Tana French: Sterbenskalt

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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Fevvers » Mo 24. Jan 2011, 21:17

Hallo Binchen,

ich meinte damit Folgendes: Die Eltern sind unter den wichtigen Romanfiguren die einzigen, deren Charaktere auf Anhieb eindeutig fassbar sind, weil sie Stereotypen verkörpern und auch so agieren (gewalttätiger Alkoholiker auf der einen Seite, geprügelte, emotional verhärtete Ehefrau auf der anderen).
Alle anderen sind bis in die Nebenfiguren hinein vielschichtiger angelegt, insbesondere die Geschwister, auf die schließlich der Focus gerichtet ist. Die Eltern werden so - folgerichtig - zum 'Hintergrundrauschen'.

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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Binchen » Mo 24. Jan 2011, 21:31

Ja - Hintergrundrauschen - das triffts auch für mich, danke liebe Fevvers.

Und manchmal nimmt man halt auch Hintergrundrauschen wahr!?

Fröhliches spannendes Weiterlesen für Dich und alle die noch kommen ....
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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Fevvers » Di 25. Jan 2011, 10:58

Hallo Binchen und Petra,

ich bin durch, es ist wieder eine lang Nacht geworden.

Mit meiner Vermutung, wer der Täter sein könnte, lag ich also richtig, was nicht so schwer zu erahnen war. Da es sich bei "Sterbenskalt" nicht um einen klassischen Who-Dunnit handelt, war mir das aber völlig egal.

Großartig fand ich zum Schluss das Dialog-Duell zwischen Frank und Stephen, in dem die unterschiedlichen Sichtweisen noch einmal klar formuliert wurden. Es ist immer tragisch, wenn jemand glaubt, sich aufopfern zu müssen (eher eine weibliche Neigung, dass es im Roman anders ist, fand ich bemerkenswert!), statt einen gesunden Egoismus an den Tag zu legen, selbst wenn es um weniger dramatische Ereignisse geht.

Überhaupt hat mir der Schluss gefallen: Es bleibt so vieles offen, was ich als sehr authentisch empfunden habe. Ein wenig versöhnlich stimmt die allerletzte Erinnerung Franks an Rosie: Sie ist die einzige wirklich ungetrübte.

Auf jeden Fall war der neue French einer der besten Krimis, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Ich finde, der Qualitätsunterschied zu "Grabesgrün", das für mich viele Längen hatte und auch längst nicht so spannend erzählt war, ist enorm. Wie ist "Totengleich" einzuordnen?

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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Petra » Di 25. Jan 2011, 12:58

Hallo zusammen,

viele Fragen. Ich versuche mich mal an einer Antwort. Für alle Vorsicht – Spoilergefahr!

Binchen, zunächst einmal zu Deiner und Martinas Frage Shays Erläuterungen zu den Gründen für seine Tat. Das kann man pauschal gar nicht beantworten. In solchen Familien gibt es verschiedene Typen an Kindern. Einige fühlen sich verpflichtet (nein, falsches Wort… tatsächlich sogar VERANTWORTLICH). Für die Eltern. Und sicher auch in Konstellationen wie hier für die kleineren Geschwister. Dass jemand, der diesen Weg (sich verantwortlich fühlen) gewählt hat (nein, wieder falsches Wort. Das geschieht sicher nicht bewusst… man schlägt diesen Weg ein, weil man gar nicht sieht, dass man eine Wahl hat! Man hat, wenn man dieser Typus Kind ist, keine Wahl, sondern man denkt, dass es die Aufgabe ist, die man zu erfüllen hat), eine Mordswut auf einen Bruder bekommt, der auch schützend seine Hände über die kleineren/schwächeren Geschwister hätte halten müssen (muss er nicht, aber aus Sicht von Shay auf jeden Fall schon!), ist nachvollziehbar. Und ich glaube, Shay glaubt das wirklich auch. Er hat keine Alternative vor Augen. Er fühlte sich verpflichtet, ja vielleicht von höherer Stelle (Gott) beauftragt. Das ist eine gängige Sichtweise bei Kindern, die so aufwachsen.

