanfigur ist… aber wollen wir sie mal als real ansehen) sondern an Tana French. Als sie „Totengleich“ schrieb, hatte sie sicherlich einen Plan, welchen Verlauf die Geschichte nehmen sollte. Worauf sie hinauslaufen sollte. Und so war Tana French klar, dass sie es irgendwie hinkriegen musste, dass Cassie vor Frank einige Dinge verheimlicht. Denn sonst hätte ein Plot ja nicht funktioniert, in dem Daniel bis zum letzten alles gibt für seinen Traum und somit auch für seine Freunde, weil sein großer Traum ja ganz eng an diese absolute Freundschaft geknüpft war. Dann hätte es nicht so ausgehen können, dass Daniel den eigentlichen Täter bis zum letzten schützt. Sonst hätte die Polizei Justin dran gekriegt. So wäre das Ende sowohl in sofern anders gewesen, als dass Justin in den Knast gewandert wäre, als auch dass Daniel dann nicht gestorben wäre – was schade gewesen wäre, denn durch seinen Tod wurde Cassie und somit dem Leser ja noch mal mit voller Wucht deutlich, wie ernst er seinen Traum nahm. Wie real diese Idee für ihn war. Das war auch ein Punkt, den ich ganz besonders faszinierend an dieser Geschichte fand.

Jedenfalls hat Tana French – so habe ich es im Nachhinein empfunden – Cassie somit einige Dinge tun lassen müssen, um die Geschichte in diese Richtung lenken zu können. Deshalb durfte Cassie Frank nicht alles sagen. Deshalb musste Cassie hin- und hergerissen sein zwischen sich verlieren in dieser Wohngemeinschaft und zwischen dem Ehrgeiz den Fall aufklären zu wollen.

Und somit würde ich – um genauer zu sein – nicht sagen, dass Cassie manchmal nicht so ganz nachvollziehbar war (war sie wirklich nicht – finde ich auch… also bitte nicht missverstehen), sondern dass Tana French da nicht so ganz 100%ig gelungen ist, Cassies Motive besser/glaubhafter zu schildern. Aber ich weiß schon, das ist eine Spitzfindigkeit, denn genauso meinst Du, liebe Rachel es auch. Mir ist einfach nur im Nachhinein aufgefallen, dass Tana French die Geschichte an manchen Stellen ein bisschen zu sehr konstruieren musste, um sie so geschehen zu lassen, wie sie geschehen ist. Das ist ihr im groben Ganzen gelungen, aber nicht in allen Feinheiten. So meine ich.

Schöner wäre es somit gewesen wenn sie das noch etwas besser ausgefeilt hätte oder noch besser hinbekommen hätte. Aber ich will nicht meckern, denn letztendlich zählt, dass die Geschichte außergewöhnlich war und unheimlich Spaß gemacht hat zu lesen! Ich möchte sie im Verlauf nicht anders haben. Und da nehme ich die kleinen Schwächen „gerne“ hin.

Vielleicht war Rob trotz seiner Fehler und Fehlentscheidungen deshalb nachvollziehbarer als Cassie, weil Tana French seine Handlungen in „Grabesgrün“ nicht so sehr zurechtbiegen musste, wie Cassies in „Totengleich“. Der Plot in „Grabesgrün“ funktionierte unkomplizierter. Robs Handlungen mussten nicht so doppelbödig verständlich sein, wie Cassies. Tana French musste in „Totengleich“ immer sowohl Franks Sicht auf die Dinge, bzw. seinen Kenntnisstand erklären und mit Logik füllen, als auch den wahren Kenntnisstand. Ich glaube daran krankt die Glaubwürdigkeit Cassies an manchen Stellen.

