Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon NatiFine » Mi 9. Jun 2010, 10:42

Hallo zusammen,

@Petra
In all Deinen Ausführungen bin ich bei Dir. Leider habe ich mir keine Bemerkungen beim Hören gemacht, um die vielen schönen, treffenden Sätze jetzt wiedergeben zu können. Das wird sich ab jetzt ändern.
Man hört verstärkt das, wofür man sensibilisiert ist und das ist individuell sehr unterschiedlich.
So blieb bei mir der Satz im Kopf haften:
"Um einen Menschen beurteilen zu können, muß man sich nur seinen Hund ansehen."
In diesem Punkt habe ich meine Erfahrungen und kann diese Aussage absolut bestätigen.
Das Abknallen des Hundes war natürlich nur der Anlass, nicht aber die Ursache für die weiteren Geschehnisse. Es war das einzige Lebewesen, das Juluis wirklich liebte.
Ich zitiere Dich aus Deiner Rezension: "Es war ein Hochgenuß!" und kann mich dem nur anschließen.

Wie schön, daß Du verstanden hast, in welche Richtung meine Ablehnung Krimis gegenüber geht. Gerne schaue ich mich bei Deinen neuen Vorschlägen um.
Der Stil von Gerard Donovan hat mir ausgesprochen gut gefallen. Ich kannte ihn vorher nicht.

Von Georges Simenon besitze ich Best of Maigret und Co. Ich muß mal nachschauen, ob "Der ältere Bruder" dabei ist.

"Glatteis" von Hans Werner Kettenbach sagt mir bis jetzt nichts, das wird sich auch ändern.

Von Patricia Highsmith kenne ich Zwei fremde im Zug als Hörbuch. Dabei fand ich die Stimmen der Sprecher so unangenehm, daß ich mir dazu nur diese Bemerkung aufgeschrieben habe. Leider.

Momentan kann ich mir die Zeit nehmen, mich bei Deinen Empfehlungen mal in Ruhe umzusehen. Das passt ja.

Ganz liebe Grüße
und ein dickes Dankeschön
NatiFine
Liebe Grüße
Renate

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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon Petra » Mi 9. Jun 2010, 11:32

Hallo NatiFine und Steffi,

oh ja Steffi, "Winter in Maine" vorrücken zu lassen, ist eine gute Entscheidung! Und ich denke, dass auch Du dieses Hörbuch sehr zu schätzen wissen wirst. Allein schon um der Sprache willen. Und was Donovan mit so manch einem Satz aussagt. Das ereilte mich manchmal mit solch einer Wucht...

So schriebst Du, liebe NatiFine, auch so treffend: "Man hört verstärkt das, wofür man sensibilisiert ist und das ist individuell sehr unterschiedlich." Sehr richtig! So ist mir z. B. der (wirklich treffende) Satz, den Du hier erwähnst, gar nicht aufgefallen. Aber sehr viele andere, bei denen ich bereue, dass ich sie mir nicht notiert habe! Früher habe ich solche Zitate aus Büchern schon mal in ein eigens dafür vorgesehenes Notizbuch notiert. Leider habe ich das dann schleifen lassen. Aber da ich "Winter in Maine" ja unbedingt noch mal hören möchte, werde ich das dann nachholen. Denn da waren wirklich Schätze unter den Sätzen! Mir ist besonders eine Stelle im Gedächtnis, wo Julius Winsome eine Sammlung (Erinnerungen an den Krieg - waren es Tapferkeitsmedaillen? Ich meine schon.) seines Vaters nicht entsorgt. Und hinten dran steht als Begründung (fürs nicht entsorgen) der Satz: "Eine Million Soldaten wirft man nicht einfach weg."

Ja, ich freue mich auch sehr, dass ich verstanden habe, in welche Richtung Deine Abneigung gegen Krimis geht. Und ich bin heilfroh, dass wir dadurch auf das Thema zu sprechen kamen und ich Dir von den anderen Krimis berichten konnte. Denn darunter gibt es so manch wertvolles Buch, das so viel mehr als ein Krimi ist. Manchmal könnte man sogar sagen, dass man die Krimihandlung hätte weg lassen können. Oder sie bildet einfach nur den Rahmen für ein Thema, so wie es hier in "Winter in Maine" ja auch ist.