Aber es ist nicht die einzige Sichtweise. Es gibt auch Kinder, die keine andere Möglichkeit sehen, als fliehen. Der Selbsterhaltungstrieb drängt sie. Unbeschadet überstehen sie so was auch nicht. Aber sie haben wenigstens eine Chance auf ein anderes Leben. Ein Shay hat die nie. Er wird sich immer verantwortlich fühlen. Immer damit hadern, dass er kein eigenes Leben aufbauen und führen kann. Dass ihm immer was (die Familie!) dazwischen kommt. Und das macht kaputt. Innerlich kaputt. Und hat man dann vom Vater noch vorgelebt bekommen, wie man Wut ausdrückt (das Objekt der Wut mit dem Kopf gegen die Wand knallen), dann ist das schon vorstellbar, was Shay da getan hat. Und es ist auch vorstellbar, dass er das selber glaubt. Seine Rechtfertigungen von ihm selbst gar nicht als solche erkannt werden. Denn in der Lage, in der Shay sein Leben lang steckte, ist es schwer zu erkennen, dass man eine Wahl hätte. Und selbst wenn, ist es ungeheuer schwer, sich von dieser gefühlten Pflicht und Verantwortung zu befreien.

Ich finde es toll, wie Tana French hier die verschiedenen Typen einbringt: Einlenkende und Stimmung auslotende Kinder (Carmel und Jackie – das merkt man auch an ihrem Verhalten wenn Frank und Shay streiten). Kinder, die die Verantwortung tragen und handeln (Geschwister verstecken etc.). Und welche die abhauen (Frank).

Nun zu Deiner Frage, ob Frank denn die Pflicht gehabt hätte zu Hause zu bleiben. Nein. Hätte er nicht. Aber es gehört sehr viel Stärke dazu, das durchzuziehen. Oder Egoismus – gesunder in dem Zusammenhang. Aber ohne ausgeprägten Hang zum Egoismus ist es sicher sehr schwer (fast unmöglich) zu gehen.

Und Fevvers schreibt dazu etwas passendes: „Es ist immer tragisch, wenn jemand glaubt, sich aufopfern zu müssen (eher eine weibliche Neigung, dass es im Roman anders ist, fand ich bemerkenswert!), statt einen gesunden Egoismus an den Tag zu legen, selbst wenn es um weniger dramatische Ereignisse geht.“

Das ist richtig. Sowas ist immer tragisch. Aber von außen heraus betrachtet um so vieles leichter, als von innen heraus. Denn man fühlt sich beauftragt. Als habe man diese Aufgabe. Zu erkennen, dass es gar keine Aufgabe gibt, ist extrem schwer!!! (Da erinnere ich mich gern an Paul Austers „Stadt aus Glas“. Als der Detektiv dort herausfindet, dass das, was er beschatten sollte, längst nicht mehr da ist. Und dass er trotzdem weiter beschattet, weil das sein Auftrag ist. Und als er dann bemerkt, dass er sich selbst beauftragt hat (hier wird damit gespielt, dass Paul Auster in seinen eigenen Roman eintritt), und niemand sonst, ging mir persönlich ein Licht auf. Für manches, für das man sich berufen fühlt, gibt es gar keinen Auftrag. Man hat sich selbst diesen Auftrag gegeben. Und man kann lange warten, dass diesen Auftrag jemand auflöst. Das muss man nämlich selber tun. Aber das geht nur, wenn man merkt, dass es keinen höheren Auftraggeber gibt. Kein Gott, keine Moral, keine Person. Nur man selbst.

Zu Franks Eltern: Die Eindimensionalität liegt für mich darin, dass sie Stereotypen verkörpern, Klischees erfüllen. Sie haben keine zusätzlichen Facetten (bis auf das kurze aufblitzen in Szenen wie dem Silber polieren oder beim Gespräch zwischen Frank und dem Vater). Fevvers hat das aber auch schon erklärt, so denke ich, brauche ich das nicht weiter auszuführen. Nur möchte ich nochmals dazu wiederholen, dass ich auch das von Tana French gut gelungen fühle. Denn Menschen wie Franks Eltern sind in diesem Stadium meistens stereotyp. Sie sind festgefahren in ihren Verhaltensmustern. Und so hätte ich hier zu viele Facetten gar nicht glaubhaft gefunden. Es gibt so Menschen, die derart abgestumpft sind und nicht mehr nach rechts und links sehen. Sie haben nur ihren Frust, der sich unüberlegt Bahn bricht. Und ihre Sucht, wie Franks Vater. Nichts anderes ist mehr wichtig. Und die Persönlichkeit verkümmert, bis nur noch das da ist, was wir sehen: Wut, Versagen, Sucht, Gewalt, Lieblosigkeit…
Vielschichtigkeit bei diesen beiden Figuren hätte mich eher gestört. Dass sie facettenlos und somit eindimensional geblieben sind, fand ich passend und denke nicht, dass Tana French das aus Nachlässigkeit gemacht hat.

Fevvers, die Dialoge mit Stephen habe ich auch sehr genossen! Klasse!

