Hörerlebnisse 2015 - Ich höre gerade...

[NatiFine]

Liebe Didonia,
da ich mögl. ungekürzte Lesungen höre, ist das doch eigentlich egal, ob gelesen oder gehört habe. Über den Inhalt könnte man sich doch austauschen, oder? Was meinst Du? Wenn ich meine Hörereien auch bei Büchern einstellen würde, dann wäre ich hier nicht so allein.

[Didonia]

Das stimmt allerdings.

Dabei habe ich hier gelesen, was Du alles gehört hast.

Peter Ustinov kenne ich bisher nur als Schauspieler. Aber ich glaube, ich habe ein Buch von ihm im Regal. "Ich und Ich" heißt es, wenn mich nicht alles täuscht.

"Emma" kenne ich auch nur als Film, aber ich habe mir einige Bücher Jane Austens vom Diogenes Verlag gekauft. Vielleicht ist sie dabei.

Von Vonne van der Meer gefiel mir "Inselgäste". Da scheinst Du mit Deinem Hörbuch kein Glück gehabt zu haben.
Kennst Du das schon?

[JMaria]

Liebe Didonia,
da ich mögl. ungekürzte Lesungen höre, ist das doch eigentlich egal, ob gelesen oder gehört habe. Über den Inhalt könnte man sich doch austauschen, oder? Was meinst Du? Wenn ich meine Hörereien auch bei Büchern einstellen würde, dann wäre ich hier nicht so allein.

Hallo NatiFine,

schade, dass dir "Fiesta" nicht zugesagt hat. Die 'Lost Generation' und die Caféhaus-Atmosphäre kommen in dem Roman sehr gut zum tragen. Mir hat das Hörbuch sehr gut gefallen, auch wegen den autobiographischen Zügen, die du erkannt hast. Aber ich weiß, an "Papa" streiten sich die Geister

"Katzentisch" von Ondaatje habe ich als Buch ungelesen im Regal stehen.

[NatiFine]

Didonia, Du hast Dich meiner erbarmt. Danke

Inselgäste kenne ich nicht. Ich habe eine Leseprobe gefunden. Die schaue ich mir dann mal an.

[Didonia]

Ich hoffe, das gefällt Dir besser. Ich fand es ganz gut.

Das hatte ich hier mal geschrieben:

Ein leises Büchlein ist mir da im Buchladen über den Weg gelaufen: Inselgäste von Vonne van der Meer. Der Schauplatz ist immer derselbe. Das Gästehaus "Dünenrose" auf einer Insel im Wattenmeer. Die Gäste geben sich einander die Klinke in die Hand und das, was sie miteinander teilen, ist die Putzfrau und ein Gästebuch.
Was die Putzfrau nicht erfährt, teilt das Buch uns Lesern mit:
Da sind ein Ehepaar mit ihrem kleinen Sohn. Sie hoffen, nach dem Seitensprung des Mannes wieder einander näher zu kommen.
Eine ältere und eine junge Frau. Die Junge ist schwanger. Bei der Überlegung, ob sie es behalten soll, erinnert sich die Ältere an ihre eigene Abtreibung in ihrer Jugendzeit.
Ein alter Mann kommt auf die Insel, um hier seine letzten Stunden zu verbringen und Abschied von der Welt zu nehmen.
Für kurze Zeit tauche ich ein in das Leben dieser Menschen und lerne sie ein ganz klein wenig kennen.

[NatiFine]

Hallo Maria,

vielen Dank für Deine Reaktion.
Ich habe mich natürlich selbst hinterfragt, warum ich so auf Ernest Hemingway und "Fiesta" reagiere. Vielleicht liegt es genau an den autobiografischen Zügen. Er war im wirklichen Leben ein schwieriger Mensch und das auch im Buch. Dabei bedient er bei mir genau die Charakterzüge und Verhaltensmuster, auf die allergisch reagiere.
Nun sollte man doch die Person des Schriftstellers und sein Werk trennen. Wo soll das hin, wenn ich mir bei jedem Autor auch noch überlegen soll, ob er meinem persönlichen Anspruch an einen Menschen genügt.
Da in diesem Fall aber der Autor mit dem Protagonisten wesensverwandt sind, ist eine Trennung für mich schwierig.
Also, ist das eigentlich mein Problem, oder?

