Hallo zusammen,
bei Tilman Spgenglers „Klassiker der Weltliteratur“ habe ich doch schon mehr gehört, als ich am Stück wollte. Mich zog es immer weiter, zumal ich wusste, dass der Beitrag über Tolstoi näher rückte. Den habe ich inzwischen gehört – wie alle anderen aufgezeichneten Sendungen sehr interessant. Nun habe ich erst mal unterbrochen, und werde demnächst daran weiter hören.
Begonnen habe ich nun “Die Kreutzersonate“ von Tolstoi. Ich habe zwei Lesungen, habe mich nun aber recht klar für die von Hans Paetsch entscheiden können, da mir seine kraftvolle Stimme beim reinhören in beide Versionen passender erschien, als die von Reiner Unglaub gelesene. Sogern ich Rainer Unglaub mal wieder lauschen möchte, fiel mir die Entscheidung gegen seine Lesung jedoch leicht, denn seine Stimme ist zu leise und zu fein für diese Novelle.
Hans Paetsch kenne ich aus meiner Kindheit, denn er war die Stimme auf meinen Märchen-Cassetten. Von dieser Erinnerung konnte ich mich bei der Tolstoi-Lesung aber sofort lösen. Hans Paetsch liest ausgezeichnet, und somit gelingt es ihm, mir sogar Freude an der Geschichte zu bereiten, obwohl ich dem Inhalt der „Kreutzersonate“ seit ich das Buch gelesen habe, ja sehr skeptisch gegenüber stehe. Es freut mich sehr, dass Hans Paetsch es mir so leicht macht, das Buch aufzufrischen, damit ich demnächst die Gegen-Novelle „Eine Frage der Schuld“ von Sofja Tolstaja lesen kann.
Gefallen hat mir auch, dass der Lesung eine kleine Einleitung vorweg geht, in der der Hörer drauf vorbereitet wird, dass in dieser Novelle der Moralist Tolstoi die Oberhand gewinnt.
Erneut staune ich über die Ausprägung seiner moralischen Ansichten, und die Rückschlüsse und Schlussfolgerungen die er durch seine Hauptfigur zieht. Zumal sie seine eigenen Ansichten widerspiegeln, die er zu der Zeit (also in späteren Jahren) hatte. Aus allem spricht sein innerer Ekel vor den Menschen (auch vor allem vor sich selber), die der Fleischeslust erliegen. Er spricht die Frauen der Verführung schuldig. Egal ob die Kokette oder die Ehefrau.
Neben aller Frauenfeindlichkeit lesen einige jedoch auch frauenrechtlerische Elemente heraus. Die sind auch tatsächlich enthalten. Denn Tolstoi sieht z. B. die Ursache des Übels darin, dass die Frauen von den Männern unterdrückt sind. Dennoch bleiben die Schlussfolgerungen abstrus, denn er meint auch, dass sie sich an den Männern für ihre Unterdrückung durch die Verführung rächen. In der Form dargelegt kann man zwar abstrakt einige Wahrheiten ableiten, aber so wie er es hier beschreibt, bleibt es wahnhaft.
Interessant, was der Stoff mir beim zweiten Mal lesen (bzw. hören) in Erinnerung ruft, aber auch verdeutlicht. Ich kann diesmal den Text mit mehr Abstand auf mich wirken lassen, da der Schock von damals überwunden ist, und ich nun objektiver darauf blicken kann.
@NatiFine: Dass Dir „Ist das ein Witz“ bis zum Ende gefallen hat, freut mich. Sehr gespannt bin ich, was Du zum Hörspiel zu „Effi Briest“ berichten wirst.
@Turni: Danke für Deinen abschließenden Bericht über „Der Fledermausmann“. Dass Du einen ständig betrunkenen Kommissar nicht haben musst, kann ich verstehen.


