Leseerlebnisse 2025...ich lese gerade...

[JMaria]

Hallo Steffi

du hast ja einige interessante Bücher beendet. Auch dass du zum Teil ziemlich brandneue Bücher liest, finde ich super. Ich nehme mir immer vor aktuelle Novitäten zu lesen und dann kommt es meist anders.

„James“ steht ganz oben auf meiner Leseliste.

„Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“ hat mir auch gut gefallen. Name und Kindheit können das Leben doch erheblich beeinflussen.

Ich bin fast durch mit Unkenrufe von Günter Grass. Eine schöne Geschichte und auch eine Liebesgeschichte zwischen einem Witwer und einer Witwe. Und Günter Grass kann auch Liebesszenen.
Es geht um deutsch-polnische Aussöhnung und wie eine gute Idee am Ende wohl doch zum Scheitern verurteilt ist. Und die Unken-Bezüge sind toll gemacht, wie auch die Unken-Grafiken des Autors.

Welches Buch bringt euch durch den Herbst? Tipps?

[Petra]

Ich lese. Eigentlich reicht der Satz schon, denn allein die Tatsache macht mich schon glücklich, dass ich endlich mal wieder etwas lese! Und seltsam ist, dass mich abermals Michiko Aoyama aus meinem Lesetief holt. Vor zwei Jahren hatte ich krankheitsbedingt eine längere Leseflaute, und nichts konnte mich begeistern und fesseln. Bis ich zufällig auf "Frau Komachi empfiehlt ein Buch" stieß. So gar nicht mein Genre. Aber genau das Richtige damals. Unaufgeregt, wohlwollend, und für Menschen, die sich gerade verloren haben oder überfordert fühlen, wie gemacht. Für mich war das Buch damals Balsam für die Seele.

Und jetzt lese ich von ihr "Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen". Hier sind es Kurzgeschichten, deren Figuren alle miteinander lose verwoben sind. Und wieder sind es Menschen, die mit sich hadern, und durch kleine Begegnungen oder scheinbar alltägliche Ereignisse wieder Zuversicht gewinnen oder ihren Weg (wieder)finden. Aber im Kleinen... einfach den nächsten Schritt tun. Denn genau das reicht eigentlich immer schon. Der Rest des Weges geht sich dann fast von alleine. So ist es doch oft. Und ich hoffe, mir geht es auch so mit diesem Buch. Ein erster Schritt zurück zum Lesen... und ich hoffe, dass es mir geht, wie mit ihrem anderen Buch, dass ich danach mühelos wieder weiter, und weiter gehen kann.

Übrigens: Auch wenn es nicht mein Genre war, hat Michiko Aoyama mir eine Tür für Bücher dieser Art geöffnet. Auf dem Buchmarkt ist gerade eine große Nachfrage noch dieser Art Wohlfühl-Literatur aus dem asiatischen Raum. Und mir scheint, diese Geschichten treffen einen Nerv unserer Zeit: alles ist so unglaublich laut, schrill und viel, dass die überforderte Seele nach Ruhe und nach klein, leise und wenig ruft. Mir geht es zumindest die letzte Zeit öfters mal so. Und so freue ich mich, dass ich noch einige Bücher dieses Genres für mich entdeckt habe, und für den "Notfall" hier liegen habe.

@Steffi, das freut mich aber, dass "James" für dich ein Jahreshighlight ist! War es für mich ja letztes Jahr. Es hat mich so sehr beeindruckt, mit welcher Leichtigkeit Percival Everett dieses schwere Thema angeht, und Mark Twains Klassiker so wunderbar neu erzählt, dass man einerseits einen Abenteuerroman liest, und andererseits den Rassismus der damaligen Zeit, so verdeutlicht. Und mir ging es wie dir: Selbst Mark Twain mit seinen guten Absichten, sieht man danach anders. Natürlich absolut im Kontext zur damaligen Zeit. Aber mir ging es wie dir: Durch James Sicht habe ich erst so bemerkt, was auch ich in Twains Klassiker als selbstverständlich hingenommen habe. Tolles, tolles Buch!

Und mit deiner Beschreibung von „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“ hast du mich auf diesen Roman von Murakami neugierig gemacht. Das Thema könnte mir derzeit gut liegen, da ich in meinem Umfeld leider Ausgrenzungen beobachte, und Auswirkungen davon.

Dann bin ich mal gespannt, zu was du als nächstes greifst, Steffi!

@Maria, Günter Grass' Erzählung scheint auch eine lohnenswerte Lektüre. Schön, dass auch die Zeichnungen von Grass enthalten sind.
Bücher können doch heilen!

