Dan Simmons - Drood (mit Spoiler)

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Re: Dan Simmons - Drood (mit Spoiler)

Beitragvon Binchen » Do 22. Apr 2010, 12:42

Danke liebe Maria,

für deinen Hinweis. Wieder einmal wäre also ein wenig mehr Interpretationslust gefragt gewesen!" Das Bild zur Eifersucht ist ja so treffend! Ja das könnte es sein und dann würde es mich nicht mehr gar so sehr stören, nur wieder einmal bestätigen, dass ich in dieser Hinsicht noch nie eigenständig denken konnte.

Es erinnert doch zu sehr an Deutschunterricht, als die cleveren immer solche Bilder erkennen konnten. Einmal angeschubst, kann ich dann auch die Fäden weiterspinnen, aber selbst bin ich nie darauf gekommen.
Den Mädels damals habe ich dann später intime Kenntnis der Sekundärliteratur unterstellt. Aber bei Dir, liebe Maria vermute ich, dass Du selbst auf die Idee gekommen bist. Ich bin immer wieder verblüfft, dass es Menschen gibt, die sowas erkennen *g*

Aber so bin ich ein Stück weit versöhnter mit Dan Simmons.

Übrigens: Ich hab das mit dem Bild nicht weiter aufgeklärt, damit das ganze kein Spoiler wird und denke die Leserinnen verstehen mich - oder?
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Re: Dan Simmons - Drood (mit Spoiler)

Beitragvon steffi » Fr 23. Apr 2010, 09:06

Binchen hat geschrieben:Danke liebe Maria,

für deinen Hinweis. Wieder einmal wäre also ein wenig mehr Interpretationslust gefragt gewesen!" Das Bild zur Eifersucht ist ja so treffend! Ja das könnte es sein und dann würde es mich nicht mehr gar so sehr stören, nur wieder einmal bestätigen, dass ich in dieser Hinsicht noch nie eigenständig denken konnte.


Ach, Binchen, da brauchst du nicht so streng mit dir zu sein - bei mir funktioniert das bei Prosa ganz leidlich (aber nicht immer, wie man sieht :D ) aber z.B. bei Lyrik ganz und gar nicht.

Also, mir gefällt ja der Gedanke auch:

Interessant ist auch, dass durch hohe Einbildungskraft sogar das Umfeld an Dinge glaubt, ...


Das knüpft dann an die ganze Mesmerisierung und Drogenwahn an, gleichzeitig denke ich, dass die Leute in der viktorianischen Zeit da auch sehr empfänglich dafür waren. Nicht umsonst begann dann die Romantik den Bruch zwischen der reinen und wissenschaftlichen Vernunft mit den Gefühlen und dem Unbewussten. Die Gothic-Romane und auch Collins "Frau in Weiss" würde ich mehr dort ansiedeln, während Dickens schon in Richtung Realismus schrieb, obwohl z.B. Große Erwartungen schon auch Romantik-Aspekte hat.

Insofern passt die Aussage von Drood auch auf die beiden, wenn man davon ausgeht, dass sie das schrieben, an das sie glaubten. Was aber so von Simmons auch wieder in Frage gestellt wird, denn Dickens (wiederum aus der Sicht von Collins - sehr geschickt!) sieht dort eher nach dem berechnenden Schreiber aus.
Gruss von Steffi

:lesen:
Wolfgang Reinhard - Die Unterwerfung der Welt ( Langzeitprojekt)
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Re: Dan Simmons - Drood (mit Spoiler)

Beitragvon JMaria » Sa 24. Apr 2010, 11:21

Hallo zusammen,

hier mal ein Zitat aus "Dickens" von Johann N. Schmidt (Rororo-Monographie):

....Wider alle Einsicht unterzeichnete er noch in Amerika den Vertrag für eine weitere Vortragsserie in England. Es sollte seine Abschiedstournee werden, für die er als Höhepunkt die Ermordung Nancys durch Bill Sikes (aus Oliver Twist) wählte.... Sein Sohn Charley wurde eines Tages durch grauenvolle Schreie im Garten aufgeschreckt, und als er entsetzt hinauseilte, sah er seinen Vater die Romanfigur Nancy mit wilder Gestik erwürgen. Dickens stattete seine Charaktere mit einer darstellerischen Mimesis aus, die auf seine Umwelt allein schon deshalb so schockierend wirkte, weil sie mit einer totalen Aufgabe jeglicher Distanz verbunden war - als ob der Autor einen dunklen, verborgenen Teil seiner selbst einem erschrockenen Publikum vorstellen wollte. Edgar Johnson bemerkte in seiner großen Dickens-Biographie zu Recht. "Als er sich entschied, den Mord an Nancy in sein Repertoire aufzunehemen, sprach er sich selbst sein Todesurteil aus"...

man sieht, dass Dan Simmons intensiv recherchierte.

@Binchen,
du bist wirklich zu streng mit dir. In einer Leserunde trägt jeder der aktiv mitmacht viel bei, so dass wir uns gegenseitig unterstützen. :)

@Steffi,
Das knüpft dann an die ganze Mesmerisierung und Drogenwahn an, gleichzeitig denke ich, dass die Leute in der viktorianischen Zeit da auch sehr empfänglich dafür waren. Nicht umsonst begann dann die Romantik den Bruch zwischen der reinen und wissenschaftlichen Vernunft mit den Gefühlen und dem Unbewussten. Die Gothic-Romane und auch Collins "Frau in Weiss" würde ich mehr dort ansiedeln, während Dickens schon in Richtung Realismus schrieb, obwohl z.B. Große Erwartungen schon auch Romantik-Aspekte hat.


sehr interessant, was du über die Stilepochen schreibst, das war mir noch garnicht ins Bewußtsein gedrungen. So spontan fällt mir dazu ein, dass in der Romantik das Spiegelmotiv und der Doppelgänger, sowie Gespenster gerne eingesetzt werden, das findet sich alles auch in Drood/Collins, durch das Mesmerisieren wurde sozusagen Wilkie Collins sein inneres Abbild zutage gebracht. Oder so ... nur ein Gedankenspiel :D


Liebe Grüße
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Re: Dan Simmons - Drood (mit Spoiler)

Beitragvon JMaria » Do 29. Apr 2010, 13:33

Hallo Yvonne,

liest du noch "Drood"?

Liebe Grüße
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