Ebenso beurteile ich Patricia Highsmiths "Ediths Tagebuch". Ihren Suspence-Thriller "Zwei Fremde im Zug" finde ich auch faszinierend, würde ihn aber als Thriller oder Krimi bezeichnen. "Ediths Tagebuch" hingegen nicht. Davon abgesehen: Patricia Highsmith fasziniert mich mit ihrer Art zu erzählen immer so sehr, dass ich da die Bücher vorziehe. Außer eine Lesung, die ich äußerst geglückt finde. Und zwar die zu "Der talentierte Mr. Ripley", gelesen von Peter Franke. Aber erstens gibt es das leider nur auf MC. Und zweitens ist das auch eher wieder wirklich ein Krimi/Thriller.

Dass Du auch Hans Werner Kettenbach eine Chance geben willst, freut mich. Auch hier: Gänzlich unblutig. Keine Effekthascherei. Der Focus ist auf die Hauptfigur gerichtet. Und ich habe diese Figur am Ende so ungern ihrem Schicksal überlassen. Genauso ging es mir mit Edith aus "Ediths Tagebuch". Eine Figur, die mich noch lange beschäftigt hat.

Und bei Simenon wirklich nochmal die Anmerkung: "Der ältere Bruder" ist KEIN Maigret. Die Maigrets sind Krimis (aber auch nicht blutig). "Der ältere Bruder" ist kaum mehr als ein Krimi zu bezeichnen. Ich sehe das so: Die Themen, die die Welt und somit auch die Schriftsteller beschäftigen, sind meist doch: Liebe, Sex, Geld, Macht, Krieg... aber eben auch die Unehrlichkeit der Menschen. Und aus Unehrlichkeit resultiert oft auch Verbrechen. Verbrechen gehören zu uns Menschen dazu. Und nur weil ein Autor seine Geschichte darauf auslegt, muss noch lange nicht die Krimihandlung der Dreh- und Angelpunkt sein. Die Verlage machen einem das aber gern Glauben, weil sich Krimis anscheinend besser verkaufen. Das ist ärgerlich. Für jeden, der dadurch wertvolle Inhalte verpasst, weil er eben einen Bogen um Krimis macht. Und auch für jeden, der wirklich Krimis lesen möchte. Denen ist es dann oft viel zu viel drum herum und der Krimi kommt zu kurz und die sind dann auch (wie sich oft in Kundenrezensionen bei Amazon z. B. äußert) enttäuscht.

Ich freue mich, dass Du gerade Zeit hast, meinen Empfehlungen nachzugehen. Ich wünsche Dir dabei viel Vergnügen und ich hoffe, dass ich für Dich noch so manchen Schatz auftun kann und konnte! :-)

Steffi, Lenz' "Schweigeminute" habe ich immer noch nicht gelesen. Ich tendiere inzwischen mehr zum Hörbuch, da einfach Lesezeit fehlt und zu viele Bücher warten. Du bestärkst mich nun darin, in dem Du schreibst, dass es eine perfekte Umsetzung ist, die die Atmosphäre komplett wiedergibt. Das wäre mir sehr wichtig. Danke, dass Du mich wissen lässt, dass das hier gut gelungen ist!
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon NatiFine » Fr 11. Jun 2010, 22:03

Hallo zusammen,

heute möchte ich Euch von meinen Eindrücken zu folgendem Hörbuch berichten:
Labyrinth der Wörter von Marie-Sabine Roger, gelesen von Stephan Benson

Germain, etwa Mitte 50, kann nur in sehr begrenztem Umfang lesen und ist, dadurch bedingt, auch nur mangelhaft schulisch gebildet. Dafür verfügt er über Herzensbildung, was ihn mir sympathisch macht. Er lernt im Park zufällig Margueritte, etwa Mitte 80, kennen. Sie hat studiert und über das Thema Traubenkerne promoviert. Margueritte ist nicht nur umfassend gebildet, sondern auch in der Lage, sich in die einfache Denkweise von Germain zu versetzen.
Margueritte gelingt es, Germain auf seinem Bildungsstand abzuholen und ihn ganz langsam und einfühlsam an Bücher und Bildung heran zu führen. Bei allen auftretenden Missverständnissen, die durch mangelndes Wissen von Germain auftreten, schafft es Margueritte, daß Germain sein Gesicht nicht verliert und seine Würde behält.
Es gelingt ihr, bei ihm ehrliches Interesse an Bildung und Büchern zu wecken, so daß er selbst in dieser Richtung aktiv wird.
Germain hätte eine solche Mutter gebraucht, oder schon viel früher auf eine solche Lehrerin treffen müssen.
Für mich ist das die Hauptaussage des Buches. Alles Andere empfinde ich persönlich als Beipack.