Rachel, Deine Idee, dass Tana French es auch so hätte machen können, dass zum Schluss im Raum stehen bleibt ob Daniel es wirklich war oder einer der anderen und wenn ja wer, ist auch interessant! Ich freue mich, dass ich weiß, dass es Justin war. Aber Deine Idee hätte absolut auch ihren Reiz. Aber auf diese Art wie Tana French es gelöst hat, hat sich für mich noch ein Doppeleffekt ergeben: Cassie hat ihre Freunde auch nicht verraten. Sie hat Justins Freiheit und Daniels Wille über den korrekten Ausgang des Falls gestellt. Das fand ich irgendwie auch noch ein i-Tüpfelchen. Fast ein bisschen schade, dass das anschließend nicht noch (z. B. durch einen der übrigen drei Freunde) erwähnt wurde.
Und den – ich will mal sagen – Doppel-Doppeleffekt hätte es auch nicht gegeben. Nämlich den, dass auch Frank sich ein Stückweit solidarisch gezeigt hat, bzw. etwas einfach freien Lauf gelassen hat. Nämlich eben diesem korrekten Ausgang, den er nicht erzwungen hat obwohl der gecheckt hat, dass Cassie ihm den wahren Täter (womöglich) verheimlicht. Auch er lässt es auf sich beruhen und gibt Daniels Wunsch somit – wenn auch in abgeschwächter Form – ebenfalls nach. Daniel hat somit durch seinen Tod wenigstens doch erreicht was er wollte. Und Cassie zumindest hat ihre Freunde nicht verraten oder den anderen Verrat an ihnen ein Stückchen wieder gut gemacht.

Dass das Haus zum Schluss noch abbrennt, ist zwar konsequent. Aber da sie es eigentlich mag, nicht alles zu Ende zu bringen, hätte ich hier einen offeneren Ausgang auch ok (oder vielleicht sogar besser) gefunden. Das Haus leerstehend, verlassen… mit Optionen auf Neues oder Wiederbelebtes. Irgendwann. Oder nie. Einen Tick besser hätte ich das gefunden, weil ich auch nicht so ganz logisch fand, dass der Typ es wirklich riskiert dort ein Feuer zu verursachen, wo er doch befürchten musste, dass dort gerade Polizei vor Ort ist. Kann man so und so sehen – ist also nicht so tragisch. Aber mir was das fast ein Tick zu viel Abschluss zum Ende hin.

Was ich neben diesen kleinen Unnachvollziehbarkeiten an Cassie wirklich schade fand, war dass Tana French sich völlig davor gedrückt hat zu erklären, wie diese frappierende Ähnlichkeit zwischen Lexie und Cassie zu erklären ist. Denn wenn man sich dermaßen ähnlich sieht, dann geht das m. E. nach nur wenn es sich um Zwillinge handelt oder wenn eine Person sich umoperieren lässt. Sich dazu einfach gar nicht zu äußern fand ich nicht so gut, denn das nimmt der Geschichte letztlich – wenn man näher drüber nachdenkt – komplett seine Glaubwürdigkeit. Denn die beiden müssen sich schon 1:1 geähnelt haben, sonst hätte diese Täuschung niemals funktioniert.
Ebenfalls merkwürdig ist ja auch, dass diese Person ausgerechnet in die Rolle der Lexie Maddison schlüpft. Also eine Person, die gar nicht mehr real existiert, weil sie eh nur erfunden war. Und die Frage ist auch, ob sie das nicht hätte in Erfahrung bringen müssen, um überhaupt in die Rolle der Lexie schlüpfen zu können? Denn wenn diese Lexie real gewesen wäre (und zudem noch am Leben) hätte das ja Probleme geben können/müssen - nicht zuletzt mit den Ämtern. Nicht sehr gut durchdacht, bzw. unzureichend erklärt.
Aber auch das ist für mich entschuldbar, da die Geschichte so toll erzählt war und ich in diese Welt nur zu gern abgetaucht bin. Bemängeln muss und will ich es trotzdem!

Robs Mini-Auftritt fand ich klasse! Das mag ich wiederum an Tana French sehr. Wie sie in dem Interview sagte, mag sie diese Wendepunkte im Leben, an denen alles anders wird. Sie sind realistisch. So läuft es – leider – oft im Leben. Dass Cassie und Rob keinerlei Kontakt haben, finde ich zwar schade, aber authentisch. Und dass sie einfach mal kurz anruft und dann nichts sagt, hat mir auch sehr gefallen. So kann es auch im echten Leben sein. Und wer weiß, vielleicht kreuzen sich ihre Wege ja noch mal. Tana French schließt das ja nicht aus. Oder aber wir Leser haben wenigstens mal irgendwann ein Wiedersehen mit ihm. Dass er einen kleinen Auftritt hier hatte, finde ich jedoch so oder so absolut gut! Und auch dass die Freundschaft in Cassies Gedanken immer noch so viel Raum einnimmt. Das ist absolut nachvollziehbar, und hätte Tana French das hier ausgespart, wäre ich enttäuscht gewesen. Denn solch einen Verlust nimmt man nicht einfach so hin. Der schmerzt noch lange.

