Erzählungen

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Re: Erzählungen

Beitragvon JMaria » Do 25. Jun 2009, 22:15

Hallo Petra,


Petra hat geschrieben:
Mein Neuzugang in Sachen Erzählungen ist James Joyces "Dubliner". Ein (ultrakurzes) reinlinsen hat mir schon gefallen! Ich bin gespannt darauf und dankbar dafür, dass ich diesen Erzählungen-Band so günstig bei Jokers bzw. Weltbild durch Dich erstanden habe! Danke auch an dieser Stelle für den Tipp! :-)


die "Dubliner" sind ein Erlebnis. James Joyce experiment nur sachte im Erzählstil, dem Innenleben der Figuren, Selbstgespräche, Gedanken .... Ich finde, man kann sich sehr gut auf die Geschichten einlassen.


Reizvoll für mich wird dieses Jahr eine Neuerscheinung unter den Erzählungen. Und zwar der Band "Alles, was du wünschst" mit Erzählungen von Anne Enright, der im September 2009 erscheint. Ich kann sie mir als fabelhafte Verfasserin von Kurzgeschichten vorstellen, seit ich ihren Roman "Das Familientreffen" las. Sie fängt kleine Szenen, kleine Moment ein, die eine große Tragkraft haben. "Das Familientreffen" war für mich weniger als gesamte Geschichte interessant, als vielmehr einzelne Elemente darin. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr die Kurzgeschichte liegt! Darauf bin ich wirklich gespannt!



"Familientreffen" hat mich als Thema nicht interessiert, doch solltest du dich mit dem Erzählband beschäftigen, berichte bitte. :-)

Liebe Grüße
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Re: Erzählungen

Beitragvon Petra » Mo 29. Jun 2009, 13:20

Hallo Maria,

ich seh' schon: Auf "Dubliner" kann ich mich schon mal freuen!

Und wenn ich Anne Enrights Stories lese, werde ich hier berichten! Vielleicht wären die auch eher was für Dich - bei "Das Familientreffen" ist glaube ich auch wichtig, dass es einen inhaltlich interessiert oder man meint damit etwas anfangen zu können. Darüber hatte ich mich kürzlich mit Doris unterhalten als ich sie traf. Denn wir dachten beide, dass ein gewisses Grundverständnis für die Themen dort förderlich zum besseren Verständnis wäre. Muss nicht sein. War aber unser Eindruck. Auch auf Grund einiger eher verhaltener Meinungen zu dem Buch.

Und auch meine persönliche Einschätzung: Hätte mir das Thema nicht aus eigenen Erfahrungen heraus was gesagt, hätte ich es vielleicht/sicher auch nicht so gut gefunden. Ich glaube, vieles wäre an mir vorbei gegangen. Oder ich hätte es einfach nicht in der Intensität nachempfinden können.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Erzählungen

Beitragvon JMaria » Mo 27. Jul 2009, 10:32

Hallo zusammen,

am Wochenende habe ich "Die Besucherin" von Maeve Brennan gelesen. Es ist eine kleine Erzählung, die im Steidl Verlag erschienen ist, knapp 100 Seiten. Sehr verdienstvoll vom Verlag, dass er diese Autorin entdeckt hat und herausbringt.

Darin geht es um eine junge Frau, die nun 22jährig, nach 6 Jahren in Paris, nach Dublin zurückkehrt, ins Haus ihrer Großmutter, wo sie aufwuchs bis sie 16 Jahre alt war. Dann entschloss sie sich nach Paris zu gehen um bei ihrer Mutter zu leben.

Sie sitzt im Zug nach Dublin, es regnet, alles ist unwirklich, statt zurückkehren könnte es auch einfach fortgehen bedeuten, denkt sie sich.

Und diese Umkehrfunktion finden sich in vielen ihrer Bilder (Spiegelbilder), oder sie sieht ihren Vater wie durch ein Fernglas, aber das man verkehrt herum hält, der Vater ist in Miniatur:

Wieder sagte sie ihrem Vater Lebewohl. Da stand er, eine Miniaturgestalt wie sie, in einem hellen, kalten Miniaturzimmer. Er drehte sich um und entschwand durch die Hoteltür, die nach innen aufging.

bereits als sie ins Taxi steigt, das sie zum Haus ihrer Großmutter bringt, fühlt sie sich grundlos zurückgewiesen vom Taxifahrer. Der kleiner Lichtblick, als sie ankommt und von der ältliche Haushälterin bei offener Tür in Empfang genommen wird, stellt sich als trügerisch heraus.