Stephan Benson hat mich als Sprecher nicht überzeugt. Ich höre bei ihm heraus, daß er sich Mühe gibt, seine Arbeit gut machen zu wollen. Mit den alten Hasen bei den Sprechern kann er (noch) nicht mithalten.

Ich denke, es ist ein Buch, dass man in den Ferien lesen oder auch hören könnte. Einen höheren Anspruch sollte man an das Buch nicht haben, dann wird man zufrieden sein.

@Petra
Petra hat geschrieben:Mir ist besonders eine Stelle im Gedächtnis, wo Julius Winsome eine Sammlung (Erinnerungen an den Krieg - waren es Tapferkeitsmedaillen? Ich meine schon.) seines Vaters nicht entsorgt. Und hinten dran steht als Begründung (fürs nicht entsorgen) der Satz: "Eine Million Soldaten wirft man nicht einfach weg."

...wo Du es sagst, genau, der Satz hat mich auch getroffen!

Petra hat geschrieben:"Ich höre ja gerade "In meinem Himmel" von Alice Sebold."

Zudem sehr schön und gefühlvoll gelesen von Anna Thalbach, die mit ihrer mädchenhaften Stimme sehr gut zu dem verstorbenen Teenager passt und auch zu der emotionalen Geschichte. Doch, das höre ich gern!

Dieses Hörbuch habe ich vor langer Zeit gehört und es ähnlich empfunden wie Du.

Viele Grüße
NatiFine
Liebe Grüße
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon Elke » Fr 11. Jun 2010, 23:18

Hallo,

oh da macht ihr mich ja neugierig auf "Winter in Maine".

Ich habe auch drei Hörbücher beendet.
Das eine war "Next" von Michael Crichton. Fand ich gut, aber es ist nicht der beste Crichton. Manches war dann für mich doch etwas übertrieben, z.B. der Böse Investor bekommt am Ende dann natürlich eine Stoffwechselkrankheit, an der nicht geforscht wurde, weil eine Firma darauf das Patent hat. Und sich somit genau das, was er auch parktiziert nun gegen ihn wendet. Es geht viel um Gentechnologie und auch transgene Tiere. Da war mir ein bisschen zu simpel dargestellt, aber da liegt auch sicher daran, dass ich da berufbedingt ein bisschen Ahnung habe. Hannes Jaenicke hat mir diesmal als Sprecher sehr gut gefallen.

Dann habe ich noch "Gut gegen Nordwind" gehört. Es hat mir gefallen, mich aber nicht vom Hocker gerissen. Ich konnte mich nicht so richtig mit Emmi anfreunden. Sie war mir ein bisschen zu sehr von sich selbst überzeugt. Ich glaube das ging einigen hier auch so, wenn ich mich recht erinnere.

Als letztes habe ich gestern "Radio Heimat" von Frank Goosen beendet. Fand ich sehr unterhaltsam. Da wir erst neulich bei Freunden im Ruhrgebiet waren, kamen mir manche Ausdrücke sehr bekannt vor.
Aber hier wäre es sicher interssant die Meinug der NRW Fraktion hier zu hören, wie gut das alles getroffen wurde oder nicht.
Köstlich amüsiert habe ich mich über die Passage als der Autor erzählte seine "Omma" sei immer darauf bedacht gewesen, dass man sauber und ganze Unterwäsche trage, denn man könnte ja plötzlich zum Arzt oder ins Krankehaus müssen und das sei mit dreckiger kaputter Unterwäsche eine Katastrophe. Hat mich sehr an meine Oma erinnert :D .

Aktuell höre ich im Auto gerade Nicholas Sparks "Das Leuchten der Stille" und habe im Nachhinein festgestellt, dass da auch gerade eine Kinoverfilmung läuft.
Bisher gefällt mir das HB gut, aber ich befürchte, dass es für mich kein Happy End bereithält :| .