[steffi]

@Petra: das freut mich sehr, dass du wieder zum lesen gefunden hast und ich drück die Daumen dass es so weitergeht ! Du hast die passende Lektüre gefunden und ich verstehe dich, dass es dich zu etwas unaufgeregtem ind ruhigem zieht !

@JMaria: schön, dass dich Grass immer wieder begeistert !

Ich habe mit einem Buch begonnen, das ich ausgeliehen bekommen habe: Tod und Teufel von Frank Schätzing. Ein historischer Roman, der im Mittelalter in Köln spielt. Eigentlich mein Genre, aber schon auf den ersten Seiten wird klug die damalige Politik erörtert und das erscheint mir eher aus heutiger Sicht zu sein. Bisher kommt für mich auch die Atmosphäre zu kurz. Ich bin gespannt, ob mich die Geschichte noch einfängt.

[Kessy1]

Ich lese gerade Die Prophezeiung des Drachen von Jonathan Carn.Nein es ist kein Fantasybuch,auch wenn der Titel es vermuten lässt. Das Buch geht eher auf die Bibel ein und beschäftigt sich mit dem Krieg zwischen Jerusalem und dem Gazastreifen. Sehr interessante Parallelen die man da so finden kann,was die Geschichtsbücher aus der Bibel aufzeigen.

[Petra]

"Donnerstags im Café unter den Kirschbäumen" habe ich beendet, und wie schon mit "Frau Komachi empfiehlt ein Buch", hat mich Michiko Aoyama mit ihrer unaufgeregten Art und ihrem wohltuenden Blick auf die Menschen und das Leben, aus meinem Lesetief herausgeholt. Die neu gewonnene Leselust (und vor allem Ruhe) ist noch frisch und zart, und ich muss behutsam damit umgehen.

Als nächstes habe ich "Lebensversicherung" von Kathrin Bach begonnen. Auf dieses Buch, das auf der Longlist des diesjährigen Deutschen Buchpreises stand, hat mich Yvonne aufmerksam gemacht. Ein Blick hinein hat mich direkt überzeugt, dass es was für mich ist, und auch gerade zur richtigen Zeit kommt. Kathrin Bach erzählt in experimenteller Weise von einer Familie in einem Dorf, das in Rheinland-Pfalz nahe Hessen zu liegen scheint (grob geschätzt durch Anhaltspunkte in der Geschichte), oder andersherum in Hessen nahe Rheinland-Pfalz. Der Text gliedert sich nach Versicherungen (Lebensversicherung, Unfallversicherung, Sterbeversicherung, Rechtschutzversicherung etc.), die kurz beschrieben werden, wie in einer Broschüre über die jeweilige Versicherung. Dann folgen Kurztexte, in denen das Leben der Protagonistin und ihrer Familie erzählt wird, die Versicherungen verkauft, und selbst ausreichend versichert ist. Doch gegen das Leben, und was das Leben bringt, greifen die meisten Versicherungen nicht. Man kann sich nicht von den Unglücken des Lebens freikaufen. Kathrin Bach erzählt damit von der Angst der Menschen, der Angst der Deutschen, und ihrem Bedürfnis, sich gegen alle Unwägbarkeiten abzusichern. Sehr speziell und ansprechend gemacht. Gefällt mir ausnehmend gut, und ich lese es sehr gerne. Und Lachen musste ich zwischendurch auch, weil manches absurd ist, und aufzeigt, dass es beinahe einem Aberglauben gleicht, dass einem nichts passieren kann, wenn man nur ausreichend versichert ist. Danke Yvonne, fürs aufmerksam machen. Ich mag solche experimentellen Texte manchmal sehr gern.

Ein ebook habe ich auch inzwischen begonnen. "Alles Liebe vom Tod", der erste Inspektor Wexford-Krimi von Ruth Rendell. Liest sich bisher sehr schön.

@Steffi: Schön, dass du mein Bedürfnis verstehst, dass mir derzeit nach Unaufgeregtem zumute ist. Ich hatte wirklich eine sehr gut geeignete Lektüre. und es gibt schon Nachschub von Aoyama Michiko. "Matcha-Tee am Montag" ist die Fortsetzung, und kürzlich erschienen.

Dass du "Tod und Teufel" nicht begeistert warst, ist schade. Aber dein geübter Blick, da du sehr gerne historische Romane liest, wird dich nicht trügen. Ich hoffe, beim nächsten historischen Roman findest du wieder einen überzeugenden.

Ich lese gerade Die Prophezeiung des Drachen von Jonathan Carn.Nein es ist kein Fantasybuch,auch wenn der Titel es vermuten lässt. Das Buch geht eher auf die Bibel ein und beschäftigt sich mit dem Krieg zwischen Jerusalem und dem Gazastreifen. Sehr interessante Parallelen die man da so finden kann,was die Geschichtsbücher aus der Bibel aufzeigen.

