Hallo zusammen,
am Wochenende habe ich "Der Prinzessinnenmörder" von Andreas Föhr zu Ende gehört. Am Anfang fragte ich mich ja wirklich ob ich weiterhören soll. Ich bin dann jetzt doch froh, dass ich dem Hörbuch eine Chance gegeben habe. Zwar bleibt mein Vorwurf der Austauschbarkeit stehen und auch waren mir die Figuren manchmal nicht
ganz geheuer (so ganz ernst nehmen kann man das an manchen Stellen nicht - soll man vielleicht auch gar nicht). Mir wäre eine klare Linie (ernster Thriller oder überzeichneter Klamauk-Krimi) lieber gewesen. Aber letztendlich hatte das Ganze dann doch was. Dass mir das nahe gebracht wurde, verdanke ich dem Sprecher Michael Schwarzmaier. Den kannte ich vorher nicht. Aber der hat mir wirklich sehr gut gefallen. Mehr darüber könnt Ihr in meiner
Rezension lesen.
Als nächstes habe ich mir wirklich "Die Behandlung" von Mo Hayder vorgenommen. Ich bin jetzt am Ende der 2. CD (von 6). Ein kühl erzählter Thriller. Brutalitäten waren zu erwarten - die erhält der Leser/Hörer auch. Bislang für mich jedoch in erträglichem Maße, denn bis jetzt hat mir Mo Hayder erspart, was mich an ihrem Debüt "Der Vogelmann" damals so gestört hatte: Da hat sie den Leser/Hörer ab und an in das Opfer hineinversetzt. Und die Schmerzen, Ängste und Qualen eines Serienkiller-Opfers muss ich nicht miterleben. Das geht mir dann zu weit. Das verkrafte ich nicht. Wie gesagt: Bislang behält Mo Hayder in dem Punkt die Distanz. In anderen Punkten - wie schon zu erwarten war - nicht. Aber darauf habe ich mich ja wissentlich eingelassen. Und bislang verkrafte ich es gut und fühle mich spannend unterhalten, wenn auch natürlich grenzwertig. Denn Mo Hayder hat schon einen Hang zu Schreckenszenarien und Perversitäten. So geht es hier kleinen Kindern an den Kragen. Und auch die Rückblenden was mit Detective Inspector Jack Cafferys Freundin Rebecca damals passiert (ich erinnere mich nicht mehr an Details aus "Der Vogelmann", da muss das aber geschildert worden sein) ist (sie wurde brutalst vergewaltigt und an der Decke kopfüber aufgehangen... von Blutpfützen etc. ist die Rede - ich glaube ich weiß, warum mir "Der Vogelmann" eindeutig too much war!), ist an Grausamkeit kaum mehr zu überbieten. So ganz verstehen kann ich Rebecca (sie ist Malerin) auch nicht, die heute künstlicherisch brutale Sex-Szenen (Vergewaltigungsszenen) zwischen Mann und Frau darstellt. Es soll wohl ihre Art sein zu verarbeiten was sie erlebt hat. Aber es ist für mich nicht nachvollziehbar dargestellt. Das nur mal am Rande. Es wird im Hörbuch auch nur kurz erwähnt.
Aber die Thriller-Handlung an sich ist sehr interessant. Und atmosphärisch kühl und somit furchteinflößend geschildert. Gänsehaut-Garantie. Auch durch die gelegentliche kurze Musikuntermalung, wenn ein neuer Abschnitt beginnt. Solche musikalischen Untermalungen wünschte ich mir öfter in Hörbüchern. Sie unterstreichen ungemein die Stimmung. Sehr gelungen hier gemacht!
Dietmar Bär hatte in dem Hörbuch auch einen seiner guten Tage als Sprecher. Unaufgeregt (was hier aber passt), aber nicht monoton. Das gefällt mir sehr gut!
An Jack Cafferys eigene Dämonen aus seiner Kindheit erinnere ich mich nun auch wieder. Auch ein interessanter Erzählfaden. Ihn lässt nicht los, dass sein Bruder damals verschwand. Er weiß bis heute nicht was mit ihm geschehen ist. Auch nachvollziehbar, wenn auch allzu düster hier geschildert. Aber auf diese Düsternis war ich ja vorbereitet (da mir das Feeling aus "Der Vogelmann" noch präsent war) und genau das wollte ich ja auch, als ich hier zu dem 2. Band nun nach all den Jahren griff.
