Hallo Maria,
doch ja, ich finde, dass Du immer viel mehr analytisch und mit dem Verstand an ein Buch herangehst. Z. B. auch bei "Der Turm" von Uwe Tellkamp würde ich mir diese Mühen nicht machen, die Du Dir machst. Bzw. mir würde es dann wie Arbeit vorkommen, anstatt wie Lesevergnügen. ABER: Nicht dass Du das falsch verstehst! Ich bewundere Deine Herangehensweise in solchen Fällen! Denn Du ziehst dadurch mehr aus einem Buch heraus als ich. Und das schönste ist: Für Dich gewinnst Du dadurch noch zusätzlichen Spaß an dem Buch!
Ich finde das toll! Und für uns hier ist das oft sehr wertvoll, da Du so lieb bist, Deine gewonnenen Erkenntnisse mit uns zu teilen! Ich profitiere davon z. B. sehr gerne! Zumal ich auch weniger herausfinden würde wie Du. Du hast dafür ein großes Talent! Wahrscheinlich, weil Dich das in dem Moment so sehr interessiert, dass Du Deine Energie richtig darauf einsetzt, solche Details herauszufinden!

Das fehlt mir etwas.
Ist auch nicht schlimm, denn meine Herangehensweise ist nicht falsch. Nur anders. Ich erlebe ein Buch rein durch die reine Wirkung, die es auf mich persönlich ausübt. Manchmal bin ich dann im Nachhinein, wenn ich mich über Hintergründe (z. B. auch über den Autor und seine Absichten/Motive/Stilmittel) informiere (also nach dem lesen oder nach einem gewonnenen Eindruck) positiv erstaunt, dass ich es richtig erspürt habe. Das richtige hineininterpretiert habe. Aber manchmal stehe ich auch wie ein Ochs vorm Berg da. Und da bin ich immer froh, wenn ich von Dir etwas nachlesen kann. Oder von Wolf, der zur Zeit ja leider nicht mehr aktiv ist. Ging mir z. B. bei Lydia Davis so.
Einen Vorteil habe ich bei meiner Herangehensweise: Ich lese es unbeeinflusst. Und kann im Nachhinein sehen, wie weit ich damit von dem abweiche, was der Autor gemeint hat.
Aber meine Herangehensweise hat auch einige Nachteile. Mir entgeht vieles beim lesen, wenn ich die Hintergründe nicht erforsche oder im Nachhinein nur noch ein paar Dinge erforsche, aber nicht alles. Und ich glaube bei "Rabenliebe" und auch bei "Der Turm" entgeht einem dabei schon einiges.
Deshalb ist aber keine Herangehensweise besser oder schlechter, richtig oder falsch. Beides hat so seins. Finde ich. Da Deine so anders ist als meine, verfolge ich sie aber immer sehr interessiert und fasziniert. Ich danke Dir fürs teilen hier! Wird sehr wertvoll für mich sein!
Maria hat geschrieben:Dass er "Rabenliebe" mit einem Gedicht von Eichendorff beginnt ist für mich ein wichtiges Detail um mit dem Autor zu gehen, emotional gesehen. Die Romantiker, zu denen Eichendorff gehörte, benutzten die Natur als Metapher, mischten Märchen, Gedichte, Lieder und Erzählungen in ihren Werken. Finde ich das auch bei Wawerzinek? Sucht er die blaue Blume, die innere Heilung?
Sieh', allein hier: Das hätte ich so in etwa beim reinlesen erspürt. Aber nicht benennen können, warum. Du kannst es an Dingen festmachen oder zumindest abwägen. Das ist einfach klasse!

Und ich denke, dass Du mit Deinen Gedanken schon ganz richtig liegst! Das mit der blauen Blume und inneren Heilung wäre zwar was, worüber ich so gar nichts weiß (klingt aber sehr einleuchtend! Das sind so Dinge, für die ich Dir hier sehr dankbar bin!). Aber das mit der Natur als Metapher, das springt mich beim lesen nahezu an. Das fühle ich heraus. Dafür dann durch Dich eine Untermauerung durch den Bezug zu Eichendorff zu erhalten, finde ich sehr interessant! Das sind so Dinge, die an mir vorbei gegangen wären, da ich viel zu wenig über Eichendorff weiß, als dass ich ihn hierin
erkannt hätte! Du hast da wirklich ein Talent! Und wie gesagt, am besten und schönsten daran finde ich, dass es Dein Leseerlebnis intensiviert und noch aufregender macht! So ist es richtig!