Binchen, wie fandest Du selbst Robs Mini-Auftritt? Du hast Dich noch nicht dazu geäußert. Würde mich aber interessieren.

Auch auf Frank möchte ich noch mal zurückkommen. Rachel, Du schriebst, dass er sich letztenendes sogar für Cassie und Sam freut. Hm. Ich habe das nicht als so ganz aufrichtige Freude empfunden. In meinen Augen missgönnt er ihnen ihr Glück nicht. Den Eindruck hatte ich aber auch zu Anfang nicht. Er sieht die Verbindung skeptisch. Zu Anfang und auch zum Ende. Denn eigentlich lacht/lächelt er nicht über diese Verbindung, sondern BElächelt sie in meinen Augen. Das meint er auch nicht böse. Ich nehme ihm das auch nicht krumm. Aber er hat – so habe ich das empfunden – schon auch weiterhin Zweifel an dieser Verbindung. Er sagt ja auch irgendwas in der Art, dass den Mann der Cassie heiratet beglückwünscht… aber für mich klang das leicht ironisch. So als würde er Sam bedauern, dass er sich auf eine wie Cassie eingelassen hat – die immer über ihn die Oberhand haben wird. Aber das mag natürlich eine Empfindungssache sein. Und es schürt nicht mal meine Antipathie gegen Frank. Ich fand diese Empfindung von ihm ehrlich und er lässt sie ja wie sie wollen. Hat halt seine eigene Meinung zu dieser Verbindung, die ja vielleicht auch gar nicht so falsch ist.

Ich persönlich habe mich aber auch gefreut, dass Cassie noch zur Besinnung gekommen und sich über ihre Gefühle klargeworden ist. Vielleicht waren ihre Gefühle für Sam zuvor nur zu sehr übertüncht von den unverdauten Dingen… so z. B. der zerstörten Freundschaft zu Rob. Zu erfahren wie es sich für Sam und Cassie entwickelt, fände ich sehr spannend. Ich hoffe auf ein Wiedersehen. Vielleicht wird ja wirklich mal ein Fall aus Sams Sicht erzählt. Ich fände das spannend, da er ganz anders an die Sachen herangeht. Mit weniger Emotion. Oder unterdrückter Emotion vielleicht.

Und vielleicht haben wir in Band 3 ja auch einen Mini-Auftritt der beiden so wie in Band 2 der Mini-Auftritt mit Rob? Ich fänd’s schön! :-)

Selbst von den Nebenfiguren (Rafe, Justin und Abby) würde ich gern noch mal hören. Und aus Band 1 könnte ich mir sogar vorstellen, dass Rosalind noch mal einen Auftritt haben könnte…

… so richtig schließt Tana French die Akten/Geschichten ja nie. Und das gefällt mir auch an ihr. Denn im Leben ist am Ende eines Abschnitts auch nicht alles geklärt. Nur Hauptpunkte.

Mit Frank als Hauptfigur im 3. Band habe ich immer noch ein bisschen Bauchschmerzen. Er ist so anders… das kann (und wird bestimmt auch) spannend sein. Aber man trennt sich ja so ungern von dem, was man kennt und liebt. Mir fiel schon die Vorstellung schwer, dass Band 2 ohne Rob stattfinden wird. Da blieb mir aber wenigstens noch Cassie. Aber im Grunde jammere ich nur aus Ängstlichkeit, liebgewonnenes (Tana French-Bücher) nicht mehr in der Form erhalten zu können. Dabei bleibt es ja Tana French, die die Geschichten schreibt. Und im Grunde ist mir das auch 1.000 Mal lieber so, als wenn sich eine Serienfigur irgendwann abnutzt. Also meckere ich im Grunde über was, was ich eigentlich mag! Paradox! ;-)

Binchen, dass Daniel die anderen sozusagen eingekauft hat, finde ich einerseits nicht unrichtig. Andererseits zu krass gesehen. Da schließe ich mich eher Rachel an. Zumal ich denke, dass jeder Mensch egoistisch ist und aus seinen eigenen Motiven heraus versucht seine Ziele zu erreichen. Das hat Daniel in meinen Augen auch getan. Manipuliert, finde ich, hat er gar nicht so sehr oder so bewusst. Es war vielmehr wirklich sein tiefempfundener Traum, den er retten wollte. Was natürlich nicht gut ist – auf biegen und brechen. Aber ich denke, er hat nicht so deutlich gesehen, dass das, was er für das Beste für alle gehalten hat, nicht unbedingt auch für die anderen wirklich das Beste war. Ich denke seine Manipulationen entsprangen somit nur seinem Traum und waren gar nicht so bewusst gesetzt.