Im Player habe ich mit dem 1. J.D. Robb begonnen, kann aber dazu noch nicht sagen ,das ich erst ein paar Tracks gehört habe.

LG Elke
Liebe Grüße
Elke


Hoffnung ist nicht die Gewissheit, dass etwas gut ausgeht, es ist vielmehr die feste Überzeugung, dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht!
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon Petra » Mi 16. Jun 2010, 17:12

Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure interessanten Hörberichte! Ich genieße die immer sehr!

NatiFine, mit "Das Labyrinth der Wörter" stimme ich mit Dir weitestgehend überein. Allzu viel Tiefe darf man sich nicht erwarten, vielmehr eine schöne Geschichte, die zwischen den Zeilen noch mehr zu erzählen hat. Vom füreinander da sein, füreinander einstehen, Worten und ihre Gewichtigkeit... aber einfach nur nett erzählt. Wer also mal eine schöne Geschichte hören möchte, bekommt sie hier. Ich fand auch in der richtigen Länge. Noch mehr ausgedehnt hätte mir das dann keinen Spaß gemacht. (Hier übrigens auch der Link zu meiner :arrow: Rezension.) Ich bin froh, dass ich es gehört und nicht gelesen habe. Denn als Buch hätte es mir nicht gereicht - als Hörbuch lasse ich mich schon mal gern einfach von einer schönen Geschichte unterhalten, die etwas naiv (durch ihren Protagonisten) daher kommt. Liegt mir als Hörbuch einfach eher. Hier dann die einzige leichte Abweichung in unseren Urteilen: Ich fand, dass Stephan Benson den groben und naiven Germain stimmlich möglichst genau wiedergeben wollte. Und ich finde, das ist ihm auch gut gelungen. So hatte ich das gesehen. Wäre aber mal interessant, ihn in einer anderen Lesung zu hören, die einen ernsteren Protagonisten hat.

"In meinem Himmel" hast Du also damals auch so empfunden. Das finde ich interessant und freut mich natürlich zu hören. Meine Meinung hat sich auch nicht geändert, sondern im Verlauf des Hörbuchs immer mehr bestätigt. Ich bin jetzt in der Mitte der 5. von 6 CDs. Gefällt mir nach wie vor gut. Bin aber auch hier froh nicht zum Buch gegriffen zu haben. Einerseits weil es so gefühlvoll von Anna Thalbach gelesen wird, anderseits weil es mir für ein Buch zu gefühlsduselig wäre und vielleicht auch zu unrealistisch. So KANN es zwar nach dem Tod sein. Aber MUSS es natürlich nicht. Ich bin mal gespannt, wie das in der Verfilmung alles umgesetzt ist. Ich kann mir vorstellen, dass das auch schnell zu überzogen wirkt. Aber als Hörbuch, wie gesagt, lasse ich mir das gern gefallen! :-)

Dass Dir der Satz, der mir bei "Winter in Maine" so besonders ins Auge gestochen ist, auch so bemerkenswert erschien, freut mich sehr! Mir ging er sehr unter die Haut!

Schön, wenn wir Dich auf das Hörbuch neugierig machen konnten, Elke. Ich kann es wirklich sehr empfehlen! Wenn Du es mal am Wickel hast, berichte bitte!

Und ja, Emmy in "Gut gegen Nordwind" fanden auch andere hier stellenweise unsympathisch. Ich glaube, ob man die Geschichte mag oder nicht, hängt auch viel damit zusammen. Danke für Deine Eindrücke dazu - und zu den anderen Hörereien!

Von "Next" gibt es doch eine Verfilmung, oder? Die müsste mit Nicolas Cage (den sehe ich sehr gern!) sein. Die habe ich gesehen und fand den Film genial! :-) (Edit: Ich glaube, das ist nur eine Titel-Gleichheit. Aber den Film kann ich troztdem empfehlen, wenn man sich mal einfach interessant unterhalten lassen möchte.)
Liebe Grüße,
Petra


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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon Peter » Fr 18. Jun 2010, 10:42

Hallo zusammen,
ich habe mittlerweile „Das große Tier“ von Veit Etzold komplett gehört und kann ein Fazit ziehen.

Franziska Pigulla ist wie immer eine sichere Bank als Sprecherin und meistert auch dieses Hörbuch perfekt! Dafür muss man (mal wieder) höchstes Lob aussprechen.