Klingt wirklich interessant, und sehr aktuell. Hast du schön entdeckt, Kessy.

[steffi]

Ich habe ein Buch der diesjährigen Booker-Shortlist gelesen : This Land in Winter von Andrew Miller. Es spielt im verschneiten England 1962 und erzählt von zwei Ehepaaren, die sich und ihr künftiges Leben finden müssen. Mitten in der Kälte und dem Schnee tauchen wir immer tiefer in die Charaktere ein, die nicht frei von ihrer Vergangenheit sind. Mir gefällt der ruhige Stil und die starken Gefühle, die mit dem Land und dem Winter wunderbar zusammenspielen.

[Petra]

Ich habe "Lebensversicherung" von Kathrin Bach beendet. Es hat mich sehr angesprochen. Sie schafft es, trotz des experimentellen Textes, Emotionen hervorzurufen. Ich musste stellenweise auch mal lachen, hatte aber hier und da auch Tränen in den Augen. Fühlte mich in vielem ganz stark in meine eigene Kindheit versetzt, was ich sehr berührend und schön fand. Tolles Buch! Nochmals Danke, Yvonne. Ohne dich hätte ich das Buch nicht näher betrachtet, da mich der Titel nicht angezogen hat. Dabei passt er natürlich bestens!

Heute habe ich überlegt, was ich als nächstes lesen könnte. Ich habe mich für "Air" von Christian Kracht, einer meiner Lieblingsautoren, entschieden. Er hat es schon wieder geschafft, mich mit den ersten Sätzen für sich und seine Geschichte einzunehmen: "Das Leben war voller Sorgen, aber auch nicht wirklich. Es war eine Zeit, in der viele Dinge schnell erworben und dann wieder vergessen wurden." Ich bin ausgesprochen gespannt auf den Roman, und werde berichten.

@Steffi: Klingt nach einem guten und starken Buch. Ich hoffe auf eine Übersetzung.

[YvonneS2]

Ich habe "Lebensversicherung" von Kathrin Bach beendet. Es hat mich sehr angesprochen. Sie schafft es, trotz des experimentellen Textes, Emotionen hervorzurufen. Ich musste stellenweise auch mal lachen, hatte aber hier und da auch Tränen in den Augen. Fühlte mich in vielem ganz stark in meine eigene Kindheit versetzt, was ich sehr berührend und schön fand. Tolles Buch! Nochmals Danke, Yvonne. Ohne dich hätte ich das Buch nicht näher betrachtet, da mich der Titel nicht angezogen hat. Dabei passt er natürlich bestens!

Gern geschehen, Petra. Ich freue mich, dass Dir der Roman gefallen hat und Du damit wieder ein Stückweit aus der Leseflaute herausgefunden hast. Ich stehe in unserer Stadtbücherei bei diesem Roman immer noch auf der Vormerkliste, bin aber dann als nächste dran. Die Vormerkliste war hier erwartungsgemäß recht lang. Wie Du schon anmerkst, ist dieser Roman etwas experimentell und deshalb habe ich mich entschieden, ihn erst einmal nur auszuleihen. Ich bin schon gespannt, wie er mir gefallen wird.

[steffi]

Lebensversicherung klingt ja spannend. Ich finds auch immer interessant, experimentelle Romane kennenzulernen. Funktioniert ja nicht immer, aber wenn, dann macht mir das sehr viel Spaß !

@Petra: schön, dass deine Leseflaute sich ein wenig gelegt hat !

Ich bin mitten in einem 1000 Seiten Fantasywälzer (Band 1 )
In Das Reich der Vampire von Jay Kristoff haben Vampire aufgrund einer Art langjährigen Sonnenfinsternis die Macht ergriffen. Damit die Menschen gerettet werden können, gibt es Vampirjäger, die allerdings Vampirbastarde sein müssen, damit sie an Kraft und anderen Fähigkeiten ebenbürtig sind. Das alles erzählt der Protagonist Gabriel de Leon, der natürlich erstmal als Vampirjäger ausgebildet werden muss. Leider erzählt er es nicht nur uns, sondern eigentlich werden seine Erinnerungen von einem Geschichtsschreiber der Vampire aufgezeichnet, deren Gefangener er ist. Es geht blutig zu und mitunter brutal, das worldbuilding ist kompliziert. Ich hab eine Weile gebraucht, um richtig reinzukommen, aber jetzt gefällt es mir gut.
Meinen Lesefluss gestört hat auch, dass die direkte Rede nicht mit Anführungszeichen sondern mit < gekennzeichnet ist. Da liest sich das nicht mehr so flüssig, bis ich mich daran gewöhnt hatte. So etwas ist mir bisher noch nicht aufgefallen.