Auch ich denke, dass Daniel die anderen – wie Rafe sagte – mehr brauchte als die anderen ihn. Aber wie Rachel sehe ich auch hierin keinen Anhaltspunkt, dass er seine Freunde nicht aufrichtig geliebt hat. Ich denke, das hat er. Und er wollte das so erhalten wie es war, um seinetwillen (Egoismus), aber auch der anderen wegen, da er wirklich überzeugt war, dass es für sie das Beste ist.

Was ich aber nach wie vor merkwürdig finde, ist, dass er die anderen nicht eingeweiht hat, nachdem er Cassie enttarnt hat. Denn damit hätte er ja den Traum noch am ehesten retten können. Indem er noch mal alle beschwört zusammenzuhalten gegen die Polizei. Dabei zu bleiben nichts preiszugeben. Das wäre zu dem Zeitpunkt ja noch möglich gewesen. Sie hätten zwar ohne Lexie weiter machen müssen. Aber Daniel wusste ja, dass sie das eh mussten. Denn das Cassie nicht bis an ihr Lebensende dort ihre Undercover-Arbeit verrichtet, war ja klar. Ich denke auch hier hat Tana French eine kleine Unglaubwürdigkeit stehenlassen um den Plot erreichen zu können. Das ist für mich solch eine Stelle, an der ich das deutlich gespürt habe, bzw. auch im Nachhinein sehe, dass Tana French hier ein bisschen was hingebogen hat, um die Geschichte so verlaufen und ausgehen zu lassen, wie sie es geplant hat.

So, jetzt freue ich mich irrsinnig auf Band 3! Sobald jemand hört dass er (im Original) erscheint, sagt mir bitte bescheid! Denn das ist das Warten auf die Übersetzung absehbar! :-)
Und ich bin sehr gespannt, was sich Tana French für diese 3. Geschichte ausgedacht hat. Und wie Frank als Hauptfigur so sein wird.
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Michiko Aoyama - Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen (HC)
-

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
Francis Iles - Verdacht (ungekürzte Lesung)

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14463
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Rachel » Mi 23. Sep 2009, 13:25

Hallo Petra,

(für alle anderen, Vorsicht SPOILER)

ich denke schon, dass Tana French zumindest einiges von Cassies Verhalten auch hätte ändern können, ohne gleich den ganzen Verlauf der Geschichte zu ändern. Cassie hätte Frank sicherlich mehr sagen können, ohne gleich abgezogen zu werden. Denn das, was sie tut, um eben nicht aus dem Haus zu müssen, das fand ich ja aus ihrer Sicht logisch. Aber so manches andere? Auch hätte sie Cassie in Gedanken mehr an sich zweifeln lassen können, zum Beispiel als sie beschließt, den Mörder unter den Vieren zu enttarnen. Oder auch die Sache mit Sam, jemanden, den man wochenlang völlig aus den Gedanken verbannt, heiratet man doch nicht plötzlich. Und auch da hätte Tana French Cassie ja öfter an Sam denken lassen können, ohne gleich die ganze Geschichte umändern zu müssen.
Nein, für mich bleibt Cassie als Figur irgendwie ein bisschen unrund und ich bin ehrlich gesagt froh, sie im nächsten Band nicht wieder als Erzähler zu haben. Dass der Erzähler dort dann Frank ist, umso besser. :)

Petra hat geschrieben:Rachel, Deine Idee, dass Tana French es auch so hätte machen können, dass zum Schluss im Raum stehen bleibt ob Daniel es wirklich war oder einer der anderen und wenn ja wer, ist auch interessant! Ich freue mich, dass ich weiß, dass es Justin war. Aber Deine Idee hätte absolut auch ihren Reiz. Aber auf diese Art wie Tana French es gelöst hat, hat sich für mich noch ein Doppeleffekt ergeben: Cassie hat ihre Freunde auch nicht verraten. Sie hat Justins Freiheit und Daniels Wille über den korrekten Ausgang des Falls gestellt. Das fand ich irgendwie auch noch ein i-Tüpfelchen. Fast ein bisschen schade, dass das anschließend nicht noch (z. B. durch einen der übrigen drei Freunde) erwähnt wurde.