Die Krimistory ähnelt ein wenig dem typischen Dan Brown Plot mit den Komponenten Geheimgesellschaft, rätselhafte (blutige) Ritualmorde und Rätsel über Rätsel für die Ermittler. Man muss allerdings keinerlei Angst haben hier einen Abklatsch, der nur auf einer Welle mit reitet vor sich zu haben. Veit Etzold schafft völlig neue Komponenten und Zutaten, bis hin zur mythologischen Entwicklung alter Götter (Saturn, Chronos usw.) und der folgenden Einbindung des Christentums. Es gipfelt in der Frage ist der Christengott wirklich der Gute? Denn schon im „Vater Unser“ wird ja gebetet „Führe uns nicht in Versuchung“. Ist ein Gott der Menschen bewusst „Versucht“ gut zu nennen? :roll:

Kurz und gut eine spannender Krimi mit einigen überraschenden und spannenden Fragestellungen, bei der die aktuelle Wirtschaftskrise den Hintergrund darstellt und auch Praktiken wie z. B. Leerverkäufe und feindliche Übernahmen für den Laien nebenbei mit erläutert und in die Geschichte eingebaut werden.

Von mir aus eine runde Empfehlung für alle die sich mit solch einem spannenden Mix anfreunden können. Von 5 Punkten gibt es hier von mir 4 und eine Empfehlung für am Genre Interessierte. :lol:


Als nächstes habe ich Collector von Markus Heitz, gelesen von Michael Hansonis auf den Ohren. Aufgrund der, wegen angeblicher Kürzungen grottenschlechten Amazon Rezensionen bin ich da mal wirklich gespannt........ :?:


@ Elke
ich habe „Radio Heimat“ auch gehört und stamme aus dem Ruhrgebiet. Die "Ommas" sind in der Tat so gewesen und auch die Eltern hatten soche Sprüche drauf..... Ich würde sagen, im Prinzip getroffen, nur gar so locker dürfte auch eine typische Kindheit nicht gewesen sein........ und wer hatte schon Eltern die im Rathaus wohnten......? :D


Liebe Grüße
Peter ;)
Zuletzt geändert von Peter am Mi 23. Jun 2010, 10:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon NatiFine » Di 22. Jun 2010, 10:57

Hallo zusammen,

nun höre ich schon viele Tage lang das Hörbuch "Museum der Unschuld" von Orhan Pamuk.
Von den insges. 18 :!: CDs bin ich jetzt bei CD 9 angelangt und es ist Zeit für einen Zwischenbericht.
Beginnen möchte ich damit, daß mir der Stil von Orhan Pamuk sehr, sehr gut gefällt. Dazu kommt, (und das ist für mich ebenfalls von großer Bedeutung) daß das Buch von Ulrich Noethen ganz hervorragend gelesen wird. Er liest sehr einfühlsam und sensibel für die verschiedenen Gemütszustände von Kemal.
Dem Sprecher kommt für dieses Buch eine sehr große Bedeutung zu, denn in den ersten 9CDs wird das Gefühlsleben von Kemal im Verlauf nur eines Jahres beschrieben. Diese Geschichte entwickelt sich gaaanz langsam und man muß dran bleiben. Das Buch würde ich aus diesem Grund wahrscheinlich nicht lesen.
Ich will damit sagen, daß ich mich aber gerne auf die nächsten 9CDs Hörvergnügen einlassen werde.

Zwischenzeitlich habe ich mir verschiedene Rezensionen zu diesem Buch angesehen. Meine persönliche Meinung zu dem Buch weicht aber von dem allgemeinen Verständnis ab.
Ich empfinde das so, daß sich der Autor ein Trauma seiner jungen Jahre von der Seele schreibt. Was als wahre, tiefe Liebe ausführlichst beschrieben wird, das halte ich für sexuelle Abhängigkeit. Von der echten Liebe handelt das Buch schon auch, aber Kemal sieht sie (bisher?) nicht.
Es ist wirklich ein großes Buch über die Liebe und den Liebeskummer. Auch ich kann mich an manche Gefühlslage erinnern, die Orhan Pamuk hier beschreibt. Dann bekomme ich wieder eine Gänsehaut.
Darum rate ich dringend davon ab, dieses Buch zu hören oder zu lesen, wenn man selbst momentan Liebeskummer hat. Dann geht das gar nicht!
Gerne empfehle ich dieses Hörbuch, wenn man über seinen Herzschmerz hinweg ist und man seinen eigenen Liebeskummer mit Abstand betrachten kann.

