Bücher von A. M. Homes

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Re: Bücher von A. M. Homes

Beitragvon Petra » Do 18. Mär 2010, 15:16

Hallo Britti und Maria,

ja Britti, so ging es mir auch: Die Szenen in "Und morgen sind wir glücklich" übten auch bei mir eine gewisse Faszination aus. Sie waren so wütend und so destruktiv. Sehr interessant! Die Wirkung war wirklich ungewöhnlich.

Auf Deine abschließenden Empfindungen bin ich auch schon sehr gespannt!

Maria, Du hast das ganz gut auf den Punkt gebracht. In "Und morgen sind wir glücklich" kommt die Verzweiflung der Figuren durch ihre Handlungen zum Vorschein. Gar nicht so sehr durch ihre Gedanken, wirklich viel mehr durch ihren - teils blinden - Aktionismus. Es muss sich was verändern. Egal wie und egal was. Hauptsache es wird anders. Damit es erträglicher wird. So gibt es gute Ansätze, aber die Figuren scheitern dann doch wieder an sich selbst. Bleiben nicht konsequent, bzw. sind planlos. Weil sie nicht mal genau wissen was ihnen fehlt. Oder was etwas besser machen könnte. Sie ertragen sich vielleicht auch selbst nicht mehr. Aber das kommt eigentlich eher durch ihre Handlungen (Verzweiflungstaten) heraus. Das ist subtil und intensiv ausgedrückt. Ganz eigen.

Wie weit bist Du mit "Die Tochter der Geliebten"? Und wie wirkt es inzwischen auf Dich?
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Bücher von A. M. Homes

Beitragvon Britti » Sa 27. Mär 2010, 12:03

Hallo zusammen.

Ich bin nun ca. 70 Seiten vor Schluss und immernoch begeistert.
Begeistert ist eigentlich das falsche Wort, fasziniert, erschrocken und gebannt trifft es eher.
Teilweise waren es etwas heftige Szenen z.B. zwischen Elaine und Pat aber da kann ich gut drüber hinweg sehen.

Was mir auffällt ist der Schreibstil. Kurze abgehackte Sätze und das in der Gegenwartsform geschrieben. Normal würde mich das glaube ich stören, aber hier ist es genau richtig.
Dadurch ist man als Leser irgendwie mittendrin.

Manchmal ist es so absurd das ich lachen muss und andererseits denke ich wievielen Menschen wird es wohl genauso gehen?
Egal auf welche Person man in dem Buch trifft jeder hat seinen Splin und einer heftiger als der nächste. Es ist so krass und eigentlich garnicht zum lachen... auch wieder so ein Ausnahmebuch finde ich.

Ich bin mal gespannt auf die anderen Bücher vom Frau Homes.
Britti
 
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Re: Bücher von A. M. Homes

Beitragvon Petra » Mi 31. Mär 2010, 11:46

Hallo Britti,

ja, ich finde auch, dass es ein Ausnahmebuch ist. Nicht vielen Autoren würde ich verzeihen, dass sie so überdrehte Szenen aufzeigen und so überspannte Personen auf den Leser loslassen. Mir wäre sowas schnell zu viel. Nicht so hier. Da hat die Autorin genau die Kurve gekriegt, finde ich. Und dadurch auf ganz eigene, intensive, teils absurde Art aufgezeigt, wie verzweifelt es sicher in vielen Menschen aussieht. Wie sehnlich sie sich wünschen, dass etwas anders wird. Da ihnen nicht klar ist, was eigentlich anders werden sollte, wollen sie beinahe hysterisch eine Veränderung - irgendeine Veränderung. Hauptsache es bleibt nicht wie es ist. Und anstatt Arbeit an sich und an den zwischenmenschlichen Beziehungen, sind blinder Aktionismus und destruktives Verhalten das einzige, was ihnen einfällt. Und dann... passiert plötzlich etwas, was wirklich Gewicht hat. Es offenbart sich, wofür es sich wirklich gelohnt hätte, etwas zu verändern. Etwas besser zu machen. Verantwortung zu übernehmen, sich erwachsen zu verhalten. Und man sieht, wie künstlich die Probleme waren, denen man erlaubt hat, einem das Leben zu versauern. Oder vielleicht war man nur selbst einfach versauert. Weil man nichts aus seinem Leben, aus seinen (auch zwischenmenschlichen) Möglichkeiten gemacht hat.

Mensch, man hat es doch selbst in der Hand - das Leben! Wir sind erwachsen. Und sollten uns auch so verhalten.

Ein interessantes Buch, das auch lange nachdem ich es gelesen habe, immer noch so intensive Gefühle in mir hervorruft. Wie schön, dass es Dir auch so geht! Berichte noch mal wenn Du ganz durch bist, ja?
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Bücher von A. M. Homes

Beitragvon Britti » Do 1. Apr 2010, 12:48

Huhuuuuu!