Ich hatte übrigens einen kleinen Kritikpunkt. Ich fand es nicht glaubwürdig, dass Frank sich weichklopfen lässt (wo er schon bei Stiefeln so hart geblieben ist), Holly zu seiner Familie mitzunehmen. Ausgerechnet, als er mit der Absicht (wie er später selber sagt) hingefahren ist, Shay zu töten. Jemand, der so drauf bedacht ist, seine Tochter aus dem Millieu und den schlechten Ereignissen fernzuhalten, hätte zu solch einem Anlass sicher seine Tochter nicht mitgenommen. Zumal er sich ja schon absolut sicher war, dass Shay der Mörder ist. Und wohl sogar vor dem eigenen kleinen Bruder nicht Halt gemacht hat. Wie hast Du das gesehen?
Bei Tana French habe ich meistens solch kleine Faktoren, die mir auffallen. Da mir aber das gesamte so ausgezeichnet gefallen hat, fällt das für mich nicht ins Gewicht. Ich kann da gut drüber wegsehen, denn das Buch als Ganzes war dazu einfach zu rund und zu dicht. Nur aufgefallen ist es mir beim lesen.

Mir haben alle 3 Bände spitze gefallen. Jedes auf seine Art. Deshalb ist es schwer, Dir eine Zuordnung von „Totengleich“ zu geben. Es ist anders. Bisher waren sie alle drei sehr unterschiedlich. Man erkennt Tana French immer sofort wieder. Durch ihre dichte Erzählweise, die unglaublich intensiven Szenen, die Nostalgie-Szenen, in denen Erwachsene sich ein bisschen in ihre Kindheit zurückfallen lassen, in kindliche Verhaltsmuster übergehen.

Selbst die Hauptfigur wechselt ja jedes Mal. Für mich waren wie gesagt alle 3 Bände spitze – jeder auf seine ganz eigene Art und Weise. Ich möchte keinen missen.

In „Totengleich“ bin ich auch über eine kleine Schwäche gestolpert. Hat meinem Lesespaß aber ebenfalls überhaupt keinen Abbruch getan. Dafür habe ich mich viel zu wohl gefühlt, in dieser merkwürdigen WG mit ihren faszinierenden Persönlichkeiten. Und überhaupt fand ich den Undercover-Einsatz sehr spannend. Überhaupt hatte das Buch auch wieder so einen unwiderstehlich Sog.

Ich kann Dir da also nicht helfen. Ich fürchte, das musst Du allein rausfinden.

Bist Du schon neugierig, wer in Band 4 die Hauptrolle übernehmen wird? Oder hast Du gar selbst eine Idee? Ich weiß es, weil Rachel eine Andeutung gemacht hat, der ich nachgegangen bin. ;-)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Rachel » Di 25. Jan 2011, 15:28

Hallo Ihr Lieben,

vorweg, Fevvers, wie schön, dass Dir "Sterbenskalt" ebenfalls so gut gefallen hat. Für mich war es mit Abstand das bisher beste Buch von Tana French. "Totengleich" ist wieder ganz anders, das hat mich ein bisschen an "Die geheime Geschichte" von Donna Tartt erinnert, falls Du das kennst. Fand ich aber ebenfalls richtig gut.

Ihr sprecht einige interessante Dinge an. Zum einen die Frage nach der Verantwortung. Solchen Eltern gegenüber, sicher nicht, aber was ist mit den jüngeren Geschwistern? Diese Verantwortung würde ich nicht so eindeutig verneinen. Natürlich fühlt sich der ältere Bruder seinen jüngeren Geschwistern gegenüber verantwortlich und möchte sie schützen. Dass Frank trotzdem gegangen ist und sein Selbsterhaltungstrieb somit stärker war, heißt für mich nicht, dass er dieses Gefühl der Verantwortlichkeit abschütteln konnte.
Was ich in diesem Zusammenhang auch sehr interessant finde, ist Franks Entscheidung den Kontakt zu seiner Familie so komplett abzubrechen. Nicht nur zu seinen Eltern, sondern ja auch zu seinen Geschwistern, die ihm ja nichts getan hatten. Meiner Meinung nach war das, nach seiner Entscheidung wegzugehen, der für ihn einzig mögliche Weg. Denn seine Geschwister hätten ihm immer wieder das Gefühl gegeben, sie im Stich gelassen zu haben und wer weiß, ob er seine Entscheidung so durchgezogen hätte, hätte er immer vor Augen gehabt, wie schlecht es einen Geschwistern geht.