Darauf hätte ich auch nicht verzichten wollen, aber man hätte das ja auch anders lösen können. Cassie hätte sich ja nach Daniels Tod überlegen müssen, dass Daniel ja eigentlich nie den Abwasch macht und er es eigentlich nicht gewesen sein kann, ob also nicht doch ein anderer der Mörder war. Oder Tana French hätte noch irgendeinen kleinen Hinweis einstreuen können. Hätte mir noch ein wenig besser gefallen, aber gut, insgesamt fand ich das Ende auch so sehr gelungen

Zu Daniel noch einmal: Ich finde ihn durch das, was Cassie irgendwann im Laufe ihres Undercovereinsatzes feststellt, nämlich dass jeder der Vier eine Rolle innehat, und Daniels die des Vaters ist, ganz gut charakterisiert. Und ich finde, das erklärt auch einiges von seinem Verhalten.

Eine Erklärung der Ähnlichkeit zwischen Lexie und Cassie ist mir ehrlich gesagt im Verlauf des Buches immer unwichtiger geworden. Irgendwo habe ich in einem Interview mit Tana French gelesen, dass ihr Ausgangspunkt für das Buch war, dass angeblich jeder irgendwo auf der Welt einen exakten Doppelgänger hat. Sie wollte dann ergründen, wie es wohl ist, auf diesen Doppelgänger zu treffen, aber erst, wenn er bereits tot ist. Und so, wie das Buch gelaufen ist, hätte ich es auch komisch gefunden, hätte Tana French plötzlich eine verschollene Zwillingsschwester aus dem Hut gezaubert hätte. Vor diesem Hintergrund hat mich die Ähnlichkeit nicht mehr gestört
Da fällt mir ein, hat sich eigentlich noch jemand gewundert, dass nie ein DNA-Vergleich von Lexie und Cassie gemacht wurde? Da hätte man eine enge Verwandtschaft ja leicht ausschließen können…

Dass Frank die Beziehung von Sam und Cassie nur belächelt? Nein, den Eindruck hatte ich überhaupt nicht. Vielleicht glaubt er nicht, dass die beiden ewig zusammen sein werden, aber das glaube ich auch nicht. Mir tut es leid für Sam, aber ich glaube nicht, dass Cassie schlagartig ihre Liebe für ihn entdeckt hat, sondern er ist für sie eher ein Ersatz für die verlorene Nähe, zu Rob und zu den Vieren in Whitethorn. Mal abgesehen davon, dass die beiden überhaupt nicht zusammen passen. Franks Bemerkung, dass er den Mann, der Cassie heiratet alles Gute wünscht, finde ich unter Freunden nichts Ungewöhnliches. Das empfinde ich als ironische Bemerkung, die man doch eigentlich auf so ziemlich jeder Hochzeit hört.

Die Nebenfiguren, also Rosalind, Abby, Justin etc. noch einmal zu treffen würde mir dagegen weniger gefallen, das wäre mir zu aufgesetzt. Wenn dann nur in Minirollen.

Dass Frank als Erzähler, hoffentlich, etwas völlig anderes ist, finde ich übrigens gerade gut. Ich fände es schade, würden wir jetzt wieder eine ähnliche Geschichte lesen. Und ein zweites Cassie-Buch bräuchte ich vorerst nicht unbedingt.

Aber freut mich, dass Dir das Buch ähnlich gut gefallen hat, wie mir, liebe Petra. Denn trotz aller Kritik, in meinen Augen bleibt ein richtig guter Krimi, wenn auch nicht ganz so gut wie Band 1. Und jetzt können wir gemeinsam auf Band 3 warten. :)
Liebe Grüße,
Rachel

Aktuelles Buch: Ian Rankin: The Hanging Garden
Neil MacGregor: A History of the World in 100 Objects
Aktuelles Hörbuch: C. W. Ceram: Götter, Gräber und Gelehrte
Rachel
 
Beiträge: 1753
Registriert: So 6. Apr 2008, 11:15

Re: Tana French: Totengleich

Beitragvon Petra » Mi 23. Sep 2009, 16:03

Hallo Rachel,

(auch hier wieder große Spoiler-Gefahr!)

