Heute Vormittag hätte ich fast die Zeit verpasst, zur Arbeit zu fahren. Ich habe nämlich am Morgen mit dem Buch Ruth Binde - Ein Leben für die Literatur von Alexander Sury begonnen. Und habe mich so richtig festgelesen.
Ruth Binde ist eine äußerst interessante Frau, Persönlichkeit.
"Dein Leben ist zu interessant, man kann es nicht einfach so zur Seite legen", schrieb Lukas Bärfuss nach der Lektüre der Biografie der Presseagentin Ruth Binde. Und Siegfried Lenz, den sie vor Jahren für den Hoffmann & Campe Verlag betreute, meinte: "Ohne den Beistand von Ruth Binde, kann man in der Schweiz nicht heimisch werden."
Laut Amazon-Inhaltsangabe unterstützte Ruth Binde 15 Jahre lang den Aufbau des Diogenes-Verlages. Ich finde das sehr tief gestapelt. Da hilft auch das beigefügte Wörtchen "maßgeblich" nicht. Sie fing als "Mädchen für alles an", lektorierte, übernahm dann die Pressearbeit und bekam zusätzlich noch den Aufbau eines Theaterverlags aufgenackt. Und all das in einem Halbtagsjob. Mit einem Mann, der beruflich in seiner Arbeit aufging, kaum zu Hause war, später eine Freundin hatte und einem kleinen Kind.
Keine Frage, Ruth Binde liebte ihre Arbeit und sie betont, wie viel sie von Daniel Keel gelernt hat.
Als in immer kürzeren Abschnitten immer mehr Verlagsmitarbeiter kündigten, und sie das Gespräch mit Daniel Keel suchte, meinte er lapidar, sie könne ja gehen, wenn ihr was nicht passt. Und sie nahm ihn beim Wort. Sein Blumenstrauß und eine Entschuldigung konnten das nicht wieder gut machen. Sie sah nicht, dass das ehrlich gemeint war. Rudolf C. Bettschart, der den Verlag Mitte der 60er Jahre vor der Insolvenz rettete, sprach die letzten Wochen, bevor sie schlussendlich ging, kein Wort mehr mit ihr. Er meinte nur, dass sie einen Psychiater bräuchte.
Kein Wort der Anerkennung für ihre geleistete Arbeit!!!