Und hier kommt für mich Shay mit hinein. Denn wäre Frank wirklich gegangen, wenn da nicht Shay gewesen wäre, der bei den jüngeren Geschwistern blieb? Und hat Frank mit deinem Weggang nicht auch Shay die Möglichkeit genommen zu gehen? Denn dann wären die Geschwister ja wirklich alleine gewesen. Doch, ich kann Shays Wut auf Frank nachvollziehen und seine Gedanken, dass Frank ihm etwas schuldig ist.
Was natürlich nicht heißen soll, dass Shay Recht oder Frank Unrecht hat, aber ich denke, beide hatten für ihr Handeln ihre Gründe, die für mich nachvollziehbar sind. Ein richtig gibt es in so einer Situation sowieso nicht.
Frank hat so gehandelt, wie es für ihn am besten war und vieles gibt ihm sicherlich Recht, aber nicht jeder ist stark genug, so zu handeln und kann mit deinen Schuldgefühlen so umgehen, wie Frank es scheinbar konnte. Shay konnte es nicht und deshalb hatte ich beim lesen tatsächlich immer wieder Mitleid mit ihm.

Was die Eindimensionalität der Eltern betrifft, das habe ich nicht wirklich so gesehen, denn immerhin ist das Buch ja aus Franks Sicht. Und möchte er bei seinen Eltern wirklich mehr sehen und Gründe für ihr Verhalten suchen? Ich glaube nicht wirklich. Mal abgesehen davon, dass ich die Eltern sehr glaubhaft fand und Tana French ja zumindest andeutet, warum sie so geworden sind.
Liebe Grüße,
Rachel

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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Petra » Di 25. Jan 2011, 17:51

Hallo Rachel,
Hallo alle zusammen,

ich verstehe was Du meinst, liebe Rachel. Man könnte sich moralisch fragen, ob Frank wirklich keine Verantwortung - seinen Geschwistern gegenüber - hatte. Ob er das "Recht" hatte, alle im Stich zu lassen.

Aber ich habe dazu zwei Einwände, weil ich weiß, dass das in der Praxis nicht aufgeht.

Erstens hat man als Kind/Jugendlicher seinen Geschwistern gegenüber oft gar keinen Bezug. Weil man in dem Alter meistens nur auf sich fixiert ist. Oder auf die Eltern, Freunde, etc.. Nicht aber auf die Geschwister. Mag sein, dass man das nicht verallgemeinern kann. Aber in Franks Familie sehe ich Ähnlichkeiten bei den Geschwistern, zu dem Verhältnis, das ich damals zu meinem Bruder hatte. Gar keins. Jeder kochte sein eigenes Süppchen, und der andere war sowieso doof. Das hat sich geändert, als wir erwachsen waren und beider unserer Wege gingen.

Aber viel wichtiger ist mir mein zweitens: Ich weiß, dass das Rollenverhalten in solchen Familien (Kinder von alkoholkranken Eltern) nicht willentlich beeinflussbar ist. Es ergibt sich von selbst. Es gibt darüber allerhand wissenschaftlicher Studien. Und das schlimme ist, sie stimmen. Spiegeln sich immer in solchen Familien wider. Das geschieht völlig unbewusst.

Und eine Rolle, die in solch einer Familie stets zu vergeben ist, ist der Held (Shay). Auf die Schnelle habe ich einen Link gefunden (es gibt dazu ganz viele Seiten und Bücher etc.), der das ganz gut wiedergibt. Schau mal :arrow: hier.

Das auffällige Kind dürfte Frank sein. Und das unsichtbare Kind Kevin. 1:1 passt es nicht auf die Konstellation bei Tana French. Aber wenn man sich mit solchen Gefügen in diesen Familien auskennt, dann erkennt man da unheimlich viel wieder.

Interessant ist übrigens: Legt ein Kind seine Rolle ab, übernimmt ein anderes. So kann aus einem Kind, das flieht (immer woanders ist, sich möglichst von der Familie fernhält), das Kind werden, das der Held ist und auf alles aufpasst und die Verantwortungen übernimmt, die zuvor der Bruder oder die Schwester für die Eltern übernommen hat. Ich habe sowas mal miterlebt. Das war vielleicht ein Erlebnis! Unglaublich!

Aber das geht zu viel in die Tiefe über diese Erkrankung und die Co-Abhängigen (auch darüber gibt es zahlreiche Studien, die so treffend sind, das einem Angst und Bange über die Psyche des Menschen wird. Wie vorprogrammiert man in vielen Dingen ist). Ich will nur verdeutlichen, dass ich zwar verstehe, dass von außen betrachtet Franks Verhalten schon fragwürdig ist. Ich mir aber sicher bin, dass er gar keine wirkliche Wahl hatte. Ebensowenig wie Shay oder die anderen. Es gibt in solchen Familien Rollen zu besetzen. Ein sehr interessantes Thema.

