Ich lese gerade... (Leseerlebnisse 2009)

[lucy]

@ Doris:

Das Zimmer von Helen Garner habe ich auch verschlungen und danach passte so richtig kein Buch. Ein absolutes Highlight trotz des Themas.

Über den neuen Gavalda habe ich bisher nur schlechte Kritiken gehört. 2 Freundinnen, die alles von Gavalda toll finden, waren von dem Buch maßlos enttäuscht, die eine hat es sogar abgebrochen.

@ Petra: klar, ich berichte.

[steffi]

Hat von euch schon jemand die neue Gavalda gelesen,
"Alles Glück kommt nie"
Ich habe heute nachmittag damit angefangen und tue mich ein bißchen schwer mit diesen halben, abgehackten Sätzen.

Ich habe es zu Weihnachten bekommen - ist ja eigentlich gar nicht mein Beuteschema - aber gelesen hab ich es noch nicht. Zumindest bei Frau Heidenreich in weiterlesen! erhielt es eine gute Kritik.

[Doris]

Hallo alle miteinander,

@Lucy,
du bringst es auf den Punkt. Nach diesem Buch passt nichts so richtig.
Und ich werde die nächste sein, die damit (Gavalda) aufhört. Es ist in diesem, noch sehr jungen Jahr mein zweites Buch, das ich abbreche.
Vielleicht sollte ich einen thread mit dem Titel "Abgebrochene Bücher 2009" eröffnen

@Steffi
Laß dich durch diesen letzten Satz bitte nicht entmutigen; vielleicht wirst du total begeistert sein.

herzlichst, Doris

[Trixie]

Hallo alle,

ich bin jetzt mit dem Rushdie ein Stück weiter und leider schon etwas ernüchtert nach meiner anfänglichen Begeisterung. Der Beginn der "Enchantress of Florence" hat ja mein Interesse geweckt und auch meine Erwartungen an einen magisch-fabelhaften Roman durchaus erfüllt. Offenbar habe ich vor dem Kauf aber nicht weit genug reingelesen (geht ja seit einiger Zeit mit diesen Online-Readern, die die Internet-Buchhandlung alle haben), denn wenn auch die Sprache des Erzählers selbst sehr fließend und fast rhythmisch ist, wurde ich jetzt einige Male durch die Wortwahl etwas vor den Kopf gestoßen, sobald Rushdie die Gedanken und Gespräche seiner Figuren wiedergibt. Es ist dann geradezu ein Stilbruch, wenn sich plötzlich Wörter wie "bastards" (okay, das ginge ja noch) oder das "f"-Wort für Kopulation einschleicht - gerade solcher Sprache wollte ich ja eigentlich mit der Meidung ganz aktueller "Romance"-Lektüre entgehen, aber offenbar schleicht sich dieser wenig romantische und wenig märchenhafte Ton inzwischen auch in andere Zweige der Literatur ein. Bin ich da zu empfindlich? Oder ist tatsächlich nur noch Literatur, die wenigstens ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat, etwas für mich...???
Nun, ich werde noch etwas weiterlesen, vielleicht wiegen die schönen Seiten des Romans diese negativen Punkte auf...

Gruß,
Trixie

[JMaria]

Hallo alle,

ich bin jetzt mit dem Rushdie ein Stück weiter und leider schon etwas ernüchtert nach meiner anfänglichen Begeisterung. Der Beginn der "Enchantress of Florence" hat ja mein Interesse geweckt und auch meine Erwartungen an einen magisch-fabelhaften Roman durchaus erfüllt. Offenbar habe ich vor dem Kauf aber nicht weit genug reingelesen (geht ja seit einiger Zeit mit diesen Online-Readern, die die Internet-Buchhandlung alle haben), denn wenn auch die Sprache des Erzählers selbst sehr fließend und fast rhythmisch ist, wurde ich jetzt einige Male durch die Wortwahl etwas vor den Kopf gestoßen, sobald Rushdie die Gedanken und Gespräche seiner Figuren wiedergibt. Es ist dann geradezu ein Stilbruch, wenn sich plötzlich Wörter wie "bastards" (okay, das ginge ja noch) oder das "f"-Wort für Koppulation einschleicht - gerade solcher Sprache wollte ich ja eigentlich mit der Meidung ganz aktueller "Romance"-Lektüre entgehen, aber offenbar schleicht sich dieser wenig romantische und wenig märchenhafte Ton inzwischen auch in andere Zweige der Literatur ein. Bin ich da zu empfindlich? Oder ist tatsächlich nur noch Literatur, die wenigstens ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat, etwas für mich...???
Nun, ich werde noch etwas weiterlesen, vielleicht wiegen die schönen Seiten des Romans diese negativen Punkte auf...