Für mich ist hier das Hören auf jeden Fall die bessere Variante. Erstens kann ich die Grausamkeiten so besser ertragen (wenn ich selber lese habe ich weniger Distanz!) und zweitens auch die sehr kühle Atmosphäre liegt mir gehört besser.
Soweit zu meinen Hörereien. Nun zu Euren!
@Peter: Ja, das ist hart! Die Bereiche die Du hier schilderst, können sicher sehr deprimieren, wenn man sich da nähere Gedanken drüber macht. Mit der Unehrlichkeit der Menschen klar zu kommen ist schon schlimm genug. Aber dann auch noch bei Menschen die man liebt... und die einen selbst lieben. Man sieht sich - wenn man die Gedanken anderer liest - durch ihre Augen. Kann seine eigenen Vorstellungen über sich nicht mehr aufrecht erhalten. Das kann glaube ich wirklich sehr hart sein!
Und recht hast Du: Schlimm auch die Erkenntnis, dass man z. B. nicht mal mit seinem Partner über diese Dinge (auch die Sexualität betreffend) reden kann,... denn man würde doch nur eine positive Antwort hören. Entweder weil der Partner sie so meint, oder weil er lügt. Er würde sicher nicht die Wahrheit sagen, wenn sie allzu negativ ausfällt. Diplomatie halt, die vor Verletzungen schützt. Aber eben auch die Wahrheit nicht durchlässt.
Ein interessantes Thema! Aber ich denke Du hast mit Deiner Warnung recht, dass es nur stabile Menschen lesen/hören sollten. Und die auch nur in Momenten, wo sie gefestigt sind und sich nicht gerade in einer Krise befinden.
Die Machart des Hörbuchs scheint mir sehr durchdacht. Das mit dem Hall ist eine interessante Idee um die Gedanken des Gegenübers herüber zu bringen. Ob das ganze nur als Hörbuch funktioniert weiß ich nicht. Ich werde bei Gelegenheit mal ins Buch reinlesen. Ich denke da sind die wirklichen Gedanken in Klammern gesetzt oder kursiv gedruckt. Aber ich denke auch, dass es gehört besser funktioniert.
Das mit den fantastischen Elementen meinte ich auch nur in so fern, als dass die Hauptfigur halt Gedanken lesen kann. Das ist mir schon fantastisch (also nicht real) genug für ein Buch. Als Hörbuch funktioniert sowas für mich besser.
Somit spricht bei mir wirklich alles für Hörbuch und gegen das Buch. Bleibt für mich nur das Manko mit dem Sprecher! Aber gut zu wissen, dass sich der negative Eindruck und der Ärger über den Sprecher relativiert, da der Stoff so betroffen macht, dass man das vergisst. Ich werde es vielleicht doch irgendwann mal mit dem Hörbuch versuchen. Allerdings ärgert es mich wirklich immer sehr, wenn der Autor selbst spricht - und es einfach nicht kann! Aber vielleicht werde ich es doch mal mit dem Hörbuch probieren. Denn das Thema interessiert mich schon sehr. Und die Machart (mit dem Hall) finde ich auch überzeugend. Danke für die Beschreibung - da kann ich mir so ungefähr vorstellen was Alles in Allem so auf mich zukommt.
@NatiFine: Danke für Deine abschließenden Gedanken zu Thomas Manns "Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull" und zum Sprecher. Es freut mich, dass Du Deine Bedenken wegen Boris Aljinovic zerstreuen konntest - und meine somit direkt mit!

Ich habe zwar eigentlich vor das Buch zunächst zu lesen und erst dann das Hörbuch irgendwann zu hören. Aber wer weiß. Das Buch liegt schon so lange bei mir und es kommt einfach nicht dran. Vielleicht möchte ich irgendwann doch lieber aufs Hörbuch ausweichen. Dann weiß ich, dass ich dieser Lesung ruhig was zutrauen darf!
Ich bin schon gespannt was Du Dir als nächstes greifst!
@Rachel: "Herrin des Hügels" sagte mir gar nichts. Klingt aber interessant, was ich in der Inhaltsangabe gerade darüber gelesen habe. Und Du scheint mit der gekürzten Lesung ja sehr zufrieden zu sein. Schön zu wissen. Und auch darauf, was als nächstes bei Dir dran kommen wird, bin ich gespannt.