In dem Link findet sich übrigens auch noch etwas dazu: "Die Übernahme einer Rolle stellt kein kalkuliertes Verhalten dar, sondern geschieht langsam und unbewusst aus der Notwendigkeit heraus, dass aus dem Gleichgewicht geratene Familiensystem wieder zu stabilisieren." So ist es! Dienlich ist es übrigens nicht! Denn durch diese Verhaltensweisen helfen Kinder ihre Eltern zu schützen. Sie ermöglichen ihnen weiter mit ihrem Fehlverhalten zu machen. Mit Übernahme von deren Verantwortung. Oder auch Ablenkung (das schwarze Schaf). Oder Schlichtung, wodurch das Schlimmste immer verhindert wird, was aber mal die Nachbarschaft, Polizei, Jugendamt auf den Plan rufen würde. Tana French schreibt ja auch in ihrer Geschichte, dass die Mackeys (da waren sie sich alle einig) immer darum bemüht waren, nichts nach außen dringen zu lassen.

Noch etwas interessantes aus der verlinkten Seite: "Die Rollenübernahme versteht sich als Überlebens- bzw. Bewältigungsstrategie. Welche Rolle oder Rollenkombination ein Kind einnimmt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, z. B. vom Alter, vom Geschlecht, von der individuellen Persönlichkeit und von der Geschwisterkonstellation,..." Ebenfalls sehr wahr!

Und in dem Link wird auch Nach Monika Rennert zitiert: "entsteht „... jede einzelne Rolle (.) aus einer spezifisch belasteten und schmerzlichen Situation, weist ihre eigenen Symptome auf, bringt ihren spezifischen Gewinn sowohl für das individuelle Familienmitglied als auch die gesamte Familie und fordert schließlich ihren besonderen Preis.“ (Rennert 1990: 69)"

Richtig. Und auch hier hat Tana French ihre Geschichte gut durchdacht, bzw. diese Dinge mit eingebracht. Shay macht das nicht aus Selbstlosigkeit. Sondern weil er nur so mit der Situation umgehen kann. Und er selbst hat davon wenigstens das Gefühl, seine Pflicht getan zu haben. Dafür büßt er sein eigenes Leben ein. Er ist nicht frei in der Gestaltung seines Lebenslaufs. Und an diesen Symptomen erkennt man den "Helden". Ein Psychologe wüsste sofort, wer da bei den Mackeys welche Rolle inne hat.

Mir zeigt das nur noch deutlicher, wie fein Tana French das hier beobachtet hat. Und es lässt mich vermuten, dass sie sich mit der Thematik auskennt.

Binchen, ich denke, das beantwortet auch Deine und Martinas Frage noch eingehender, richtig?

Wegen alle dem kann ich mir die Frage nicht wirklich stellen, ob Frank richtig oder falsch gehandelt hat. Denn ich kenne mich mit solchen Konstellationen so gut aus, dass ich weiß, dass er nur seine Rolle innerhalb des Familiengefüges bekleidet hat. So wie alle anderen auch ihre jeweiligen Rollen.

Und selbst wenn man das außer acht lässt, bleibt was Du sagst, Rachel: Richtig und falsch gibt es in solch einer Situation nicht. Jeder kann nur den Weg wählen, der ihn am besten mit der Situation klar kommen lässt. Eine wirkliche Wahl hat man in solch einer Familie nicht. Man entspricht dem, was das eigene Naturell als angenehmsten Weg empfindet, weil man eh schon kaum mit dieser Situation leben kann. Für Frank war es das abwenden von seiner Familie. Und für Shay die Übernahme der Verantwortung für alle.

Warum Frank den Kontakt auch zu seinen Geschwistern abgebrochen hat, sehe ich auch darin, dass er sonst diese Entscheidung nicht hätte aufrecht halten können. Für mich ist das eine logische Konsequenz. Einen Weg, den ich nachvollziehen kann. So traurig er auch ist.
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Rachel » Di 25. Jan 2011, 18:57

