von Shaftoe » Mi 14. Mär 2012, 18:55
Nun ja, Marías greift gerade in 'Dein Gesicht morgen' Themen auf wie Einsamkeit, Verlust des Partners, Gewalt (und was den Gewalttätigen dazu führt sie auszuüben), er zeigt Situationen bei denen man tiefreichende Entscheidungen treffen muss. Und er denkt darüber nach und 'schwafelt' ausgiebig darüber. Eigentlich ist das der Inhalt der drei Bücher: was bringt Menschen dazu anderen etwas anzutun ? Kann man voraussehen wie sich jemand in zukünftigen Situationen verhält ?
Als 'Pseudo-Psycho' empfinde ich das nicht im geringsten, es gibt nun mal Menschen die über solche Dinge nachdenken. Und es gibt andere die etwas härter gepanzert durch die Welt marschieren, für die diese Themen im wahrsten Sinn des Wortes 'kein Thema' sind, die haben dann mit 'Dein Gesicht morgen' leider das falsche Buch erwischt und langweilen sich tödlich.
Über seinen Stil kann man natürlich streiten, mir persönlich liegen die 20-zeiligen Sätze.
edit:
zu 'Selbstverliebt'
ich hab da ein Problem mit der Definition: was ist Selbstverliebt ?
Wenn jemand seine Meinung kund tut ?
Eher doch wenn er keine andere zulässt.
Genau das macht Marías nicht, die Entscheidungen liegen bei jedem selbst - er zeigt nur auf was seinen Romanfiguren einfällt.
und die Frage: zu was wirst 'DU/ICH' morgen fähig sein ?
'Dein Gesicht morgen' beinhaltet gedankliche Tiefe der ich in Romanform nur bei Kafka begegnet bin.
Grüße
S.
Zuletzt geändert von
Shaftoe am Do 15. Mär 2012, 18:14, insgesamt 1-mal geändert.
Als wir unser Ziel endgültig aus den Augen verloren hatten verdoppelten wir unsere Anstrengungen Mark Twain