Jetzt lasse ich mich überraschen...wie es im Buch heißt: "Was soll aus uns werden?"

Viele Grüße
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon JMaria » Di 22. Jun 2010, 11:19

Hallo NatiFine,

ich las "Museum der Unschuld" 2009 und war sehr angetan von dem Buch. Mir blieb weniger die Liebesgeschichte in Gedächtnis als die Handhabung des Autors mit den Augenblicken und den Erinnerungen. Das war für mich das faszinierendste an diesem Roman.

Ich zitier mich mal selbst, als ich meine Eindrücke zum Buch im Buecher4um schrieb:

Zitat:
Maria hat geschrieben:Museum der Unschuld:
Vordergründig geht es um Kemals Gefühle zu Füsun, doch dahinter steckt eigentlich der Faktor des "Augenblicks".

Schon der 1. Satz des Buches drückt das gesamte Werk aus:
Es war der glücklichste Augenblick meines Lebens, und ich wußte es nicht einmal.

Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte; die Zeit, die Erinnerung, der Augenblick. Wie eine Endlosschleife....

das mag für manche Leser vielleicht die "Crux" des Buches sein, für andere aber gerade das Interessante daran.

der Autor gibt eigentlich selbst die Lösung, wie man das Buch/die Geschichte betrachten sollte ...

Wenn wir lernen, unser Leben nicht linear zu denken, sonden als einzelne intensive Augenblicke, dann kommt es uns schon nicht so aberwitzig vor, acht Jahre lang am Tisch einer geliebten Frau auszuharren, sondern wir sehen dann,....., dass ich bei Füsuns Familie 1593 glückliche Abende verbracht habe....

am tiefgründigsten wird das Buch zu dem Zeitpunkt, als Füsun nicht mehr Ersehntes ist, sondern Erinnerung....

hier hebelt der Autor Zeit und Raum aus und das fand ich genial gemacht.

und durch diese Endlosschleife an Erinnerung und Sehnen bekam ich beim Lesen, irgendwie ein traumartiges Gefühl.

Eigentlich passiert viel im Roman, nur passiert es "anders" als in anderen Romanen.

Deswegen ist meine Meinung, dass "Museum der Unschuld" sich nicht über eine so lange Lesezeit eignet, auch wenn es in praktischen kurze Kapiteln eingeteilt ist. Meiner Meinung nach bekommst man so nicht das Gefühl für diese Art des Erzählens. Durch die langen Unterbrechungen könnte alles langweilig und hinauszögernd wirken und die Feinheiten des Erzählens gehen unter.

Auf "Museum der Unschuld" trifft zu was Proust in "Die Verlorene Zeit" schreibt: Denn die wahren Paradiese sind die Paradiese, die man verloren hat."



Viel Spaß beim Weiterhören, NatiFine.

Liebe Grüße
Maria
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon NatiFine » Di 22. Jun 2010, 11:53

Hallo Maria,

über Deine Eindrücke werde ich gerne noch einmal nachdenken.
Du zitierst Dich selbst zum Schluß:
Auf "Museum der Unschuld" trifft zu was Proust in "Die Verlorene Zeit" schreibt: Denn die wahren Paradiese sind die Paradiese, die man verloren hat."

Wie wahr!

Liebe Grüße
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Re: Hörerlebnisse 2010 - Ich höre gerade

Beitragvon JMaria » Di 22. Jun 2010, 12:08

Auf "Museum der Unschuld" trifft zu was Proust in "Die Verlorene Zeit" schreibt: Denn die wahren Paradiese sind die Paradiese, die man verloren hat."

Wie wahr!

Liebe Grüße
NatiFine
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Hallo NatiFine,

Kemal liest als Tröstung auch Proust und Montaigne. Man merkt daran schon, dass dem Autor die Themen "Zeit und Erinnerungen" beschäftigt.

Es gibt im Buch auch ein Kapitel namens "Zeit". Ich meine mich zu erinnern, dass dort am spürbarsten ist, wie die Zeit aushebelt wird.

Liebe Grüße
Maria
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