Hallo Petra,

dass sich die Geschwister einander mehr oder weniger gleichgültig waren, habe ich aus dem Buch so nicht heraus gelesen. Klar, nicht alle kamen gut miteinander aus (Shay und Frank), aber gerade in einer solchen Situation ist es doch auch häufig so, dass Geschwister zu Verbündeten werden. Eine solche Bedrohungssituation schweißt auch zusammen.
Und ja, ich hatte beim Lesen den Eindruck, dass nicht nur Shay, sondern auch Frank seinen jüngeren Geschwistern gegenüber eine gewisse Verantwortung empfindet und sie schützen möchte. Gerade weil in dieser Familie vom Vater ja auch eine echte körperliche Bedrohung ausgeht. Ich denke nicht, dass Frank sich seine Entscheidung leicht gemacht hat, letztendlich hat er seinen Weg gewählt, aber eine solche Flucht kann nicht ohne als Konsequenz Schuldgefühle und schlechtes Gewissen ablaufen. Und dass diese Entscheidung ohne Shay möglicherweise anders abgelaufen wäre, denke ich ebenfalls. Auch das ist Teil dieser ganzen Dynamik, dass Shay Frank diese Flucht erst ermöglicht oder zumindest erheblich erleichtert hat. Du schreibst es ja selbst, irgendjemand übernimmt die Rolle "Held", wenn nicht Shay, dann wäre der nächste Kandidat eben Frank gewesen.

Ob jemand wie Shay oder Frank handelt, ich schrieb es ja schon, ist keine Frage von richtig oder falsch, sondern hängt von vielen Faktoren, unter anderem der Persönlichkeit ab. Aber das heißt nicht, dass sich solche Kinder der anderen Optionen nicht bewusst sind, auch wenn sie vielleicht nicht anders handeln können. Genauso wie ich weiß, dass ein Kind wie Frank eben mit den entsprechenden Schuldgefühlen leben muss, wird Shay sich zwar sagen, dass er das Beste für seine Familie getan hat, gleichzeitig aber auch verbittert darüber sein, dass er kein anderes Leben hatte und Frank beneiden. Und Frank die Schuld geben, dass er dieses bessere Leben nicht wahr haben konnte. Das kommt im Buch ja immer wieder durch. Jedes Verhalten hat Konsequenzen und damit müssen die Kinder dann den Rest ihres Lebens leben, so traurig das ist.
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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Binchen » Di 25. Jan 2011, 21:20

Ja Ihr Lieben, diese Art Diskussion hatte ich mir erhofft. Dass Ihr daraus jedoch soviel herausholen konntet, finde ich genial.

Shay, der für mich eine Entschuldigung für seine Tat sucht - quasi als 'Wie hätte ich denn sonst dafür sorgen könnnen, dass es meiner Familie noch gut geht' und damit Frank die Schuld am Tod von Rosie geben will - so habe ich die Auflösung gesehen.

Dahinter stecken aber eben verborgen die Mechanismen einer Familie in der Sucht eine große Rolle spielt. Wie man jedoch einem wie Shay begegnen kann, das hat mich besonders interessiert. Wie kann man ihnen beibringen, dass sie doch eine Chance zum agieren haben.

Ich war stolz auf Frank, der den Weg aus der Familie gefunden hat, sich aber andererseits genausowenig von ihr lösen konnte, wie Shay - nur auf eine andere Art nicht lösen - denn dieses fremdschämen und das - Holly fernhalten - ist ja auch ein Umgang mit der Familie auch wenn es der Versuch des Negierens ist.

Andererseits war ich wütend auf Shay, der eben durch seine Opferrolle alle anderen in die Dankbarkeit schicken will - und damit eine aktive Rolle in seinem eigenen Leben gar nicht auf sich nehmen will. Er hatte ja gar keine Chance - so rechtfertigt er sich - und dieses Verhalten, macht mich so wütend, wie es Lisbeth Salander bei Stieg Larsson wütend macht.

Vermutlich zwar, weil ich damit auf mich selbst wütend bin - aber an Figuren kann ich das besser auslassen. Richtig und Falsch gibt es da wirklich nicht, aber trotzdem darf man ja seine Sympathien verteilen, auch wenn man die nicht so sympathischen Menschen in der Geschichte auch verstehen kann.

Ich finde auch, dass Tana French diese vorprogrammierten Reaktionen sehr gut auf ihre Handlungstreibenden übertragen hat.

Wunderbar fand ich, wie sie Franks inneren Kampf beschrieben hat, und wie sie Stephen letztendlich am Ende die Lösung des Falls überlässt.
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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Fevvers » Di 25. Jan 2011, 22:40

Hallo zusammen,

im großen und ganzen liegen wir offenbar auf einer Linie bei der Inerpretation des Romans. Die feinen Meinungsabweichungen sind wohl unserer jeweiligen Lebenserfahrung geschuldet.

Ich glaube, die Weichen wurden bei Shay schon allein dadurch gestellt, dass er der älteste (zweitälteste?) war. Er hat den Familienwahnsinn vollumfänglich mitbekommen. Die älteren fühlen sich oft verantwortlich für die jüngeren, und manchmal wird das ja auch von den Eltern erwartet.
Seine erste Tat könnte man noch als Totschlag im Affekt sehen, die zweite jedoch nicht. In seinen verqueren Gedankengängen war der zweite Mord notwendig, um sich seine allerletzte Chance, es im Leben noch zu etwas zu bringen, auf keinen Fall nehmen zu lassen.