Du hast Recht, so absolut darf man es wohl doch nicht dem Handlungskonstrukt zuschreiben. Tana French hätte - das zeigen mir Deine Beispiele - Cassie plausibler machen und handeln lassen können. Aber auch am Konstrukt selbst hätte sie wegen mir gern noch ein bisschen mehr feilen können, um es noch glaubwürdiger und runder zu machen.

Den Doppelgänger-Punkt sehe ich zwar nicht genauso wie Du, aber so kann ich es wenigstens ein Stückweit besser akzeptieren, dass sie das hat völlig offenstehen lassen. Glaubwürdig ist es für mich trotzdem nicht wirklich. Denn allein Hände verraten einen. Oder Gestik und Mimik. Die sind doch nie identisch. Ebenso die Stimme. Und Lexie stand sich mit ihren Mitbewohnern ja sehr nahe... da fallen solche Dinge dann doch auf. Abby sagt später selbst, dass sie Lexie gar nicht ähnlich ist in diesen Punkten. Aber gut, ohne diesen Punkt hätte ja die ganze Geschichte nicht funktioniert. Und durch die Erklärung (dass jeder irgendwo einen Doppelgänger haben soll) kann ich es ein bisschen besser so stehen lassen.

Rachel hat geschrieben:Darauf hätte ich auch nicht verzichten wollen, aber man hätte das ja auch anders lösen können. Cassie hätte sich ja nach Daniels Tod überlegen müssen, dass Daniel ja eigentlich nie den Abwasch macht und er es eigentlich nicht gewesen sein kann, ob also nicht doch ein anderer der Mörder war. Oder Tana French hätte noch irgendeinen kleinen Hinweis einstreuen können. Hätte mir noch ein wenig besser gefallen, aber gut, insgesamt fand ich das Ende auch so sehr gelungen


Ja, wäre auch gegangen. Aber dann hätte Cassie ja nicht ihre Freunde geschützt (so wie Daniel). Sondern aus Unwissenheit (oder mangels Beweise) laufen lassen. So herum fand ich es deshalb besser. Aber Deine Idee finde ich auch nicht schlecht.

Rachel hat geschrieben:Zu Daniel noch einmal: Ich finde ihn durch das, was Cassie irgendwann im Laufe ihres Undercovereinsatzes feststellt, nämlich dass jeder der Vier eine Rolle innehat, und Daniels die des Vaters ist, ganz gut charakterisiert. Und ich finde, das erklärt auch einiges von seinem Verhalten.


Ja, finde ich auch, dass das einiges von seinem Verhalten erklärt.

Rachel hat geschrieben:Da fällt mir ein, hat sich eigentlich noch jemand gewundert, dass nie ein DNA-Vergleich von Lexie und Cassie gemacht wurde? Da hätte man eine enge Verwandtschaft ja leicht ausschließen können…


Nein, da bin ich in der Tat nicht drauf gekommen. Was mich verwundert, da ich in vielen anderen Krimis sehr wohl darauf gekommen wäre. Aber das zeigt mir, wie sehr mich Tana French in ihre Welt entführt hat. Ich würde solche Dinge anderen Autoren nicht nachsehen. Sie macht das durch ihre Art zu erzählen einfach wett. Aber ich finde - jetzt wo Du mich drauf stößt - dass Tana French das hätte doch besser mit einfließen lassen sollen. Da hat sie was versäumt. Sie lässt die Ermittlungen ja auch sonst in Richtungen und Wege laufen, die sich später als unwichtig/unrichtig erweisen. Da hätte sie die DNA auf jeden Fall abchecken lassen müssen! (Ich erinnere mich nicht mehr genau. Am Anfang haben die auch das FBI mit einbezogen, gewisse Dinge abzuchecken. Aber Frank lässt da verlauten, dass die sich bei solch einem kleinen, unwichtigen Fall nicht hetzen lassen und es Wochen dauert bis man da was erfahren würde. Um was ging es dabei noch mal?)

