steffi hat geschrieben: Mich haben ja ein paar Kleinigkeiten an dem Buch gestört, dieses für mich zuviel an Metaphern und auch ein bißchen, dass er sich weigert, seine Haltung anzupassen oder es nicht schafft, auch ein bißchen Gutes irgendwo zu sehen. Daher kam es nicht auf meine Top-Liste. Aber wenn ich es, sozusagen mit dir, noch einmal erlebe, stehen mehr die großartigen Dinge im Vordergrund !
Hallo Steffi,
ich habe nun ca. die Hälfte des Buches gelesen und ich bin schon gespannt, wie der Autor an das Ende der Geschichte rangeht.
Denn wie du es bereits erwähnst, hängt er den Erinnerungen nach und verklärt schon mal gerne die Heimzeit des Knaben, obwohl sie ja nicht nur schön und gut war... (
Ich war das Heimkind. Ich war so frei im Heim, unendliche Wochen, Monate, Jahre in kindliche Seligkeit... (S. 208), verteufelt seinen Aufenthalt bei den "Adoptionseltern" (sein Begriff) ...
Ich möchte ausbrechen und sitze in ihrer Botschaft als alleinige Geisel... (S. 182)...... Ich gebe zu, wenn man über diese Adoptiveltern liest, stehen einem schon die Haare zu Berge (zuanfangs im elterlichen Bett untergebracht, kein Einfühlungsvermögen in eine Kinderseele usw...)
Probleme habe ich die Grenze zwischen Kindheitserinnerungen und den Erwachsenensuaden zu unterscheiden....
Er beschreibt die Großmutter und ihren Kartoffelbrei, die Kartoffel wird seine Weltanschauung ...
Der Mensch ist eine Kartoffel.. (S. 204), in der Aufzählung der Kartoffelsorten mogelt sich auch die genmanipulierte Kartoffel darunter, und ich glaube nicht, dass das ein Thema der 60iger Jahre war. ...
Der Autor überspitzt manche Metapher ...
...Die Erinnerung ist ein Bürgersteig..(S. 206)...... denen ich ehrlich gesagt skeptischer gegenüber stehe als den Reimmonologen, die er einflechtet.
Und manchmal muß ich schmunzeln wenn er übertreibt und schreibt...
Die Zeit frisst ihre liebsten Kinder.. (S. 214).. , darin sehe ich den Gedanken abgewandelt von diesem bekannten Zitat "Die Revolution frisst ihre Kinder"...

Was für eine Übertreibung seitens des Autors.
Wenn der Knabe nicht mit seinen Erinnerungen abschließt und aussöhnt, dann bezweifle ich, ob er als Erwachsener mit dem Leben fertig wird.... und das Leben zu einem fortdauerndem Davonlaufen wird....
Ich nehme dem Jungen gleich, der ich gewesen bin, meine Beine in die Hand und laufe fort. Besser gesagt, ich laufe immer noch, das ganze Leben hindurch laufe ich ständig von mir fort, will raus aus diesem Bild.... (S. 219) .mich würde interessieren ob hier der Autor autobiographisch schreibt oder nicht.

Für den Künstler könnte das beständige Fortlaufen und die leidvolle Erfahrung eines Heimkindes vielleicht wie eine Inspiration funktionieren. (Bei Schiller waren es faulende Äpfel

) . Für den Menschen selbst wäre es heilsamer, irgendwann irgendwo anzukommen, am besten bei sich selbst.
na mal sehen, wie die Geschichte für den Knaben als Erwachsener endet.
Gruß,
Maria