Hallo zusammen,
letzte Woche war ich in einem Provinznest im amerikanischen Mittelwesten in Indiana. Lawrence, den ich dort besucht habe, werde ich nicht vergessen! Nicht in erster Linie wegen der (wenn auch wirklich sehr interessanten) Intrigen seiner Vorgesetzten. Sondern vielmehr wegen Lawrence selbst. Seiner tief empfundenen Einsamkeit, die mir so nahe ging. Er vermisste nach der Trennung von seiner Frau (sie hat ihn verlassen) seinen Sohn so schmerzlich. Ich habe ihn so manches mal sehr verloren erlebt. Ich werde ihn nicht vergessen!
Nun bin ich hoch nach Kanada gereist. Zu den Ureinwohnern Amerikas. Ich besuche einige Cree-Indianer. Will ist mitte Fünfzig und ist durch eine Auseinandersetzung mit einem anderen Clan ins Koma geprügelt worden. Wie es dazu kam erzählt er, während er in sich gefangen ist, seinen Nichten. Eine der beiden Nichten - Annie - sitzt oft bei ihm am Bett und erzählt ihrerseits von ihrem Leben. Und von ihrer wunderschönen, vor gut einem Jahr verschwundenen Schwester, die als Model in der modernen Welt lebt, während es Annie zurück in die Wildnis gezogen hat, wo sie jetzt am Krankenhausbett bei ihrem Onkel sitzt.
Ich denke, durch die ganzen Geschichten, die sie mehr sich selbst, als wirklich dem anderen erzählen, werde ich über beide Generationen viel erfahren. Wie es ist, wenn man seine eigene Kultur und Tradition verloren hat, aber dafür keinen Ersatz findet. Sie haben gleich zu Anfang mit mir zusammen sehr intensive Szenen besucht: Will, der Buschpilot, als er mal eine Bruchlandung - mitten im kanadischen Winter - gemacht hat. Wie es kam, dass er es überlebte. Das hat Will toll erzählt! Und Annie, wie sie auf ihrem Schneemobil auf dem zugefrorenen Fluss zu ihrem Onkel ins Krankenhaus fährt. Und wie sie sich beim Anblick der Umgebung bewusst wird, dass sie am Ende der Welt wohnt. Ja, von ihrer Abgelegenheit erzählen sie sehr schön! Und Will auch von seinem Tröster, dem Alkohol. Ich fühle mich an der Seite dieser Indianer jetzt schon wohl. Ich freue mich darauf sie noch eine Weile zu begleiten!
Edit: Ach, hatte ich eben vergessen: Hier in
Moosonee (Link führt zu Wikipedia) machen die Cree 80 % der Bevölkerung aus.Eure literarischen Reisen sind auch sehr interessant!
Britti, in der Wohnung in Amsterdam war ich dies Jahr auch schon! Die Atmosphäre dort ist ganz schön angespannt, nicht wahr? Und auf Deine anschließende Reise nach Kopenhagen - in echt und auf literarischen Pfaden - darfst Du Dich schon sehr freuen!

Und Steffi, Lymond - der ist auch einen Besuch wert! Ich hatte da mal recht lange reingelesen. Was für ein Typ!
[1. Buch: Michael Collins - Schlafende Engel]
[2. Buch: Joseph Boyden - Durch dunkle Wälder]