Hallo liebe Maria (und liebe Steffi – sehe gerade, dass Du auch noch gerade was zum Thema geschrieben hast!),
JMaria hat geschrieben:das macht doch nichts. Beim Lesen sollte man sich wohlfühlen. Alles zu seiner Zeit. *Knuddel*
Das sehe ich - zum Glück - genauso entspannt! Ich finde es einfach nur gut zu wissen, dass es an mir liegt und nicht an der Autorin. Und an mir insofern, dass es nicht zu 100 % der richtige Zeitpunkt für mich und das Buch war. Und nicht in etwa, dass es mir so gar nicht liegt oder gefällt! Das finde ich viel wert! (Nicht zuletzt weil ich mir eben solche Passagen auch bei Virginia Woolf vorstelle, auf die ich über alle Maßen neugierig bin. So gehe ich jetzt aber noch besser vorbereitet in die Lektüre von Virginia Woolf. Und weiß auch, dass ich da ganz genau auf den Zeitpunkt achten werde, WANN ich etwas von ihr lese. Denn ich möchte es dann 100 % genießen und würdigen können und möchte es mir nicht mit ihr verscherzen, weil ich - ohne drüber nachzudenken - den falschen Zeitpunkt gewählt habe. Und auch das Buch "Schlaf ich oder wach ich" von Isabel Bolton werde ich dann angehen, wenn ich spüre, dass ich mich wieder besser auf so etwas einlassen kann. Das möchte ich aber sowieso lieber nach "Mrs. Dalloway" von Virginia Woolf lesen, denn es soll ja daran erinnern. Und da möchte ich erst mal Mrs. Dalloway kennenlernen. Hingegen "Mary und Grace" könnte ich mich vielleicht eher zuwenden, denn hier scheint Isabel Bolton ja einen anderen Erzählstil zu benutzen. Schön ist auch, dass mich unsere Diskussion hier und die Lektüre von Isabel Boltons "Der Weihnachtsbaum" nicht von Virigina Woolf abschreckt, sondern ganz im Gegenteil, mich auf sie noch neugieriger macht. Wenn auch mit dem Bewusstsein, dass ich mich damit jetzt im Augenblick wohl überfordern würde. Auf jeden Fall zeigt das, dass mir "Der Weihnachtsbaum" trotz nicht ganz gut gewähltem Lesezeitpunkt sehr gut gefällt!)
Gefällt mir auch wirklich! Ich habe gestern auf der Rückfahrt von der Arbeit und heute auf der Hinfahrt wieder weiter gelesen. Und wieder viele interessante Gedanken aufgegriffen und Dinge über das Innenleben der Figuren erfahren. Sehr gefallen haben mir die Gedanken über den Krieg. Sowohl in ein Weihnachtslied reingedichtet, als auch in Larrys Gedanken über die Menschen, die immer weiter machen (auch bei der Rüstung), ohne darüber nachzudenken, dass es besser wäre, sich in eine andere Richtung zu bewegen. Isabel Boltons Blicke in die Zukunft (wie sich die Technologie entwickeln wird - besonders im Hinblick auf die Kriegsmaschinerie) waren sehr scharf und leider wahr. Auch was die Bomber angeht (die heißgeliebten Spielzeugflugzeuge von Hillys Enkel). Larry betrachtet den Lieblings-Bomber von seinem Sohn als schon überholt. Und sieht voraus, dass man immer bessere Technologien (Flugzeuge) entwickeln wird, die immer noch größere und "bessere" Bomben transporieren, als der B-29, den sein Sohn so liebt und der die Bombe nach Hiroshima getragen hat. Oder auch Annes Gedanken, die auf ihrer Zugreise mit ihrem Mann Captain Fletscher all die Soldaten sieht, die zu Weihnachten heimkehren nachdem nun endlich der Krieg aus ist. Wie verschwindend gering alle anderen Probleme im Angesicht des alles zerstörenden Krieges sind - auch die um diese Familie! In all den Beobachtungen und Gedanken sprechen in diesem Buch nicht nur die Autoren, sondern gewiss durch sie Isabel Bolton selbst. Denn wenn man sich die Entstehungszeit dieses Buchs anschaut, dann weiß man, dass man es mit einer Autorin zu tun hat, die diese Zeiten hautnah miterlebt hat und das macht diese Gedanken noch echter und wichtiger.
Besonders interessant war auch ein Kapitel über Anne mit dem Captain. Sie fragt sich am Ende des Kapitels selbst wo das wohl noch hinführen soll... berechtigte Frage, wenn man bedenkt, wo die Gründe liegen, die sie zu der überstürzten Heirat verleitet haben. Und Larry... auch eine faszinierende Figur - er fasziniert auf seine (gar nicht nette Art) jeden... Anne, Gerald... egal wie er sich ihnen gegenüber verhält.
JMaria hat geschrieben:das macht doch nichts. Beim Lesen sollte man sich wohlfühlen. Alles zu seiner Zeit. *Knuddel*
Ich zitiere dieselbe Stelle mit Absicht ein zweites Mal. Denn einmal möchte ich mir fürs geknuddelt werden bei Dir bekdanken, liebe Maria! Zum anderen möchte ich aber noch mal betonen, wie froh ich selbst bin, dass ich wieder innerlich in der Lage bin zu lesen und mich auf Bücher einzulassen. Noch nicht auf alles uneingeschränkt, aber da bin ich geduldig mit mir! Ich bin schon weit gekommen auf meinem Weg zurück ins Lese-Leben und freue mich unsagbar darüber! Denn jeder der so gern liest, wie wir hier alle, der weiß, wie schlimm es ist, wenn man sich dazu - aus welchen Gründen auch immer - nicht mehr in der Lage sieht! Ich habe das so sehr vermisst - und freue mich so sehr, dass es mir wieder möglich ist!

Liebe Steffi, das ist ja schön, dass wir Dich mit unseren Beispielen nun neugierig machen konnten! Mir liegen die Sätze zwar – wie schon gesagt – im Moment nicht ganz so sehr (weiß sie aber trotzdem zu würdigen), aber Isabel Bolton zeigt in „Der Weihnachtsbaum“ noch eine zweite Stärke: Sie leuchtet Szenen so toll aus. Wie sie (in leisen Tönen) die Beziehungen der Figuren untereinander beschreibt oder Gefühle (Weihnachten, Wohngefühl etc.) beschreibt und dadurch im Leser selbst heraufbeschwört, ist wirklich ganz toll! Wenn Dir zusätzlich die Sätze noch so sehr gefallen, dann solltest Du Dich aber bald mal mit Isabel Bolton eindecken!

(Vielleicht ganz schnell noch mit "Der Weihnachtsbaum" - passt doch so schön in die Zeit!)
Edit: Ich habe - Dank Arnos Hilfe *liebwink* - meinen Avatar mal etaws winterlicher gekleidet! 