Gruß,
Trixie

Hallo Trixie,

diesen Stilbruch würde ich jetzt auch nicht in einem Roman, der im 16. Jahrhundert spielt, erwarten. Das F-Wort? Du meine Güte.

ich kenne nichts von Salman Rushdie und bin erst durch diesen blumigen neuen Titel "Die bezaubernde Florentinerin" auf ihn aufmerksam geworden, der erst im März 09 auf deutsch erscheint.

Ich vermute mal, dass der Autor ganz bewußt den Stilbruch gebraucht. anders kann ich mir nicht die Äußerung auf dieser Seite erklären ....

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2009-0 ... rwerk.html

dort heißt es auszugsweise über den neuen Rushdie:
Die stilistisch brillantesten Passagen des Jahres werden indes in Salman Rushdies Roman "The Enchantress of Florence" .... zu lesen sein. Rushdie muß die Jury des Booker Preise 2008 derart eingeschüchtert haben, dass sie sein rigeros eigensinniges Buch über Orient und Okzident kurzerhand aus der Vorauswahl strich.

schade, dass diese Aussage nicht eingehender besprochen wird. Auf der einen Seite 'stilistisch brillant', auf der anderen Seite 'rigeros eigensinnig' ....

so oder so. Es muß ein außergewöhnliches Buch sein.

Doch das nützt natürlich alles nichts, wenn man nicht warm wird mit der Geschichte. Da kann ein Buch noch so stilistisch brillant sein.

Die Übersetzung könnte noch sehr interessant sein, in Bezug auf das F-Word

Danke für deine ersten Eindrücke.

Viele Grüße
Maria

[steffi]

@Doris: Ich werde es auf jeden Fall anfangen und berichten.

Ich lese gerade Das Geheimnis des Biographen von Antonia S. Byatt (aus der Bücherei ausgeliehen) und überlege auch gerade, ob ich noch weiterlesen soll. Immerhin die Hälfte habe ich und an und für sich klingt die Geschichte interessant: frustrierter Literaturwissenschaftler beginnt mit der Recherche an einer Biografie und kommt über Carl Linné, Henrik Ibsen und Francis Galton zu seiner eigenen Biografie. Leider ist davon bisher nicht zu spüren, alles banal, dazu manch abgehobene (pseudo?)wissenschaftliche Details. Mich erinnert das ein bißchen an Kehlmann, den ich ja auch schon nicht mochte: man nehme interessante Wissenschaftler und schreibe drumherum eine erfundene Geschichte. Ach ne, wenn ich jetzt so darüber schreibe, weiß ich, dass ich gar nicht mehr weiterlesen mag !

[Doris]

Liebe Steffi,

wenn man dann so ein bißchen drüber nachgedacht hat, bzw. so wie du jetzt darüber geschrieben, fällt einem die Antwort dann doch leicht.

Herzlichst, Doris

[Petra]

Hallo zusammen,

@Steffi: Das mit dem gemeinsamen vorlesen finde ich aber wunderschön! Und so verstehe ich auch immer besser, warum es Dir leicht fällt Bücher weiterzugeben. Sie bleiben ja in der Familie – schön machst Du das!
Ich habe mal einen Film gesehen, der „Der geheime Garten“ hieß. Das Buch das Ihr gemeinsam lest, ist bestimmt die Vorlage dazu.

@Rachel: Ich bin sehr gespannt auf das Buch! Und freue mich zu hören, dass es Dir so ausgesprochen gut gefällt! Der Sohn des Kochs wird glaube ich schon auf der ersten Seite mal kurz erwähnt, wenn ich mich recht entsinne.

@Doris @Lucy: Das hört sich so an, als sei „Das Zimmer“ dann auch wirklich ein sehr tiefgehendes Leseerlebnis gewesen. Lass es sich setzen, liebe Doris. Ich bin gespannt auf Deinen Bericht, wenn Du soweit bist. Und Lucy, Danke für Dein Statement dazu, dass es für Dich ein Highlight ist, trotz des schweren Themas.