Rachel hat geschrieben:Dass Frank die Beziehung von Sam und Cassie nur belächelt? Nein, den Eindruck hatte ich überhaupt nicht. Vielleicht glaubt er nicht, dass die beiden ewig zusammen sein werden, aber das glaube ich auch nicht. Mir tut es leid für Sam, aber ich glaube nicht, dass Cassie schlagartig ihre Liebe für ihn entdeckt hat, sondern er ist für sie eher ein Ersatz für die verlorene Nähe, zu Rob und zu den Vieren in Whitethorn. Mal abgesehen davon, dass die beiden überhaupt nicht zusammen passen. Franks Bemerkung, dass er den Mann, der Cassie heiratet alles Gute wünscht, finde ich unter Freunden nichts Ungewöhnliches. Das empfinde ich als ironische Bemerkung, die man doch eigentlich auf so ziemlich jeder Hochzeit hört.


Ich glaube hier meinen wir wieder in etwa das gleiche, werten es nur anders. Wie gesagt, ich denke ja auch dass Frank sich einfach nicht vorstellen kann, dass Sam für Cassie der Richtige ist. Und da - auch wie gesagt - bin ich ja selbst auch sehr skeptisch. Bei Dir und mir liegen die Nuancen da sicher nur in dem Punkt anders, ob Frank sich für die beiden wirklich FREUT oder ob er es ein wenig BELÄCHELT (wobei ich das auch nicht als boshaft belächeln empfunden habe - wie gesagt). Aber ich denke, im Grunde meinen wir das gleiche.

Rachel hat geschrieben:Die Nebenfiguren, also Rosalind, Abby, Justin etc. noch einmal zu treffen würde mir dagegen weniger gefallen, das wäre mir zu aufgesetzt. Wenn dann nur in Minirollen.


Bei Rosalind sehe ich das etwas anders. Denn sie ist immerhin davon gekommen. Um sie könnte es noch mal einen weiteren Fall geben. Glaube ich aber auch nicht so wirklich und bräuchte das selbst auch nicht. Hingegen Randnotizen über die anderen Drei fände ich vielleicht ganz nett. Müssen für mich aber auch nicht zwingend sein. Hingegen Rob würde ich schrecklich gern mal wieder treffen.

Rachel hat geschrieben:Dass Frank als Erzähler, hoffentlich, etwas völlig anderes ist, finde ich übrigens gerade gut. Ich fände es schade, würden wir jetzt wieder eine ähnliche Geschichte lesen. Und ein zweites Cassie-Buch bräuchte ich vorerst nicht unbedingt.


Auch da meinen wir, denke ich, ca. wieder das gleiche. Denn ich sagte ja, dass ich da einfach nur hin- und hergerissen bin. Einerseits das Alte wiederhaben möchte, andererseits davon dann oft in Serien eben gelangweilt bin und somit letztendlich doch froh, dass Tana French uns immer eine neue Hauptfigur auf den Plan ruft. Dass es in Band 3 Frank ist, ist zwar nicht so ganz das was ich mir wünschen würde, aber da warte ich erst mal ab. Und bin sehr gespannt, was sie da neues für uns bereit halten wird. Auch bin ich sehr gespannt ob der Erzählton ein anderer wird. Denn hier fände ich es auch störend, wenn er im selben Tonfall erzählen würde wie Rob und Cassie. Dafür ist er viel zu anders.

Rachel hat geschrieben:Aber freut mich, dass Dir das Buch ähnlich gut gefallen hat, wie mir, liebe Petra. Denn trotz aller Kritik, in meinen Augen bleibt ein richtig guter Krimi, wenn auch nicht ganz so gut wie Band 1. Und jetzt können wir gemeinsam auf Band 3 warten. :)


Ja, sehe ich genauso! Band 2 hat riesig Spaß gemacht, trotz seiner vielen Kritikpunkte und trotz dass Band 1 insgesamt doch einen Tick besser war, weil er einfach stimmiger war. Genau: Freuen wir uns gemeinsam auf Band 3! :-)
Spannend bleibt es bei Tana French in jedem Fall, da sie ja anscheinend immer für eine Überraschung gut ist! :-)
Liebe Grüße,
Petra


Ich lese gerade: :lesen:
Michiko Aoyama - Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen (HC)
-

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
Francis Iles - Verdacht (ungekürzte Lesung)

Buecher4um
Hoerbuecher4um
Seifen4um
Petras SeifenKUNST
Benutzeravatar
Petra
Administrator
 
Beiträge: 14463
Registriert: Do 27. Mär 2008, 13:34

VorherigeNächste

Zurück zu Diskussionsforum

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 24 Gäste