Es wundert mich in diesem Zusammenhang nicht, dass Frank den Kontakt zu Josie hält. Sie ist die jüngste, hat vieles nicht direkt mitbekommen, ist also unbelasteter als die anderen. Daher ist der Umgang mit ihr viel unproblematischer. Aus demselben Grund bietet sie sich als eine Art Vermittlerin an, stellt den Kontakt zwischen Holly und ihrer Familie väterlicherseits her.

@ Petra: Ich hatte es nicht so verstanden, dass Frank Shay an genau dem Sonntag töten wollte, sondern seinen - noch nicht so genau umrissenen - Rachefeldzug starten wollte. Seine Pläne waren ja noch reichlich diffus. Warum nimmt er Holly mit? Sie ist z.T. Mittel zum Zweck. Frank manipuliert skrupellos das ganze Buch hindurch Menschen. Über seine Tochter hätte er weiterhin regelmäßigen Zugang zu den Sonntagstreffen gehabt. Unter diesem Aspekt ist sein Verhalten absolut plausibel.
Als er aber zufällig das Gespräch belauscht und ihm klar wird, dass seine Tochter aufgrund ihres Wissens in Gefahr schwebt, muss er kurzfristig handeln, und - Gott sei Dank - der Bulle in ihm gewinnt die Oberhand.

Wenn ich es mir aussuchen dürfte, dann stünde Stephen im Mittelpunkt von Bd. 4. Der hat noch eine Menge Potenzial und ist cleverer und souveräner, als Frank anfangs vermutet hat!

@ Rachel: Ich werde mal in "Totengleich" hineinlesen und abwarten, ob es mich genauso packt wie "Sterbenskalt".
Liebe Grüße, Fevvers

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Re: Tana French: Sterbenskalt

Beitragvon Petra » Mi 26. Jan 2011, 11:41

Hallo zusammen,

ich sehe es wie Fevvers: Wir liegen mit unseren Meinungen eigentlich sehr nah beieinander. Jeder bringt dann noch eigene Erfahrungen/Beobachtungen mit ein. Aber im Grunde sind wir uns einig:

Richtig oder falsch gibt es da nicht. Ein Kind solcher Eltern kann sich nur für den Weg entscheiden, mit dem es selbst am besten klar kommt. Das eine Kind kann eher mit den Schuldgefühlen leben, gegangen zu sein. Dem anderen Kind scheint das unmöglich und es opfert sich anstatt dessen auf.

Und das sagen die Studien, die ich meinte, ja auch. Jedes Kind nimmt in dem Gefüge eine Rolle ein. Und muss leider auch mit den Konsequenzen, die diese Rolle mit sich bringt, leben. Schuldgefühle oder Selbstaufgabe, bzw. kein eigenes Leben führen, etc.. Wer mag da erwägen, was schlimmer ist. Ist alles schlimm... und das gemeine ist, die Kinder können doch gar nichts dafür.

Und richtig, auch das sehe ich ja so: Hätte Shay die Helden-Rolle nicht übernommen, wäre sie an einen anderen gefallen. Oder hätte er sie abgelegt, hätte jemand – Frank am wahrscheinlichsten – diese übernommen. Das meinte ich ja mit:

Ich schrieb hat geschrieben:Interessant ist übrigens: Legt ein Kind seine Rolle ab, übernimmt ein anderes. So kann aus einem Kind, das flieht (immer woanders ist, sich möglichst von der Familie fernhält), das Kind werden, das der Held ist und auf alles aufpasst und die Verantwortungen übernimmt, die zuvor der Bruder oder die Schwester für die Eltern übernommen hat.


Auch hierüber sind wir uns einig:

Ob jemand wie Shay oder Frank handelt, ich schrieb es ja schon, ist keine Frage von richtig oder falsch, sondern hängt von vielen Faktoren, unter anderem der Persönlichkeit ab.

Das meinte ich mit diesem Zitat aus dem Link:

Ich schrieb hat geschrieben:"Die Übernahme einer Rolle stellt kein kalkuliertes Verhalten dar, sondern geschieht langsam und unbewusst aus der Notwendigkeit heraus, dass aus dem Gleichgewicht geratene Familiensystem wieder zu stabilisieren."


Und diesem Zitat aus dem Link:

Ich schrieb hat geschrieben:"Welche Rolle oder Rollenkombination ein Kind einnimmt, hängt von unterschiedlichen Faktoren ab, z. B. vom Alter, vom Geschlecht, von der individuellen Persönlichkeit und von der Geschwisterkonstellation,..."