@Doris @Lucy @Steffi: Von Anna Gavalda habe ich noch nichts gelesen. Aber ich habe das neue Buch öfters schon in der Auslage in den Buchhandlungen gesehen. Halbe abgehackte Sätze hört sich aber für mich jetzt erst mal abschreckend an. Auf so etwas möchte ich mich zur Zeit nicht so gerne einlassen. Danke also für die Vorwarnung. Auf Deine weiteren Eindrücke bin ich allerdings gespannt! Aber Lucy schriebe ja auch schon, dass es ihr so gar nicht gefallen hat und sie bisher auch von anderen nur schlechtes darüber gehört hat, sogar von denen, die von Anna Gavalda sonst alles gern gelesen haben. Ich glaube, das kann ich mir getrost ersparen. Aber vielleicht gefällt es ja denen, die sonst von Anna Gavalda noch nichts kennen und in sofern nicht eine bestimmte Richtung erwarten. Steffi geht in sofern vielleicht ganz anders an das Buch heran – und vielleicht gefällt es ihr ja. Steffi, Du berichtest, ja?
„Zusammen ist man weniger allein“ wollte ich länger schon mal hören (als Hörbuch). Vielleicht wird es aber doch nur der Film. Denn es gibt doch immer zu viel zu hören.

@Binchen: Ist der Film „Zusammen ist man weniger allein“ in Deinen Augen eine gute Alternative zum Buch oder Hörbuch?

@Trixie @Maria: Ich habe von Salman Rushdie noch nichts gelesen, aber mir scheinen Deine Beispiele auch sehr „eigensinnig“ (wenn nicht gar unpassend). Würde mich auch nicht begeistern, glaube ich. Ich denke auch zeitgenössische Autoren kommen ohne solche Worte aus und Du bist nicht gänzlich verdorben für die zeitgenössischen Autoren. Hier mag es gut und gern an Rushdie liegen, so scheint mir. Schade... Du hattest Dich ja sehr auf das Buch gefreut.

So geht es wohl gerade einigen hier: Neuer Lesestoff, der nicht begeistert. Wirklich einen neuen Thread wert! Steffi hat auch gerade ein neues am Wickel, was ihr gar nicht zusagt... hoffentlich habe ich mit meiner Auswahl von neuem Lesestoff nach „Oliver Twist“ dann mehr Glück!

@Doris (oder auch andere): Das eröffnen eines Threads „Abgebrochene Bücher 2009“ finde ich eine gute Idee!

Ansonsten wünsche Euch allen ein gutes Händchen bei den nächsten Büchern, zu denen ihr greift!

[steffi]

Nachdem ich also nun gestern während des Schreibens hier herausgefunden habe, dass ich das Buch nicht weiterlesen mag, habe ich zu dem nächsten gegriffen, dass ich ausgeliehen habe. Das war eigentlich dasjenige, von dem ich dachte, dass es mir vielleicht nicht so gut gefallen könnte:

Jules Barbey d'Aurevilly -Die alte Maitresse

Gereizt hat mich, dass Barbey d'Aurevilly der Nachfolger des franz. Literaturkritikers Sainte Beuve war, gegen den Proust immer angeschrieben hat und er wohl recht bekannt und geschätzt war und folgender Klappentext:
Barbey d'Aurevillys erster großer Roman "Die alte Maitresse", erschien zuerst 1851 und gehört in eine Reihe mit literarischen Meisterwerken wie "Gefährlichen Liebschaften" oder "Nana".

Was soll ich sagen, es ist ein Volltreffer ! Neu übersetzt, sehr eleganter und machmal leicht spöttischer Tonfall, der das Thema Dandytum vs. Bürgerlichkeit oder auch Leidenschaft vs.Liebe, aber auch den Verlust der alten Zeit unter den Bourbonenkönigen wunderbar wiederspiegelt. Ich muss sagen, ich war gleich verzaubert.

[Rachel]

Hallo Steffi,

dein neues Buch klingt ja sehr interessant, bitte berichte weiter, ja?

Ich habe von dem Autor noch "Diabolische Geschichten" als Hörbuch hier liegen.