Die Großmutter, die keine Liebe, außer für ihren verstorbenen Sohn, empfinden kann, weist ihre Enkelin zurück und duldet sie nur als Gast.

Doch genauso wenig wie die Großmutter Liebe geben kann, ist auch die Enkelin emotional verarmt.

Eine Geschichte, die aus den "Dubliners" von James Joyce stammen könnte !

Ich bin begeistert und werde mir als nächstes "Mr und Mrs Derdon" vornehmen.

Parallel hörte ich dazu 3 Kurzgeschichten aus dem Erzählband: "Der Morgen nach dem großen Feuer":

"Die Braut"
"Die Lüge"
"Der Plagegeist"

gelesen von Sunnyi Melles. Sie macht das ganz hervorragend.

hier kann man den "Plagegeist" nachhören:
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/ ... Id=2597508

und hier "Die Lüge" und "Die Braut":
http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/ ... Id=2597510

"Die Besucherin" gibt es bereits in einer TB-Ausgabe.

Viele Grüße
Maria
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Re: Erzählungen

Beitragvon Petra » Sa 15. Aug 2009, 20:04

Hallo Maria,

im Kaufen-Thread hast Du mich so neugierig auf Maeve Brennan gemacht! Ich glaube, nachdem ich hier jetzt nachgelesen habe, liegt mir "Mr und Mrs Derdon" mehr als "Die Besucherin". Das werde ich mir wohl zuerst von ihr anschauen. Vielen lieben Dank für den schönen Tipp!

Und die drei Hörbuch-Kurzgeschichten hören sich auch sehr reizvoll an! Auch hierfür Danke für den Hinweis! Da werde ich ein Auge drauf haben!

Wieder einmal mehr: Toller Thread hier! :-)
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Petra


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Re: Erzählungen

Beitragvon steffi » Mo 17. Aug 2009, 10:30

Die Besucherin habe ich ja auch inzwischen gelesen dank JMaria ! Eine sehr schöne Erzählung, schlicht und doch steckt sehr viel dahinter. Ein wunderbarer Tipp !
Gruss von Steffi

:lesen:
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Re: Erzählungen

Beitragvon Herr Herbert » Mo 17. Aug 2009, 21:54

Hallo zusammen,

das freut mich, dass es hier einen thread über Erzählungen gibt! Denn wenn ich ehrlich bin, ist das für meinen Arbeitsweg mit der U-Bahn doch die bessere Variante als die richtig dicken Romanwälzer! Leider wird man manchmal etwasschief angeschaut, wenn man das zugibt :cry:

Die letzten beiden Kurzgeschichten-Bände, die mich sehrfasziniert haben, sind von Clemens Meyer "Die Nacht, die Lichter" und von Christiane Neudecker "In der Stille ein Klang". Zwei von den Thematiken her sehr unterschiedliche Autoren, die sich aber beide durch sehr dichte Erzählweise und spannende Figuren hervortun. Bei Meyer (dem Leipziger Buchpreisgewinner von 2008) hat mich besonders die Geschichte gerührt, in der ein Hundebesitzer versucht, auf der Rennbahn das Geld für die Notwendige Hüft-OP seines Hundes zu erspielen. Sehr mitfühlend und doch kaltschnäuzig geschrieben! Bei Christiane Neudecker, die in diesem Jahr am Ingeborg-Bachmannpreis teilnahm, fand ich die Titelgeschichte "In der Stille ein Klang" ganztoll. Ein Sounddesigner wird dort zur Klangentwicklung für die Autoindustrie zu einer Firma nach Dubai geschickt. Schnell gerät er dort in einen Strudel aus expat-Machogehabe und intriganten Machenschaften, während seine ihn liebende Frau doch bald nachkommen wird... Sehr atmosphärisch dichtgeschrieben! Danach möchte man sofort mal in den Mittleren Osten reisen.

Als nächstes lese ich von Angelika Klüssendorf "Amateure". Ich werde berichten :)

H. Herbert
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Re: Erzählungen

Beitragvon Doris » Di 18. Aug 2009, 08:42

Hallo Herr Herbert,

auf deinen abschließenden Bericht zu Angelika Klüssendorf bin ich sehr gespannt.