Und richtig, was Du schreibst, Rachel. Dass man in diese Rollen automatisch (gemäßer der einzelnen Faktoren) reinrutscht, heißt nicht, dass sich solche Kinder der anderen Optionen nicht bewusst sind, auch wenn sie vielleicht nicht anders handeln können. Sehr richtig, sehe ich ganz genau so! Allerdings kann es schon mal lange, lange dauern, bis man überhaupt sieht, dass es eine andere Option gibt. Das mag der eine schneller entdecken, der andere braucht sein halbes Leben oder vielleicht therapeutische Hilfe, um diese Alternative überhaupt zu sehen. Und selbst wenn man sie sieht, ist es noch schwer, sich aus seiner Rolle zu lösen.

Im vorliegenden Fall ist es so, dass Shay die andere Möglichkeit in Betracht zieht. Und Frank neidet, dass er sich aus dem Staub machen will und ihn, Shay, damit indirekt dazu verdonnert, sein Leben weiterhin nicht zu führen. Sondern seine "Pflicht" zu erfüllen. Und da kommen wir wieder zu Binchens Frage, die ich wiederholt bejahe: Shays Argumentation kann ich nachvollziehen. Wenn er sie auch, wie Binchen richtig sagt, als Rechtfertigung für seine Taten missbraucht. Denn die Taten rechtfertigt es letztendlich nicht. Aber verstehen, was in Shay vorging, kann man dadurch schon.

Und einig sind wir uns ebenfalls darüber, dass egal ob man Franks Verhalten oder Shays Verhalten nimmt, jeder seine Konsequenzen daraus zu tragen hat. Und beide sind nicht angenehm! Und leider von den Eltern den Kindern – wenn auch nicht bewusst – aufgezwungen. Diese Last wird ihnen aufgebürdet. Und sie ist schwer zu tragen!

Wie Fevvers schon sagt, wir meinen in etwa das gleiche. Und es freut mich, dass das die Diskussion war, die Du Dir erhofft hattest, Binchen. Ich finde sie auch überaus interessant. Schön, dass wir uns darüber so intensiv austauschen können.

Eines noch zu Franks Showdown mit Shay. Fevvers, an einer Stelle, als Frank mit Shay kämpft, sagt er zu sich selbst, dass er innerlich gewusst hat, dass er (an dem Tag) gekommen ist, um Shay zu töten. Das war es, was mich an der Szene leicht gestört hat. Denn dass er Holly solch einer Szene aussetzt, halte ich für nicht wirklich glaubwürdig. Allerdings kann ich es jetzt durch Dich ein bisschen relativieren, denn wenn ich mich recht entsinne, war es so gemeint, dass Frank sich in dem Moment des Kampfes darüber bewusst darüber wird, dass er an dem Tag gekommen war, um Shay zu töten. Bewusst darüber werden heißt ja nicht dass er es wirklich vorher gewusst hat. Innerlich wohl, aber nicht über den Verstand. Damit kann ich etwas besser leben.

Frank kenne ich auch (schon aus Band 2, da war er aber ja nur eine Nebenfigur) als absolut manipulativen Menschen. Aber ich sehe ihn so, dass er vor seiner Tochter auf jeden Fall Halt macht und sie für diese Zwecke nicht einspannt, wenn es Gefahr für sie bedeutet. Und wenn man den eigenen Bruder für fähig hält, jemanden aus der eigenen Familie umgebracht zu haben, dann will man die Tochter nicht gerade in dem Moment mit zur Familie nehmen.

Für mich bleibt das somit eine kleine Schwäche. Aber wie gesagt: Stört mich auch nicht weiter. Und ein wenig relativieren konnte ich es nun wenigstens.

Frank mochte ich übrigens in Band 2 nicht. Man erlebt ihn dort nur von dieser Seite: manipulativ. Aber in Kenntnis von Band 3 erklärt sich sein Verhalten gänzlich. Ich finde das an Tana French klasse. Sie muss in Band 2 schon den kompletten Frank mit all seinen Hintergründen vor sich gesehen haben. Und trotzdem hat sie ihm nur eine Nebenrolle zugedacht, aus der sich nicht erklärt, warum er so ist wie er ist. Genial gemacht!

Stephen als Hauptfigur wünsche ich mir auch! Ich sehe es genau wie Du: Er hat Potential!
Liebe Grüße,
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Michiko Aoyama - Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen (HC)
-

Ich höre gerade: :kopfhoerer:
Francis Iles - Verdacht (ungekürzte Lesung)

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Petra
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