Hallo zusammen,
das freut mich ja, dass die ersten beiden hier schon Antihelden/Außenseiter bennen können und den Thread auch so interessant finden wie ich selbst!

Wahrlich Yvonne, dieser Thread ist gefährlich! Für mich auch, das wusste ich schon beim einrichten und Dein Posting bestätigt es mir augenblicklich!

Auch stimme ich mit Dir vollkommen überein, dass es keine Außenseiter/Antihelden sein dürfen, die der Autor der Lächerlichkeit preisgibt. Ich mag solche Bücher nur wenn sie mit Ernsthaftigkeit geschrieben sind und der Autor damit etwas vermitteln möchte. M. E. gelingt das anhand solcher "Helden" besonders gut. Denn sie haben etwas zutiefst menschliches an sich. Sind eben nicht die Übermenschen, zu denen man aufschaut und die alles meistern, alles in den Griff kriegen. Sondern die vom Leben verwundeten. Oder auch aus eigener Schuld Fehlgeleiteten, die uns aber aufzeigen können wie man es NICHT machen sollte. Oder die uns einfach eine Charakterstudie aufzeigen und somit einen Einblick in die Vielfalt der Menschen gewähren. Ich finde das immer höchst interessant! So auch beim heute mittag zu Ende gelesenen Roman "Die einsame Passion der Judith Hearne" von Brian Moore. Ein Mensch, dem das Leben übel mitgespielt hat und die Natur nicht mit Schönheit gesegnet hat, schreit innerlich verzweifelt nach einem Menschen, der sich ihm zuwendet. Was daraus entsteht, welche Verhaltensweisen des Umfelds, aber auch des Außenseiters selbst. Es lässt auch darüber nachdenken wie wir - die Allgemeinheit - mit solchen Außenseitern umgehen. Und was wir in ihnen damit anrichten. Hochinteressant finde ich soetwas!
Mir ist sind auch noch drei weitere Bücher mit Antihelden eingefallen:
- A. M. Holmes: Und morgen sind wir glücklich
- Michael Collins: Nicht totzukriegen
- Hans Werner Kettenbach: Glatteis
Ich las beide vor ein paar Monaten. "Und morgen sind wir glücklich" hat mich auf eine ganz eigene Art berührt. Ebenso Michael Collins, die Hauptfiguren dort waren in ihrer Unvollkommenheit auch ausgesprochen interessant. Und "Glatteis" scheint in erster Linie ein Krimi zu sein, ist aber in Wirklichkeit eine Charakterstudie. Auch nicht gerade ein Vorbild, diese Figur! Aber umso interessanter - und ich habe sie sooooooooooooooooo ungern zurückgelassen!
Stimmt Yvonne, "Nach Hause schwimmen" habe ich auf meinem SUB-Gerangel 2010 stehen. Habe es übernommen vom SUB-Gerangel 2009. D. h. das Interesse an dem Buch ist ungebrochen. Wie Du mir hier bestätigst zu recht!

Und auch ansonsten habe ich noch einiges von dem was Du aufgelistet hast auf meinem SUB: Gebhard Bakkers "Oben ist es still" (ebenfalls vom SUB-Gerangel 2009 auf das SUB-Gerangel 2010 übernommen - das Interesse ist auch hier ungebrochen, sicher wegen meiner Vorliebe für solche Figuren. Ebenso habe ich von Charles Chadwick ein Buch im SUB-Gerangel stehen: "Ein unauffälliger Mann". Darauf freue ich mich auch schon ganz besonders. Und Du hast ja völlig recht (ich erinnere mich an die Beschreibung), sein Roman "Eine zufällige Begegnung" wird auch von zwei Antihelden angeführt.
Neugierig gemacht hast Du mich auf Per Pettersons "Im Kielwasser" und auch "Sturm" von Nicholas Shakespeare, "Der Teppichhändler" von Meg Mullins und "Klippen" von Olivier Adam werde ich mir schleunigst näher anschauen. Vielen Dank für die Tipps!
Und stimmt, Maria, Hemingway sei hier auch erwähnt. Vielen Dank für die Nennung von "Fiesta" und "Der alte Mann und das Meer".
JMaria hat geschrieben:Die Vermischung von menschlicher Stärke und dann dennoch ein Scheitern ist mMn ein sehr nahes Lebensgefühl.
Wobei einigen der Menschen die in den Romanen beschrieben werden, die ich hier genannt habe, die menschliche Stärke fehlt. Umso interessanter sind sie für mich. Manchmal versteht man, warum nicht jeder Mensch stark sein kann (auch von vornherein schon nicht). Und manchmal sieht man einfach nur ein Spiegelbild von Menschen, die es wirklich so gibt: die ihr Leben nicht in die Hand nehmen, die sich nicht aufraffen, die verhindert sind - aus welchen Gründen auch immer. Manchmal einfach nur weil sie in ihren Kleingeistern gefangen sind. Manchmal erheben sie sich aber doch aus ihrem Trott. Das bleibt immer abzuwarten. Und ich liebe sowohl die Helden, die bis zuletzt scheitern, als auch die, die in irgendeiner Form schaffen über ihren Schatten zu springen.