Herzlichst, Doris
"Das richtige ist das intensive Buch. Das Buch, dessen Autor dem Leser sofort ein Lasso um den Hals wirft, ihn zerrt und nicht mehr los läßt - bis zum Ende nicht, lies oder stirb! Dann liest man lieber." Kurt Tucholsky
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Re: Erzählungen

Beitragvon JMaria » Fr 21. Aug 2009, 12:29

Hallo Herbert,

Herr Herbert hat geschrieben: das freut mich, dass es hier einen thread über Erzählungen gibt! Denn wenn ich ehrlich bin, ist das für meinen Arbeitsweg mit der U-Bahn doch die bessere Variante als die richtig dicken Romanwälzer! Leider wird man manchmal etwasschief angeschaut, wenn man das zugibt :cry:


vielleicht schauen die Leute ja auch nur neugierig. Ich recke meinen Hals immer um zu sehen was ein anderer liest. Find ich immer sehr spannend zu ergründen.

und wenn sie dich schief anschauen - ist es auch egal. ;)


Was ich dich fragen wollte. Konzentrierst du dich auf deutsche Autoren die Kurzgeschichten schreiben?

ich kenne da bisher nur "Sommerhaus, später" von Judith Hermann, deren Kurzgeschichten mir überwiegend gut gefallen haben.

Gruß,
Maria
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Re: Erzählungen

Beitragvon Herr Herbert » Sa 22. Aug 2009, 16:45

Hallo Maria,

ja, derzeit finde ich ein paar junge deutsche Autoren sehr spannend. Mit Judith Herrmann allerdings konnte ich nie richtig viel anfangen - da passiert mir zu wenig und die Figuren sind alle so merkwürdig substanzlos. Da geht es bei Clemens Meyer schon anders zur Sache. Von den Amerikaner haben mir die Kurzgeschichten von T.C. Boyle sehr gut gefallen - fast noch besser als seine Romane. Er schafft es, auf kurzen Distanzen ganze Welten auszureissen, das ist schon sehr faszinierend.

Das Klüssendorf-Buch, das ich gerade lese ist auch technisch sehr spannend: sie verknüpft die einzelnen Figuren der Geschichten miteinander und da wirdauch schon mal eine Liebesbeziehung erst aus der einen und dann aus der anderen Perspektive beschrieben.

Mal sehen, was ich danach lese. Vielleicht Christoph Peters: "Kommen und gehen, manchmal bleiben". Ansonsten drücke ich die Daumen, dass Christiane Neudecker bald ein neues Kurzgeschichten-Buch herausbringt. Dass sie beim diesjährigen Ingeborg-Bachmannpreis mit einer neuen Kurzgeschichte angetreten war, lässt mich hoffen...

Herzlich
HH
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Re: Erzählungen

Beitragvon JMaria » So 23. Aug 2009, 15:33

Hallo Herbert,

Herr Herbert hat geschrieben:

ja, derzeit finde ich ein paar junge deutsche Autoren sehr spannend. Mit Judith Herrmann allerdings konnte ich nie richtig viel anfangen - da passiert mir zu wenig und die Figuren sind alle so merkwürdig substanzlos.


...und lassen sich im Leben sehr treiben, zumindest in "Sommerhaus, später". Was mich irritierte. Auf der anderen Seite empfand ich das "Unausgesprochene", die Stille zwischen den Zeilen, als "laut". Es drängte sich mir direkt auf. Das gefiel mir wiederum sehr gut.


Von den Amerikaner haben mir die Kurzgeschichten von T.C. Boyle sehr gut gefallen - fast noch besser als seine Romane. Er schafft es, auf kurzen Distanzen ganze Welten auszureissen, das ist schon sehr faszinierend.



diesem Autor möchte ich mich auch noch nähern. Einen Roman (Willkommen in Welville) von ihm habe ich im SUB.
Kannst du mir zusätzlich einen Titel für einen Kurzgeschichtenband nennen?

mir gefällt die kanadische Autorin Alice Munro besonders gut. Sie kann mit wenigen Sätzen eine Lebenssituation schildern und wie eine Kleinigkeit das Leben verändert oder aus den Fugen geraten lässt. Aber auch ein subtiler Humor ist zu spüren.

Kennst du etwas von ihr?


Ansonsten drücke ich die Daumen, dass Christiane Neudecker bald ein neues Kurzgeschichten-Buch herausbringt. Dass sie beim diesjährigen Ingeborg-Bachmannpreis mit einer neuen Kurzgeschichte angetreten war, lässt mich hoffen...

halt uns auf dem Laufenden.

kennst du auch die Klassiker, wie die Kurzgeschichten von Katherine Mansfield oder im amerikanischen Bereich Stephen Crane? Sehr zu empfehlen.

Viele Grüße
Maria
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