So, gestern habe ich das Buch beendet. Was für ein Schluss :shock:
Aber soetwas musste ja kommen damit sie endlich wach werden und mal die Realität erkennen wenn auch auf bittere Art und Weise.

Ich fand die Autorin hat mit 90% aller Sätze eine reine Gradwanderung gemacht. Immer hart an der Grenze das man denkt so jetzt reichts aber, aber nein, immer nur nah dran.
Was für Typen... Eigentlich hat sie alltägliche Probleme aufgegriffen und diese einfach nur total überspitzt dargestellt. Ich möchte wirklich nicht wissen wieviele Menschen so durchs Leben hangeln. Mit Problemen die eigentlich garkeine sein müssten, wenn man einfach nur mal den Mund aufmachen würde und vernünftig drüber reden würde.

Den Schluss fand ich auch im übertragenen Sinne gut gelöst, als Elaine plötzlich vom oben auf "ihren Scherbenhaufen" blickt und sieht wie klein vorher alles war im Vergleich zur jetzigen Situation.
Das hat die Autorin ganz klasse gemacht. Ich bin echt gespannt auf das nächste Buch von ihr. Da werde ich beim Bücherbummel auch mal die Augen nach aufhalten (das mit der Therapeutin).

Auf jeden Fall mal wieder ein sehr nachhaltiges Buch. Man legt es weg aber vergisst es nicht so schnell. Solche Bücher mag ich gern, wo man noch so manches Mal drüber nachdenkt.
Britti
 
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Re: Bücher von A. M. Homes

Beitragvon Petra » Do 1. Apr 2010, 13:50

Hallo Britti,

dann haben wir sowohl das Buch, als auch das Ende, ziemlich ähnlich empfunden. Das freut mich! Einigen Rezensionen zu folge sehen das mit dem Ende nicht alle Leser so. Ich fand es aber nur folgerichtig. Und für mich hat es die Wertung des Buches sogar noch mal um einen halben Punkt nach oben gezogen. Denn es setzt dem ganze Vorausgegangenen die Krone auf. War zuvor aller verzweifelter Kummer schon mehr oder minder grundlos (und heilbar), so erscheint er anschließend noch lächerlicher. Und auch beschämend. Anstatt sich um die wirklichen Sorgen und Kümmernisse zu kümmern. Anstatt erwachsen zu sein und für die Kinder da zu sein...

... nun ja. Das macht all das Vorausgegangene noch bitterer und noch bezeichnender. Mit der Hubschrauber-Szene (von oben auf dem Scherbenhaufen herabsehen) hast Du auch recht. Sehr eindrücklich. Fand ich auch.

Wie traurig auch, dass sich Elaine und Paul erst in dieser Situation daran erinnern, was sie zusammenhält/verbindet. Denn plötzlich kämpfen sie auf der gleichen Seite... wenn es auch zu spät kommen mag.

Und recht hast Du: A. M. Homes überzeichnet alltägliche Szenen. Alltäglliche Sorgen und Probleme sicher so manchen Paares. Und durch die Überzeichnung kommt die tiefe Verzweiflung klar heraus, so nichtig die Gründe dafür auch erscheinen mögen. Menschen in Elaines und Pauls Situation fühlen sich gewiss zutiefst verzweifelt, kraftlos... zum Schreien unglücklich. Innen sieht es in so manch einem Menschen sicher auch so (unverhältnismäßig) überzeichnet aus. Und so manche Aktion äußert sicher auch diese tiefe Verzweiflung. Wenn auch vielleicht nicht in ganz so krassen Begebenheiten wie Elaine und Paul sie hier wiederfahren. Wobei: Sie wiederfahren ihnen eigentlich nicht, sondern sie rufen sie in gewisser Weise hervor. Oder weichen ihnen zumindest auch nicht aus. Lassen einfach mit sich machen. Wie Elaine mit diesem Polizisten (das war auch so eine absurde Szenerie!) oder Paul mit der Tätowier-Szene. Das packt einen so richtig beim lesen. Man denkt: So wehr Dich doch. Lass Dir doch nichts (unwiderrufliches) in Deine Haut ritzen. Sei doch erwachsen. Sei ein Mann. Wehr Dich. Sag dass Du nicht willst. Aber solche (passiven) Handlungen dienen letztlich dem Zweck, wenigstens IRGENDETWAS (anders) zu machen! Wenn einem schon nichts sinnvolles einfällt, dann wenigstens irgendwas. Und sei es nur was, was eiin anderer einem aufdrängt. Und so ist es doch auch: Wenn man sein Leben nicht selbst bestimmt, bestimmen es andere... und genauso geht es letztendlich ja auch aus.

Britti hat geschrieben:Auf jeden Fall mal wieder ein sehr nachhaltiges Buch. Man legt es weg aber vergisst es nicht so schnell. Solche Bücher mag ich gern, wo man noch so manches Mal drüber nachdenkt.


Geht mir damit ganz genauso - wie Du siehst! :-)
Liebe Grüße,
Petra


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