[JMaria]

Hallo Maria,

vielen Dank für Deine Reaktion.
Ich habe mich natürlich selbst hinterfragt, warum ich so auf Ernest Hemingway und "Fiesta" reagiere. Vielleicht liegt es genau an den autobiografischen Zügen. Er war im wirklichen Leben ein schwieriger Mensch und das auch im Buch. Dabei bedient er bei mir genau die Charakterzüge und Verhaltensmuster, auf die allergisch reagiere.
Nun sollte man doch die Person des Schriftstellers und sein Werk trennen. Wo soll das hin, wenn ich mir bei jedem Autor auch noch überlegen soll, ob er meinem persönlichen Anspruch an einen Menschen genügt.
Da in diesem Fall aber der Autor mit dem Protagonisten wesensverwandt sind, ist eine Trennung für mich schwierig.
Also, ist das eigentlich mein Problem, oder?

es ist ja auch ein persönliches Empfinden, wie man auf einen Autor und sein Werk reagiert.

mich berührt die Figur Hemingway, der sich in seine eigene Legende verstrickt hat, und doch hinter seiner lauttönenden Fassade, ehrenhafte Züge hat.

In seinen Briefen an Marlene Dietrich und an Scott Fitzgerald sieht man diesen Mann viel klarer bzw. von einer anderen Seite.

Auch wenn seine Romane Schwächen zeigen, hat er Szenen darin zum Atem anhalten; z.B. der Spießrutenlauf in "Wem die Stunde schlägt" oder das "Schützengraben" Erlebnis in "In einem anderen Land". Hervorragend finde ich ihn in seinen Kurzgeschichten "Schnee am Kilimandscharo" / "Die Nick Adams Stories" u.a. Aber vielen ist das auch nicht genug. Mir geben seine Romane viel, weil er darin zu finden ist, mit all seinen Höhen im Tiefen im Leben.

damit will ich nur aufzeigen, was mir an ihm gefällt, und will keine Bekehrung versuchen.

du weißt wie ich es meine

[Didonia]

Ich werde neugierig

[NatiFine]

Liebe Maria,
das nenne ich einen Meinungsaustausch, nicht Bekehrung. *däumchenhoch*
Du hast Dich eindeutig tiefer mit Ernest Hemingway beschäftigt, als ich. Deine Meinung interessiert mich sehr. Darum ist mir ein Austausch wichtig und ich danke Dir dafür. Darüber werde ich nachdenken.
"Schnee am Kilimandscharo" hörte ich, gelesen von Otto Sander und war ganz angetan von dieser Kombi.

Nun haben wir auch noch Didonia neugierig gemacht.

[JMaria]

Hallo NatiFine,

2012 hörte ich "Der Unbesiegte und andere Stories: Gelesen von Christoph Bantzer" , ich schrieb damals dazu:

Die Lesung besteht aus 2 CDs, die längste Erzählung ist "Der Unbesiegbare". Es geht um einen Stierkämpfer, dessen gute Zeiten bereits vorbei ist und es nicht einsehen möchte.

Die anderen Shortstories sind ebenfalls interessant, kurz gehalten, unverblümt, bedrohlich, wie z.B. "Killer".

Hemingway lässt gerne das Ende einer Story ins 'Nichts' gleiten und den Leser selbst seine Gedanken machen. In seinen Kurzgeschichten ist Hemingway ein wahrer Künstler und ich finde ihn immer wieder lohnenswert zu hören und zu lesen.

Killer" ist ja der Klassiker unter den amerikanischen Kurzgeschichten überhaupt.