Hallo Petra,
Petra hat geschrieben: Dass der Film 8 Oscars bekommen hat, kann ich dennoch nicht nachvollziehen. Dafür war er mir nicht brillant genug gemacht. Ich finde man hätte das schon noch besser machen können. Für mich war alles sehr nett und sehenswert, aber nicht wirklich überragend. Weder die Schauspieler, noch der Bilder-Zusammenschnitt.
Nur generell gesprochen: Ich verfolge seit über 15 Jahren die Oscarverleihungen, meist mit eigenen Favoriten in einigen Sparten, und ich kann auch oft nicht verstehen, wieso nun ausgerechnet dieser statt jener Film, der eine statt der andere Kameramann die Auszeichnung letztlich erhält. Es ist mir ein Rätsel. Da kann ich dein Verwundern verstehen, auch wenn ich in diesem konkreten Fall weder Buch noch Film kenne.
Petra hat geschrieben: Und nicht nur Hollywood fließt ein bisschen zu viel in den Film ein, sondern auch ein bisschen zu viel Bollywood. Bunt, grell. Nicht zu viel, aber es fällt zwischendurch auf.
Leider zeugt auch das Bild von Bollywood-Qualität! Ich habe vor dem Film gedacht, es sei ein Film aus den USA. Beim gucken war ich mir sicher, dass das nicht sein kann. Das es anstatt dessen vielleicht wirklich ein indischer Film ist. Denn das Bild ist ziemlich unscharf. Eine dermaßen schlecht Bildqualität habe ich auf einer DVD selten gehabt. Und schon gar nicht bei einem ganz neuen Film, der zudem noch in den USA produziert wurde und Oscar-Abräumer war. Aber ich habe nachgesehen: Tatsächlich eine USA-Produktion. Unglaublich, wie da solch ein schlechtes Bild bei herauskommen konnte!
Die Bollywood-Filme (mal kleine, husch-husch gedrehte Billigproduktionen ausgenommen) der letzten zehn Jahre haben eigentlich eine Qualität, die den Vergleich mit westlichen Filmen absolut nicht zu scheuen braucht. So kann ich nicht recht verstehen, wieso eine solch aufsehenerregende internationale Produktion da Abstriche macht. Natürlich kann es gerade einem amerikanischen oder europäischen Filmemacher einfallen, absichtlich, quasi als künstlerisches Mittel, mit z.B. einem grobkörnigeren Film oder Unschärfe zu arbeiten. Was uns der Künstler damit allerdings sagen will, bleibt jedem Zuschauer zur Interpretation überlassen

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"Bunt, grell" - das sind ganz richtig Merkmale des Bollywood-Kinos. Bei vielen westlichen Zuschauern fällt das gar nicht so angenehm auf und stößt daher auf Ablehnung dieser Filme. Ich kann nicht verhehlen, daß ich hingegen ein großer Fan dieser -oft wirklich guten- Filme bin. Man darf halt nicht vergessen, daß es sich schließlich auch um eine ganz andere Mentalität als der unseren handelt - sowohl was die Zielgruppe der Zuschauer angeht wie auch die Filmemacher und das Umfeld, die Kulisse in welchem die Filme entstehen. Der nüchternste Nachrichtenbeitrag zeigt, daß Indien einfach von Haus aus viel "farbiger"
ist: Kleidung, Häuser, Gebrauchsgegenstände. Kein Vergleich mit unseren weißgetünchten Eigenheimen und der Modefarbe Schwarz, in der wir uns so gerne kleiden. Da kommt ein Bollywoodfilm schon als Farb- und Kulturschock

. Aber ich denke, das haben die Macher von "Slumdog Millionaire" der Authentizität wegen nicht außer Acht lassen können und haben sie -wie du schriebst, Petra- nicht zu sehr, aber merklich eingebaut.
Gruß,
Trixie