Hallo zusammen,
inzwischen weiß ich es, ob mir "Die Korrekturen" liegen. Ja, sie liegen mir!

Ich habe gestern Abend noch im Bett gelesen und habe festgestellt, dass ich endlos hätte weiter lesen könne. Klar, sonntags wenn man morgens lang geschlafen hat, ist man abends auch nicht entsprechend müde, so dass die Augen eh nicht so rasch zu fallen und die Gedanken nicht so schnell abschweifen. Aber der Lesestoff muss schon auch was können, sonst hilft auch das wach sein nicht!

Warum das Buch mich so in seinen Bann zieht, kann ich gar nicht genau sagen. Denn eigentlich erzählt Franzen (oder seine Figuren) allerhand. Eigentlich alles und nichts. Sie erzählen aus ihrem Leben, das einerseits gewöhnlich ist (vieles kennt man von sich selbst oder Menschen, die man kennt). Andererseits schlagen sie sich alle mit Problemen, wie alle Menschen des realen Lebens auch. Und genau der Blick darauf, auf ihren Alltag und ihre Probleme, ihre Beziehungen, ihre sozialen Stellungen und Kontakte, ihre Berufe, ihre Familiengeschichte, macht es so rasend interessant.
Zudem hat Franzen eine manchmal komplizierte Art, dem Leser eine Beobachtung und deren näherer Bedeutung nahezubringen. Aber eben diese komplizierte Art macht es auch wiederum so hintergründig und fein. Ich möchte seinen Stil, mit dem er mir von Alfred, Enid, Chip, Denise und Gary erzählt, nicht missen.
Das erste recht kleine Kapitel (es sind insgesamt sieben Kapitel, die das Buch umfasst) befasste sich mit Alfred und Enid. Und im zweiten verfolge ich gerade sehr interessiert Chip. Aber auch von dem, was mich bei Denise noch erwarten wird, bekomme ich gerade einen kleinen Vorgeschmack.
Für mich sehr interessant diese Familie zu beobachten. Wie sie zueinander stehen. Chip äußerte sich gerade einer seiner Studentinnen (die, mit der er die Affäre hat) gegenüber skeptisch/besorgt, über ihre Nähe, Liebe und Fixierung auf ihre Eltern. Das sei nicht normal und nicht gesund. Ich für meinen Fall finde eher Chips Einstellung bedauernswert. Klar, er hat selbst nie so eine liebende Familie kennengelernt. Bei Alfred und Enid schien es etwas kühler zuzugehen. Besonders Alfred muss ein Tyrann gewesen sein, als er noch gesund war. Somit erklärt sich Chips Blick auf das Thema Eltern. Aber dass er es als normal empfindet...
Sehr interessantes Buch, das ich wirklich gerne lese. Jonathan Franzen hat mich mitten rein gezogen und lässt mich jedes Mal nur schwer wieder auftauchen.
@Silke: Sehe gerade Dein Posting. Wie Du siehst, gefallen mir "Die Korrekturen" sehr gut! Immer noch kann ich verstehen, wenn jemand seine Probleme damit hat. Aber mir liegt es auf jeden Fall sehr! Ich genieße es.
Auch bei Ian McEwan kann ich es - zumindest bei einigen seiner Bücher - verstehen, wenn sich jemand schwer tut. Er ist auf seine Art genial, aber auch zuweilen anstrengend, finde ich. Und in manchen Büchern kann er wirklich schwafeln... bisher fand ich es immer sehr interessant und nicht störend. Aber ich kann es gut verstehen, wenn es jemandem damit anders ergeht.
Dir wünsche ich mit Patterson nun einen Weg raus aus dem Lesetief. Sowas ist immer unschön. Man verliert, wenn man zu viele Flops hintereinander hatte, die Lust.
Den Ingrid Noll fände ich auch sehr interessant, hatte aber schon gehört, dass der nicht so gut sein soll. Und Du bestätigst das jetzt auch noch mal. Ich glaube, so wird es wenn dann doch eher "Ehrenwort". Das soll gut sein.