von Sonja » Mo 24. Apr 2023, 14:54
Was ich in letzter Zeit so gelesen habe oder auch noch lese:
Nach meiner Lektüre von “The Blank Wall” beendete ich zum Einen “Der Elefant verschwindet” von Haruki Murakami, welches mir bis Ende gut gefiel. Schön, wieder einen Murakami zu lesen. Macht Lust auf mehr, sowohl auf weitere Erzählungen, als auch auf einen Roman.
Zum Anderen blieb ich bei den Kriminalromanen und las von Dorothy B. Hughes: “Ein einsamer Ort”. Es hat mir sehr gefallen, besonders die erste Hälfte. Je mehr es aber auf das Ende des Buches zuging, stellte sich bei mir ein zunehmend fast schon klaustrophobisches Gefühl ein. Gleichzeitig wollte ich aber auch unbedingt wissen, wie es ausgeht. Und das hat sich auch gelohnt. Ein klasse Buch!
Zwischendurch “lüftete” ich meinen Kopf mit einem Buch, welches vom New York Magazine herausgegeben wurde: “My First New York: Early Adventures in the Big City”. Hier erzählen Schriftsteller, Schauspieler und andere Künstler von ihrer Ankunft in New York und ersten Erlebnissen. Das Buch habe ich gefühlt schon ewig und schon das ein oder andere Kapitel gelesen. Nun aber endlich mal am Stück. Da bin ich auch immer noch dran. Es eignet sich prima für ein Häppchen zwischendurch und frischt auch weiterhin mein Englisch-lesen auf. Vom Zeitraum bewegen wir uns hier zwischen den Jahren 1933 bis 2009.
Schließlich griff ich nach zu einem Buch, des mir neuen Genres: “Science Fiction” und zwar zu “I, Robot” von Isaac Asimov. Hier handelt es sich auch um 9 Erzählungen und bislang fühle ich mich gut unterhalten. Die Geschichten entstanden in den 40er Jahren und es ist schon witzig, denn die Zukunft dieser Geschichten ist ungefähr jetzt und vorher/nachher. Ebenfalls prima um im Englischen drin zu bleiben. Mir gefällt’s. Es wird nicht mein letztes Buch von Asimov sein.
Dennoch, ich brauchte eine kleine Krimipause, die sich auch schon länger angekündigt hatte, somit fiel vieles schon mal weg. Ich suchte und suchte und hatte schließlich Geburtstag und Weihnachten zusammen, als ich ein Lieblingsbuch als ebook wiederfand (Lieblingsbücher habe ich ja gerne sowohl print, als auch elektrisch). Ich fand von Holly-Jane Rahlens: “Becky Bernstein goes Berlin”, ein Buch, welches ich als junge Erwachsene sehr geliebt hatte. Die Erstauflage ist von 1996 und erschien bei Piper. Der Rowohlt Verlag, welcher das Buch anschließend ebenfalls verlegte richtete irgendwann in den letzten Jahren eine Reihe namens “Rowohlt repertoire” ein, in dem Bücher als ebook herausgegeben werden, die in Vor-ebook-Zeiten erschienen.
Anyway. Worum geht’s in dem Buch? Becky Bernstein, geborene New Yorkerin verliebt sich mit Anfang 20 in Jürgen aus West-Berlin. Wir befinden uns im Jahr 1972. Dieser Liebe wegen zieht Becky über den großen Teich und tauscht Macy’s gegen Karstadt. Auch als die Beziehung endet, bleibt Becky in Berlin. 1992 hat sie aber das Gefühl das sie ausmisten muss. Ihre Wohnung wird auf den Kopf gestellt und zu vielen Dingen weiß sie Geschichten zu erzählen. Aber auch um sich selbst kümmert sich Becky während der Zeit, in der ihr Leben in der Schwebe hängt.
Ach, was habe ich das Buch damals geliebt – und ich verstand nun beim lesen immer noch, warum. Sicher, manches sieht man dann über 20 Jahre später ein klein wenig anders, aber die grundlegenden Vibes blieben – ebenso auch zahlreiche Lieblingsszenen. Es war eine herrliche Retroreise – und ich freue mich darüber, Becky endlich auf meinem Reader überall mit hinnehmen zu können. Einen zweiten Teil gibt’s auch noch: “Mazal Tov in Las Vegas”. Vielleicht erscheint der ja auch nochmal elektrisch. Holly-Jane Rahlens hat sich nach diesen beiden Büchern der Kinder- und Jugendliteratur zugewandt. Meines Erachtens ein großer Gewinn für diese Altersklassen.
Nach diesem Retroausflug kam dann auch wieder die Krimilust auf und ich entschied für Maigret. “Maigret im Gai-Moulin” – der 10. Fall war an der Reihe und Georges Simenon hat mich auch hier wieder begeistert. Maigret gibt aber zu Beginn nur anonyme Stelldicheins (die der Kenner natürlich gleich erkennt) und ermittelt erst aber der Hälfte des Buches. Angesiedelt ist dieser Fall zum einen in Simenons Geburtstadt Lüttich und zum anderen hat das Elternhaus eines jungen Mannes, sehr frappierende Ähnlichkeiten mit dem Simenons: in Gestalt der Eltern und der Tatsache, das einzelne Zimmer an jungen Leute/Studenten vermietet werden. Ein gelungener Fall, der schnell gelesen war.
Anschließend griff ich zu “Maigret im Haus der Unruhe” – der 0. Fall – der nach 90 Jahren zum ersten Mal in deutscher Übersetzung erschienen ist. In diesem Fall war ich sehr schnell drin. Man begegnet Maigret gleich ab der ersten Seiten und nach kurzer Zeit dachte ich nur: toll, toll, toll! Danke an Daniel Kampa, der diesen Fall herausgibt und dieses Buch mit einem Nachwort bereichert. Im Nachwort zitiert Kampa auch aus Simenon “Intimen Memoiren” (sehr sehr gut) und erzählt, wie Maigret enstanden ist.
Maigret, wie man ihn kennt, ist schon sehr stark zu erkennen. Gleichzeitig ist alles aber auch etwas roher, noch direkter. Gefällt mir gut. Dennoch, dieser Maigret geht teilweise an die Nerven, was ihn aber nur noch spannender macht. Mitunter wird Maigret sehr auf Trapp gehalten und viele Szenen haben eine Dynamik, die ich im vergangenen Jahr bei den Geschichten von Simenons Kommissar G7 gesehen haben. Also jenem Kommissar mit dem sich Maigret einen Wettkampf darum lieferte, wer denn nun DER Kommissar Simenons sein sollte.
Bis zur letzten Seite ist das Buch ein wahrer Genuss mit allem was bei Maigret dazu gehört: Spannung, Menschen verstehen wollen, Ruhe und Action und immer wieder diese Simenonschen Szenenrien, die sich in den Kopf brennen.
Jetzt bin ich richtig im Maigretfieber und habe den Nächsten “Maigret und die kleine Landkneipe” (der 11. Fall) begonnen. Und auch dieser gefällt mir bislang schon wieder richtig gut.
Liebe Grüße, SonjaThe Sea, once it casts its spell, holds one in its net of wonder forever. Jacques Cousteau
Hold fast to dreams ~ for if dreams die ~ life is a broken-winged bird ~ that cannot fly. Langston Hughes